Glattauer gibt Noten
Grundfalsch: Schweinefleischfreie Schulküche in Wien
Die IGGÖ wurde verurteilt, weil eine Lehrerin ihr Kopftuch abgelegt hatte und diskriminiert wurde. "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer äußert sich dazu.
Religion spaltet oft nicht nur die Gemüter, sondern auch die Gesellschaft. "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer nimmt sich daher zweier Themen an. Zum Einen ist da der Fall von Zeliha Ç., die sich von ihrem ehemaligen Arbeitergeber, der Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), diskriminiert sah, weil sie ihr Kopftuch abgelegt hatte und ihr dadurch ein Job bei der Stadt Wien verwehrt wurde. Zum Anderen geht es um Religionsunterricht an Wiener Schulen.
Wir brauchen endlich ReligionEN-Unterricht!
Ein Drittel Christen (37 %), ein Drittel Muslime (35 %), ein Drittel ohne Bekenntnis (26 %) – so sieht's also in Wiens Volksschulen aus, Privatschulen nicht eingerechnet. Per se kein Grund für Schnappatmung, wenn man mich fragt. Grundfalsch nenne ich's allerdings, wenn man das Drittel Muslime den Schulalltag bestimmen lässt: schweinfleischfreie Schulküche (in Wien schon die Regel); Mädchen, die in bodenlanger Verhüllung zum Unterricht kommen dürfen und dann auf Wandertage, Exkursionen, Schwimmen nicht mitgehen, nicht mitturnen, etc. Überhaupt immer die Kniefälle vor diesem Halal/Haram-Quatsch ...
Und noch etwas wäre falsch: den Religionsunterricht zu schwächen. Im Gegenteil. Er gehört gestärkt. Optimal wäre ein ReligionEN-Unterricht nach schulbehördlich (!) erstellten Lehrplänen, in dem Lehrerinnen ALLER (!) großen Konfessionen einander abwechseln. Für alle (!) Schüler gemeinsam. Verpflichtend. Vormittags. Am besten zwischen Mathe und Deutsch.
Note: Nachprüfung
Kopftuch: Islam-Lehrerin muss keines tragen
Apropos: Ich habe im Februar den Prozess um eine Volkschullehrerin kommentiert, die, als sie noch Islam-Lehrerin war, vom Fachinspektor der Islamischen Glaubensgemeinschaft gedrängt worden sein will, vor ihren Schülern Kopftuch zu tragen. Als sie dennoch "oben ohne" unterrichtet habe, sei eine Fixanstellung bei der Stadt Wien erfolgreich boykottiert worden.
In erster Instanz wurde der Frau jetzt Recht gegeben. Kopftuch-Pflicht ist "Diskriminierung wegen Religion", der Frau stehen 15.000 Euro Schadenersatz zu. Bravo! Verpfiffen wurde die Lehrerin übrigens von Eltern ihrer Schüler, die bei der IGGÖ das Kopftuch einmahnten, ohne dass man in der öffentlichen Schule etwas davon mitbekam... Hinterzimmer-Religion - das muss sich ändern (siehe oben)!
Und: Eine Muslimin, die kein Kopftuch tragen will, darf in Österreich von niemanden dazu gezwungen werden, schon gar nicht von einer staatlich finanzierten Religionsgemeinschaft.
Note: Sehr gut
Hilfe für Volksschulen – leider nur für 20...
Jetzt steigt "Teach for Austria" mit ihren Fellows (Uni-Abgängerinnen mit Lehramts-Kursen) in Wien auch in den Volksschulen ein, was sich die Stadt 120.000 Euro kosten lässt. Das ist die gute Nachricht, denn Wiens Volksschulen, vor allem jene mit kaum übersehbaren Migrationsvordergründen, brauchen dringend Personal, hier sind 10-Jährige oft bis zu drei Lernjahre hinter Akademiker-Kindern zurück ... ein Wahnsinn!
Die schlechte: All das startet erst 25/26 und zwar als Pilotprojekt an nur 20 Ganztagsvolksschulen. Jetzt sitzen in Ganztagsvolksschulen aber fast nur Kinder mit zwei berufstätigen Eltern, sprich: aus finanziell besser gestellten Familien. Tja. Und wieder erreicht man nicht die, die ihre Nachmittage in den Parks verbringen und dort Rangordnungen herstellen, statt etwas zu lernen. Deutsch zum Beispiel. Ich sag‘s nur.
Note: Genügend???
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Kolumnist Niki Glattauer äußert sich zu zwei aktuellen Themen: Zum einen geht es um die Diskriminierung einer Lehrerin durch die IGGÖ, weil sie ihr Kopftuch abgelegt hatte, und zum anderen um den Religionsunterricht an Wiener Schulen
- Glattauer fordert einen ReligionEN-Unterricht nach schulbehördlich erstellten Lehrplänen, der von Lehrern aller großen Konfessionen gemeinsam unterrichtet wird
- Außerdem kritisiert er die Hilfe für Volksschulen, die nur an 20 Ganztagsvolksschulen angeboten wird und somit vor allem Kinder aus finanziell besser gestellten Familien erreicht