Kindergärtnerin besorgt

Deutsch-Probleme: "Das System kommt nicht mehr mit"

Laut einer neuen Studie gibt es in vielen Kindergärten massive Sprachprobleme. Eine Kindergarten-Pädagogin alarmiert jetzt.
Johannes Rausch
26.03.2025, 04:00

"Viele verstehen am Anfang kein einziges Wort Deutsch", erzählte eine Kindergartenpädagogin aus Wien unlängst. Dramatisch: Von 65 Plätzen sind aktuell 58 belegt – aber nur vier Kinder haben Deutsch als Erstsprache.

"Wir unterhalten uns teilweise mit Händen und Füßen", so die Frau. Zu Hause werde ausschließlich in der Muttersprache geredet. Für viele sei der erste Tag im Kindergarten gleichzeitig der Erstkontakt mit Deutsch. "Heute" sprach jetzt mit einer gelernten Kindergarten-Pädagogin über die schwierige Lage.

"Die Anforderungen im Bildungsbereich sind in den vergangenen Jahren definitiv gestiegen", sagt Silvana Nenad im "Heute"-Gespräch. Sie leitete zehn Jahre einen Kindergarten in Linz, ist nun Landesfrauenvorsitzende Oberösterreich der Gewerkschaft Younion.

"Die Gruppen sind bunt gemischt: Manche Kinder können gar kein Deutsch, andere sehr gut. Es gibt welche, die gefördert werden müssen und welche, die hochbegabt sind", berichtet Nenad. "Das hat nicht in erster Linie mit dem Migrationshintergrund zu tun."

Ein Punkt fällt der gelernten Kindergarten-Pädagogin auf: "Es gibt immer mehr verhaltensauffällige Kinder." Das Bildungssystem komme mit den Herausforderungen nicht mehr mit.

„Es gibt immer mehr verhaltensauffällige Kinder.“
Silvana NenadEhemalige Leiterin eines Kindergartens

Kleinere Gruppen, mehr Sozialarbeiter

Was wäre hilfreich? "Besser wäre es, wenn es in den Kindergärten kleinere Gruppen gäbe. Außerdem sind mehr Sozialarbeiter und zusätzliche Sprachpädagogen notwendig." Man müsse grundsätzlich mehr Geld investieren.

Und: Eltern müssten viel mehr eingebunden werden. "Manche Erziehungsberechtigte legen daheim Wert auf Sprache. Bei anderen hingegen sitzt der Nachwuchs schon mit dem Handy im Wagerl. Hier braucht es auch mehr Aufklärung", fordert die Gewerkschafterin.

"Es gibt sehr viele engagierte Menschen in diesem Beruf. Doch es ist überhaupt schwierig, welche zu finden, die in diesem Bereich noch arbeiten wollen. Die Herausforderungen werden immer größer", warnt Nenad.

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