Ukraine

"Kaum ein Preis zu hoch" – Generalmajor schreckt auf

Eine Gegenoffensive der Ukraine mitten in einer mutmaßlichen Staudamm-Sprengung Russlands – ein Experte klärt auf, wie der Krieg derzeit eskaliert.

Rene Findenig
Generalmajor Günther Hofbauer am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
Generalmajor Günther Hofbauer am späten Freitagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Bei der durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms ausgelösten Flutkatastrophe sind mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen, dazwischen herrscht Sorge um eine nukleare Katastrophe im Atomkraftwerk Saporischschja, während die Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine immer heftiger werden und von Russlands Machthaber Wladimir Putin neue Atomdrohungen kommen. Welche Gefahr aktuell herrscht und wie der Krieg eskaliert, erklärten am Freitagabend der AKW-Experte Georg Steinhauser und Generalmajor Günther Hofbauer in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Marie-Claire Zimmermann.

"Zum augenblicklichen Zeitpunkt können wir tatsächlich Entwarnung geben", so Steinhauser dazu, ob es aktuell in der Ukraine wegen der Überflutungen durch den mutmaßlich gesprengten Staudamm zu einem Atomunfall im AKW kommen könnte. Ein Kühlteich könne derzeit noch die Kühlung gewährleisten, hieß es, ein Wiederbetrieb unter Volllast sei aber ohne Stausee nicht mehr möglich. "Der Zustand jetzt bleibt auch noch für Jahre aufrecht", so der Experte. Es würde eine nicht abschaltbare Hitzeleistung erzeugt, aber deutlich geringer, als im Normalbetrieb, so Steinhauser zum aktuellen Zustand.

"Dauerzustand kann es auf keinen Fall sein"

"Man rettet von Tag zu Tag und ein Dauerzustand kann es auf keinen Fall sein", gestand er. Wirklich schlimm wäre es aber, wenn auch noch der Strom ausfallen würde, man habe dann kaum mehr Zeit zum Reagieren. Derzeit sei das aber nicht so. Sollte wirklich die Kühlung ausfallen, käme es zur Freisetzung von Radioaktivität im Reaktorgebäude, so Steinhauser, das "Containment" nach außen wäre aber aufrecht. In Kriegszeiten könne man den Fall, dass dieses beschädigt werde, aber nicht ausschließen. Es könne jedoch nicht im Interesse der Russen sein, dass "hier grob etwas schiefläuft", so Steinhauser.

Generalmajor Hofbauer wiederum schätzte die militärische Situation in der Ukraine ein. Der Dammbruch nutze sicher der russischen Seite, so der Experte, die Ukraine könne den überschwemmten Bereich nicht mehr nutzen und nicht mehr nach Osten vorstoßen. Die russische Seite werde sich dagegen damit auseinandersetzen, den Nordkrimkanal wieder mit Wasser zu versorgen. Dass es weitere Eskalationen schlimmster Art geben könnte, schloss Hofbauer nicht aus: "In diesem Krieg ist nichts unmöglich und kaum ein Preis zu hoch."

1/10
Gehe zur Galerie
    Die Situation im Kernkraftwerk Saporischschja drohte seit Beginn der ukrainischen Invasion in die Ukraine schon mehrfach ausser Kontrolle zu geraten.
    Die Situation im Kernkraftwerk Saporischschja drohte seit Beginn der ukrainischen Invasion in die Ukraine schon mehrfach ausser Kontrolle zu geraten.
    REUTERS

    "Wir sollten hier nicht überzogene Ängste schüren"

    Der Staudamm-Bruch jedenfalls nutze der russischen Seite mehr und es wären dazu massive Mengen an Sprengstoff notwendig, weswegen er davon ausgehe, dass die Sprengung von russischer Seite erfolgt sei, so Hofbauer. Von ukrainischer Seite wiederum habe man in den vergangenen Wochen versucht, in die Tiefe vorzudringen und russische Munitionsdepots zu zerstören, jetzt würden die Offensiven verstärkt, doch die russische Seite habe sich über Monate gut darauf vorbereiten können.

    Es sei eine massive Anstrengung, da Schwachpunkte ausfindig zu machen. Und in Sachen Atomwaffenverlegung nach Belarus lege Putin wieder die "nukleare Karte" auf den Tisch, aber "wir sollten hier nicht überzogene Ängste schüren". Putin signalisiere damit eher dem Westen Einschüchterung und den eigenen Verbündeten die Stärke Russlands, wie er es schon mehrmals in der Vergangenheit getan habe.