Politik
Katastrophen-Gemeinden stimmten für Wehrpflicht
Die Schlacht um die Wehrpflicht ist geschlagen, die Österreicher wollen an ihr festhalten. Vor allem in jenen Gemeinden, die in den letzten Jahren von Naturkatastrophen heimgesucht wurden, waren die Befürworter in der Mehrheit.
"Heute.at" nahm drei Katastrophen der letzten Jahre als Grundlage - die Lawine von Galtür 1999, das Jahrhundert-Hochwasser 2002 und der Murenabgang in St. Lorenzen 2012. Eines vorweg: In keinem der betroffenen Gebiete wurde für Abschaffung der Wehrpflicht gestimmt, teilweise gab es sogar klare Mehrheiten für die Beihaltung. So fielen die Ergebnisse im Detail aus:
Lawinenkatastrophe von Galtür
Am 23. Februar 1999 gingen bei Galtür zahlreiche große Lawinen ab, die den Ort von der Außenwelt abschnitten und großen Schaden anrichteten. Insgesamt 38 Menschen verloren ihr Leben, 48 wurden verletzt. Das Bundesheer war maßgeblich einer der größten Evakurierungsaktionen, die in Österreich je mittels Hubschrauber durchgeführt wurden, beteiligt.
Das haben die Bewohner des Tiroler Bezirks Landeck nicht vergessen. 70,75 Prozent stimmten für die Beibehaltung der Wehrpflicht. In Galtür selbst votierten 73,20 Prozent für das alte System.
Jahrhunderthochwasser
Im August 2002 führten gewaltige Niederschlagsmengen in mehreren Teilen Österreichs zu Überflutungen. Besonders stark betroffen waren das Kamptal, Steyr und Hainburg an der Donau. Bundesheersoldaten waren hier in Sachen Hochwasserschutz und bei den Aufräumarbeiten im Einsatz.
Auch in diesen Gemeinden fiel das Ergebnis eindeutig aus. Die NÖ-Bezirke Horn (69,72%), Krems-Land (67,23%) und Zwettl (70,91%) haben ebenso für die Wehrpflicht gestimmt wie auch Steyr (52,78%) und Hainburg (57,22%).
Mure in St. Lorenzen
Am 21. Juli 2012 verschüttete eine zehn Meter hohe Mure etwa 70 Häuser der Gemeinde im Bezirk Liezen. 400 Mann des Bundesheeres waren hier bei der Evakuierung des Dorfes sowie bei den Aufräumarbeiten vor Ort.
Wie auch in der restlichen Steiermark fiel auch im Bezirk Liezen das Ergebnis eindeutig pro Wehrpflicht aus. 70,75 Prozent stimmten für die Beibehaltung.
Gemeinde Trieben
In der steirischen Gemeinde Trieben, in der St. Lorenzen im Paltental liegt, das im Sommer 2012 von einem schweren Murenabgang betroffen war, votierten 72,7 Prozent für die Wehrpflicht. In der Steiermark lag die Zustimmung für den Status quo bei 66,0 Prozent und damit doch etwas unter dem Ergebnis dieser Katastrophengemeinde.
Noch deutlicher über dem steirischen Ergebnis fielen die Ergebnisse von Großsölk und Kleinsölk aus: Hier stimmten 88,2 bzw. 86,1 Prozent der Wahlberechtigten für die Wehrpflicht. Und ganze 89,3 Prozent gaben in der Gemeinde Oppenberg der Wehrpflicht ihre Stimme. Im Juli 2012 war die Gemeinde durch eine Mure von der Außenwelt abgeschnitten worden.
Abweichungen gab es zum Teil auch an den Kasernenstandorten. Am deutlichsten war dies in der Gemeinde Allentsteig, wo das Bundesheer seinen größten Truppenübungsplatz hat. Dort gab es 74,1 Prozent Zustimmung zur Wehrpflicht, um 13,3 Prozentpunkte mehr als in ganz Niederösterreich.
Mehr Wehrpflicht-Fans als im Landesschnitt gab es auch im Salzburger Tamsweg, wo 72,8 Prozent keine Veränderung wollten (Salzburg: 61,0 Prozent). Auch in Güssing, wo die modernste Kaserne Österreichs steht, waren mit 57,3 Prozent deutlich mehr Wahlberechtigte für die Wehrpflicht als im gesamten Burgenland (50,5 Prozent). Ebenfalls über dem Landes-Schnitt war die Gemeinde Spittal a.d. Drau - mit 68,2 Prozent votierten hier mehr Personen für die Wehrpflicht als in ganz Kärnten (63,3 Prozent).