Politik

Kanzler Nehammer erklärt jetzt allen, was "normal" ist

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat auf Facebook ein Video veröffentlicht, in dem er klarstellt, was für ihn "normal" ist – und was nicht!

André Wilding
Bundeskanzler Karl Nehammer: "Das finde ich nicht normal!"
Bundeskanzler Karl Nehammer: "Das finde ich nicht normal!"
Facebook/ Karl Nehammer

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Mittwoch die Bregenzer Festspiele eröffnet – und seine Rede war alles andere als eine Wohlfühlrede! Stattdessen rechnete das österreichische Staatsoberhaupt mit der Politik ab und übte an den Volksvertretern des Landes scharfe Kritik. "Hören Sie auf mit dem Ablenkungskampf und Begrifflichkeiten und Deutungshoheiten. Kämpfen Sie doch lieber um die besten Lösungen", mahnte Van der Bellen.

Das Staatsoberhaupt kritisierte in seiner Rede allerdings nicht nur die Regierung unter Kanzler Nehammer, sondern auch NÖ-Landeschefin Johanna Mikl-Leitner. Die Landesfürstin hatte vor kurzem von einer "normaldenkenden Mitte der Gesellschaft" gesprochen. Ein unangebrachtes "Wir gegen die Anderen", so Van der Bellen und "Wer sind die Normalen?" wollte der 79-Jährige wissen.

"Bist du noch normal?"

Zwei Tage nach den mahnenden Worten des Bundespräsidenten legt nun Kanzler Karl Nehammer nach. "Das ist doch alles nicht mehr normal. Bist du noch normal?" – mit diesen Worten beginnt Nehammer seine Rede, die am Freitag auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht worden ist.

In dem rund zwei Minuten langen Clip erklärt der Regierungschef, ob man überhaupt noch "normal" sagen darf. "Ich sage euch, wer nicht normal ist. Das sind die Extremen und die Radikalen, sei es Linksextreme, sei es Rechtsextreme. Extrem ist, wenn man seine Meinung über die der anderen stellt, sich über die Regeln und Gesetze hinwegsetzt, so als würden sie für einen selbst nicht gelten."

"Klimakleber, Identitäre, Hassprediger"

Und weiter: "Es sind Klimakleber oder Linksradikale, genauso wie Rechtsradikale oder Identitäre. Es sind islamistische Hassprediger genauso wie Vandalen oder sonstige Extremisten. Eines sage ich euch ganz klar. Das Extreme ist der Feind des Normalen und vor allem eine Gefahr für die Gesellschaft."

Nehammer stellt in dem Video auch klar, was für ihn nicht normal ist, nämlich, "dass man dafür kritisiert wird, dass man sich für die Normalen, für die Vielen, für die Mehrheit einsetzt. Für die, die sich an Regeln halten. Für diejenigen, die in der Früh aufstehen und arbeiten gehen. Für diejenigen die sich mit ihrer Familie etwas aufbauen wollen."

"Ich will Politik für die Vielen machen"

"Seit meiner Rede Österreich 2030 werden wir dafür kritisiert, dass wir uns genau für diese Menschen einsetzen. Das finde ich nicht normal. Ich bleibe dabei. Ich will Politik für die Vielen machen, ohne die Wenigen dabei zu vergessen. Minderheitenschutz ist ganz wichtig."

Laut dem Kanzler sei es auch "in Ordnung, dass wir Ausnahmen machen. Aber es ist nicht in Ordnung, wenn Ausnahmen die Regel werden. Es ist in Ordnung, wenn sich jemand dazu entscheidet, mit dem Rad in die Arbeit zu fahren. Aber es soll aufhören, dass man den Autofahrern ein schlechtes Gewissen macht, vor allem, weil viele auf das Auto angewiesen sind."

Meinungsfreiheit sei in Österreich "ein hohes Gut" und "wir werden uns nicht von einigen Wenigen die Worte einfach verbieten lassen", so Nehammer. "Als Bundeskanzler möchte ich die Menschen zusammenführen und nicht auseinandertreiben. Es ist meine Aufgabe, unsere gemeinsame Aufgabe, die Probleme der Vielen zu lösen."

Und: "Es ist Zeit, Politik für die Vielen zu machen, ohne auf die Wenigen zu vergessen. Dafür stehe ich als Bundeskanzler unseres Landes", erklärt der ÖVP-Chef am Ende seiner Ansprache.

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