Politik
Kanzler Faymanns Wahlkampfstart
Großkampftag der SPÖ in Sachen Nationalratswahl. SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied besuchte mit Bundeskanzler Werner Faymann eine Ganztagesvolksschule in Wien und nahm ÖVP-Chef Michael Spindelegger beim Wort, was die Verhandlungen um ein neues Lehrerdienstrecht angeht. Kurz darauf präsentierte SP-Wahlkampfleiter Norbert Darabos die Wahlplakate für die Nationalratswahl im Herbst.
angeht. Kurz darauf präsentierte SP-Wahlkampfleiter Norbert Darabos die Wahlplakate für die Nationalratswahl im Herbst.
Rechtzeitig vor den großen Sommerferien und passend zum längst gestarteten Nationalrats-Wahlkampf brachte die SPÖ in der Gantagsvolksschule in Wien-Neubau noch einmal ihren Standpunkt in der Bildungspolitik auf den Punkt. Eifrig wurde für den verschränkten Ganztagesunterricht die Werbetrommel gerührt. Der Kanzler befand, man sollte diese Schulform "mehr propagieren".
"Viele Vorurteile in Bevölkerung"
Derzeit sei sie an fünf Prozent der Schulen zu finden, "das ist mehr als in der Vergangenheit, aber ein bisschen wenig". Schmied verwies auf die Anstrengungen um den Ausbau von ganztägigen Angeboten, für den der Bund auch "sehr viel Geld in die Hand" nehme. Faymann räumte ein, dass es in der Bevölkerung "viele Vorurteile" gegen die Ganztagsschule gebe.
So befürchteten die Eltern, die Kinder würden durch den langen Schultag überfordert oder eine Teilnahme an außerschulischen Freizeitangeboten werde erschwert. Aber es sei "wichtig, die Vorteile zu sehen", meinte der Kanzler. Einer davon: "Wenn man nach Hause kommt, ist die Aufgabe schon gemacht." Es sei ja auch "kein Zufall, dass die teuren Privatschulen dieses Modell haben".
Viele Interessenten an Schulform
Die Direktorin der Schule im 7. Bezirk, Beatrix Handschmann, kann sich jedenfalls über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. "Ich muss immer wieder Interessenten ablehnen." Ein entscheidender Vorteil der Ganztagsschule ist für die Direktorin spezifische Betreuung über die reinen Unterrichtsstunden hinaus: "Es gibt Kinder, die ohne uns nichts haben." Die Schüler sind von 8.00 bis 15.30 Uhr vor Ort, der Unterricht wechselt sich mit Lern- und Freizeitphasen ab. Und auch in den Ferien würden Betreuungsangebote organisiert.
"Wir sind mehr an der Schule, als erwartet"
Auch das aktuelle Thema Lehrerdienstrecht kam naturgemäß zur Sprache - vor allem das heiße Eisen Anwesenheits- bzw. Unterrichtsstunden. "Wir sind sowieso mehr an der Schule, als üblicherweise erwartet wird", so die Direktorin. Schmied lobte den Standort als Beispiel dafür, dass viele Lehrer und Lehrerinnen "ausgezeichnet" arbeiten, und auch Faymann befand: "Sehr viele Lehrer arbeiten sehr engagiert." Ziel sei nach wie vor, bis zur Wahl ein neues Dienstrecht zu fixieren, aber "versprechen kann ich es Ihnen nicht", sagte der Kanzler.
Ressortchefin Schmid hatte bereits in der "ZiB24" erklärt, dass es jetzt "dringend sozialpartnerschaftliche Kultur auch in der Lehrergewerkschaft" brauche. Wenn Spindelegger sich nun "in Stellung bringt", sehe sie das als "große Chance, Bewegung in das Thema zu bringen". Sie hoffe sehr auf den Erfolg des Vizekanzlers, der ja auch ÖVP-Chef sei, verwies Schmied darauf, dass die Lehrergewerkschaft eben auch VP-dominiert sei.
Darabos präsentierte Wahlkampagne
Die SPÖ positionierte am Mittwoch Werner Faymann weiters als ganz ruhigen Steuermann. Wahlkampf-Leiter Norbert Darabos zeigte die neue Plakatkampagne mit dem Slogan: "Stürmische Zeiten, sichere Hand", die zwar nicht die Kanzlerhand, aber den betont seriös blickenden Kanzlerkopf zeigt.
Darabos versuchte bei der Präsentation, eine Duell-Situation mit Michael Spindelegger herbeizureden. Denn während Faymann weiter die Regierungsgeschäfte führe, habe sich der ÖVP-Chef in letzter Zeit als eine Art "Flip-Floper" gezeigt und politische "Doppelbödigkeit" erkennen lassen. Ein Wahlkampf-bedingtes Hin und Her des Koalitionspartners erkannte der Bundesgeschäftsführer etwa bei den Themen Golan, Konjunkturpaket und Zweckbindung der Wohnbauförderung.