Preiserhöhung
Kaffee wird teurer – Italien bangt um 1-Euro-Espresso
Die steigenden Kaffeebohnenpreise zwingen auch italienische Cafébetreiber dazu, ihren Espresso teurer zu verkaufen. Der Unmut ist groß.
Es gibt ihn noch, den Espresso in Italien um lediglich einen Euro - zumindest bis jetzt. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Der Grund dafür sind die zuletzt stark gestiegenen Kaffeebohnenpreise.
Deshalb ist es so günstig
Warum der Espresso in dem Land bisher überhaupt so günstig sein konnte, liegt auf der Hand: "Al banco" im Stehen an der Bar konsumiert erfordert wenig Aufwand. Zudem gehört der Espresso in Italien zum täglichen Leben und gilt als Grundnahrungsmittel. Der hohe Konsum und der konstante Umsatz hat es Kaffeehäusern bislang erlaubt, trotz niedriger Preise profitabel zu bleiben.
Außerdem verfügt das Land über viele Kaffeeröstereien – teure Importkosten fallen so weg. Zusätzlich werden durch Kooperationen mit Kaffeezulieferern von diesen nicht nur häufig die Eröffnungskosten von Cafés übernommen, sondern auch Maschinen und Tassen gesponsert - das spart viel Geld. Zuletzt sind viele Cafés familiengeführt, was geringe Personalkosten bedeutet.
Verdoppelung des Preises
Dass der Espresso jetzt wohl teurer wird, liegt laut Fachleuten vor allem an den Kaffeebohnenpreisen: Im vergangenen Jahr seien diese um 48 Prozent gestiegen – aufgrund von Lieferkettenproblemen und Missernten wegen des Klimawandels. Seit 2018 haben sich die Preise laut "Telegraph" verdreifacht. Vor allem schlechte Ernten in Vietnam und Brasilien sowie Lieferkettenprobleme zwischen Europa und Asien seien die Ursachen.
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Außerdem sparen Kooperationen mit Zulieferern zwar Geld, zwinge Kaffeebars jedoch auch häufig dazu, Verträge mit einer festgelegten Bohnenmenge zu unterzeichnen. Meist sei diese viel zu hoch, berichtet Andrea Pettinari, Inhaber des Cafés Caffe dell'Arte, gegenüber "Telegraph". Es muss also am Preis geschraubt werden.
"Wenn der Preis für Espresso bei einem Euro bleibt, ist das für alle in der Lieferkette – Bauern, Baristas, Cafébesitzer – nicht mehr tragbar", so Pettinari. Wie südtiroler Medien berichten, könnten die italienischen Espressopreise in den kommenden Monaten sogar auf über zwei Euro steigen. Das entspricht einer Verdoppelung des bisherigen Durchschnittspreises.
Italiener in Aufruhr
Das bereitet den Italienern natürlich große Sorgen: "Die Italiener sind in Aufruhr über die Zukunft ihrer günstigen Espressi", berichtet die "Financial Times". Man sei die Preise seit Langem gewohnt, einst seien sie sogar vom Staat reguliert worden. "Alle sind ziemlich nervös, verängstigt und geraten in Panik wegen der Espressopreise", so Luigi Morello, Präsident des italienischen Espresso-Instituts.
Zumindest Pettinari kann einem höheren Preis etwas Gutes abgewinnen: "Supergünstige Espressopreise sollten nicht aufrechterhalten werden, sonst leidet die Qualität." In 25 Jahren habe sich beim Preis nicht viel geändert, während alles andere um das Vier- oder Fünffache teurer geworden sei. Ein Preis sollte widerspiegeln, dass der Kaffee aus den richtigen Quellen kommt: "Nicht um die Leute abzuzocken, sondern für die Qualität des Produkts."
Auf den Punkt gebracht
- Die steigenden Kaffeebohnenpreise zwingen italienische Cafébetreiber dazu, den Preis für einen Espresso zu erhöhen, was bei den Italienern großen Unmut auslöst.
- Experten zufolge könnten die Espressopreise in den kommenden Monaten auf über zwei Euro steigen, was einer Verdoppelung des bisherigen Durchschnittspreises entspricht und die Italiener in Aufruhr versetzt.