Union-Wahlsieger

Jurist, Pilot und 1,98 m groß: Das ist Friedrich Merz

CDU-Chef Friedrich Merz triumphiert bei der Wahl und könnte neuer Bundeskanzler werden. Sein politischer Werdegang war geprägt von Höhen und Tiefen.
23.02.2025, 20:06

Es ist eines der bemerkenswertesten politischen Comebacks in der jüngeren deutschen Geschichte: 2009 sagte Friedrich Merz nach einem verlorenen Machtkampf mit der damaligen CDU-Chefin Angela Merkel der aktiven Politik Lebewohl.

13 Jahre später wurde er selbst zum Chef der deutschen Christdemokraten gewählt. Nach dem Sieg der CDU/CSU bei der Bundestagswahl vom Sonntag könnte der heute 69-Jährige nun auf seine späten Tage ins Berliner Kanzleramt einziehen.

Friedrich Merz: Christdemokrat seit Jugendjahren

Merz stammt aus dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Geboren wurde er im November 1955 in der Kleinstadt Brilon im Hochsauerland, einer zwar ländlich geprägten, aber dank erfolgreicher mittelständischer Unternehmen wirtschaftsstarken Region. Schon als Schüler bei den Christdemokraten engagiert, zog Merz nach einem Jurastudium in die große Politik, zunächst 1989 als Abgeordneter im Europäischen Parlament und von 1994 an im Bundestag.

Nach dem Ende der Ära von CDU-Kanzler Helmut Kohl (1982-1998) und den Turbulenzen der CDU-Spendenaffäre wurde Merz 2000 Chef der CDU/CSU-Fraktion und damit Oppositionsführer im deutschen Bundestag. Nach der Wahlniederlage 2002 – mit CSU-Chef Edmund Stoiber als Kanzlerkandidat – musste er diesen Posten für Merkel freimachen. Merz blieb stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel

2003 machte er Schlagzeilen mit seiner Forderung, eine Steuererklärung müsse in Deutschland so einfach sein, dass sie auf einen Bierdeckel passt. Ende 2004 warf Merz, der als konservativer Gegenspieler Merkels galt, auch als Fraktionsvize hin. 2009 kandidierte Merz nicht mehr für den Bundestag und engagierte sich in der Wirtschaft. Er hatte verschiedene Aufsichtsratsmandate inne und war von 2016 bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender der US-Investmentgesellschaft Black Rock in Deutschland.

Wie viel von der Bierdeckel-Idee bleibt bei Friedrich Merz?

Nicht viel, schreibt der "Tagesspiegel" nach einer Analyse von Merz' Wandel in den vergangenen Jahren. Der 69-Jährige hat sich von seiner früheren Forderung nach einer radikalen Steuervereinfachung auf Bierdeckelgröße distanziert. Mit Blick auf finanzpolitische Realitäten setzt er nun auf eine Unternehmenssteuerreform in mehreren Schritten, ohne große Steuersenkungen zu versprechen. Er hält an der Rente mit 67 fest, vermeidet jedoch kontroverse Reformankündigungen, um Wähler nicht zu verschrecken.

Merz betont die Notwendigkeit eines wirtschaftspolitischen Wandels, sieht aber Priorität darin, Vertrauen in die Demokratie wiederherzustellen. Die CDU fokussiert sich auf wirtschaftsfreundliche Maßnahmen, während Entlastungen für Privathaushalte zurückstehen.

Innerhalb der Partei gibt es noch Diskussionen, etwa zur Pflegeversicherung. Einige Reformen stehen bereits fest, darunter Steueranreize für längeres Arbeiten und die steuerfreie Behandlung von Überstunden.

Merz’ Strategie: Weniger versprechen, aber umsetzen, was realistisch ist – im Gegensatz zu früheren radikalen Forderungen, die sich nicht mehr mit den politischen Gegebenheiten decken.

Den Weg zurück in die Politik fand Merz erst mit Ende der Ära Merkel, die 2018 nicht mehr als CDU-Vorsitzende kandidierte und bei der Bundestagswahl 2021 nach 16 Jahren als Kanzlerin nicht mehr antrat. Die Wahl zum Parteichef gelang Merz allerdings erst im dritten Anlauf Anfang 2022. Vorausgegangen war das Wahldebakel der CDU/CSU mit Kanzlerkandidat Armin Laschet.

Ehe mit Juristin

Freund und Feind überragt der 1,98-Meter-Mann um Haupteslänge. Merz ist leidenschaftlicher Privatflieger, was ihm in der Umwelt- und Klimadiskussion auch Kritik einbrachte. Verheiratet ist der Jurist mit einer Juristin, seine Frau Charlotte Merz ist Direktorin des Amtsgerichts in Arnsberg (NRW). Das Paar hat einen Sohn und zwei Töchter. Bei einer TV-Diskussion mit Kanzler Olaf Scholz am Mittwoch vor der Wahl nannte Merz auf die Frage nach persönlichen Schicksalsschlägen den frühen Tod von zweien seiner drei Geschwister.

In einer TV-Viererrunde zwei Tage zuvor hatte Moderator Günther Jauch den Bierdeckel von 2003 mit dem Steuerkonzept präsentiert, der es längst ins Haus der Geschichte in Bonn geschafft hat. Jauch passierte ein Malheur, denn das gute Stück fiel zu Boden. Aber Museumsdirektor Harald Biermann versicherte, dass Deutschlands berühmtester Bierdeckel unbeschädigt blieb.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 23.02.2025, 20:26, 23.02.2025, 20:06
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