Politik
"Jungen Perspektiven geben" – Kritik an Regierung
In einer Pressekonferenz präsentierte ÖVP-Staatssekretärin Plakolm den achten Jugendbericht. Ihre Aussagen kritisiert die Opposition teils scharf.
Dass viele Jugendliche nur 20 Stunden arbeiten wollen, hält Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) "für eine gefährliche Situation". "Damit werden wir in ein paar Jahrzehnten eine Generation haben, die weder Eigentum hat, das sie absichert, noch eine ordentliche staatliche Pension", warnt Plakolm.
Gemeinsam mit Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier präsentierte die ÖVP-Politikerin am Donnerstag den "8. Bericht zur Lage der Jugend in Österreich". Die Studienpräsentation fand im Vorfeld des internationalen Tags der Jugend am kommenden Samstag statt. Ergebnis der Studie wäre unter anderem, so Plakolm, dass "es so viele Themen gibt, wo Jugendliche offenbar Angst haben, offen darüber zu sprechen."
Kritik von Jugendorganisationen
Scharfe Kritik kommt nach der heutigen Pressekonferenz von den Jugendorganisationen der Oppositionsparteien. "Wenn man selbst als Regierungsmitglied null Verantwortung für die Missstände in der österreichischen Jugendarbeit übernehmen will, kann man leicht Verantwortung von anderen einfordern", sagt beispielsweise Maximilian Weinzierl, Obmann der Freiheitlichen Jugend.
Paul Stich, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend, lässt ebenfalls kein gutes Haar an den Ausführungen Plakolms: "Ihre Ausführungen waren wie befürchtet nicht mehr als heiße Luft - das haben sich die österreichischen Jugendlichen wirklich nicht verdient. Es braucht klare Maßnahmen für die Jugend statt leerer Phrasen und Scheinankündigungen." Claudia Plakolm wäre "das junge Gesicht eines alten Systems", empört er sich in einer Aussendung.
Neos laden zu gemeinsamem Gipfel
Erfreut sind wiederum die Neos samt ihrer Jugendorganisation, den Junos. Grund: Plakolm hat in der Pressekonferenz auch von "staatlichen Aktienfonds" als Mittel zur Pensionsvorsorge gesprochen. "Jetzt müssen diesen Worten auch Taten folgen“, reagiert Neos-Jugendsprecher Yannick Shetty promt via Aussendung. Die Neos hatten zuvor schon die Einführung einer Aktienpension gefordert.
Nun wollen Neos und Junos einen Gipfel mit der Staatssekretärin veranstalten. "Wir laden die Staatssekretärin daher zu einem gemeinsamen Gipfel ein", so Neos-Abgeordneter Shetty. "Wenn es um mehr Generationengerechtigkeit geht, teilen wir gerne unsere Konzepte", so Junos-Bundesvorsitzende Wotschke.
Forderung nach mehr Schulpsychologen
SPÖ-Jugendsprecher Maximilian Köllner fordert unterdessen mehr Investitionen in die psychische Gesundheit der jungen Generation. "Von der Corona-Epidemie über die Teuerung bis hin zur Klimakrise reichen die Belastungen, denen die Jugendlichen ausgesetzt waren und sind", so Köllner.
Nach wie vor gäbe es zu wenig Schulpsychologen und Schulsozialarbeiter. Außerdem fehlen kassenfinanzierte Therapieplätze: "Enorme Wartezeiten sind die Folge", so der SPÖ-Abgeordnete. "Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen und jungen Menschen Perspektiven für die Zukunft geben", so Köllner an die Adresse der Regierung.
Jugendforscher über Psyche
In Bezug auf die psychische Gesundheit der jungen Bevölkerung erklärt Jugendforscher Heinzlmaier in der heutigen Pressekonferenz: "Corona und vor allem Coronamaßnahmen wie Schulschließungen und Ausgangsbeschränkungen haben schon eine starke Wirkung entfaltet. Wir wissen auch von Forschungen aus Deutschland, dass es vor allem in der Altersgruppe der 11- bis 13-Jährigen Entwicklungsdefizite gibt."