Politik
Julian Schmid sieht sich nicht als Spalt-Pilz
Mit 55 zu 45 % hat sich Julian Schmid gegen Peter Pilz im Kampf um einen grünen Listenplatz durchgesetzt. "heute.at" hat mit ihm gesprochen.
Nach der verlorenen Kampfabstimmung kündigte Peter Pilz noch gestern wie berichtet seinen Rückzug aus der Politik an. Sein "Gegner" bei der Kampfabstimmung, Julian Schmid, fühlt sich für dessen Aus aber nicht verantwortlich. Seinen Kritikern richtet er aus: Es braucht mehr Anstand in der Politik.
„Heute": Herr Schmid, wie geht?s Ihnen am Tag danach?
Julian Schmid: Ich bin noch immer überwältigt, dass ich auf den vierten Listenplatz gewählt wurde. Ich hätte nicht gedacht, dass das so klappt. Und ich sehe meine Wahl als Riesenverantwortung.
„Heute": Sie haben damit Peter Pilz rausgekickt.
Julian Schmid: Es war eine basisdemokratische Entscheidung von gewählten Delegierten. Es hat im ersten Wahlgang der Kampfabstimmung fünf Bewerber um den Listenplatz gegeben. Es war offenbar vielen wichtig, mit meiner Wahl ein starkes Signal zu setzen, dass wir um jede junge Stimme kämpfen.
„Heute": Hätten Sie auch für einen Listenplatz weiter hinten kandidiert?
Julian Schmid: Ja, ich hätte weiter kandidiert, weil auch der sechste Listenplatz ein sicherer Platz für den Einzug in den Nationalrat ist.
„Heute": Peter Pilz hat das abgelehnt. Verständlich?
Julian Schmid: Es ist seine persönliche Entscheidung. Ich bedaure aber, dass Peter Pilz nicht weiter kandidiert hat. Ich hoffe aber, dass eine Zusammenarbeit in irgendeiner Form gemeinsam möglich ist. Peter Pilz war immer ein Vorbild von mir. Schon in ganz jungen Jahren.
„Heute": Haben Sie schon mit ihm gesprochen?
Julian Schmid: Ja, ich habe mich kurz bei ihm bedankt, weil ich großen Respekt vor ihm und seiner Entscheidung habe. Alles andere ist aber noch zu frisch, ich muss das erst realisieren.
„Heute": Vor allem von „Alten" in der Partei kommt Kritik an Ihrer Person. Ex-EU-Abgeordneter Johannes Voggenhuber hat Sie als „lippenstiftverschmierten Küsserkönig" bezeichnet – in Anspielung auf ein Plakat von Ihnen.
Julian Schmid: Es muss nicht jedem gefallen, wie ich bin und was ich mache. Was stimmt ist, dass ich aus einer anderen Politiker-Generation komme. Mir ist wichtig, neue Dinge auszuprobieren. Meine Generation tickt einfach anders. Da reicht es nicht mehr, in Diskussionssendungen auf ORF 3 aufzutreten, dass dich die Leute mitkriegen.
„Heute": Wenn man als Junger von den Partei-Älteren so beschimpft wird: Wieso sollten Junge dann noch in die Politik gehen?
Julian Schmid: Ich habe selber immer einen anderen Stil vorgelebt: inhaltliche, aber keine persönliche Kritik. Es braucht in der Politik vom Stil her mehr Anstand. Das fängt im Parlament an. Wenn dort Schulklassen zuhören, lernen sie manchmal in einer Debatte zehn Schimpfwörter. Ich habe von Anfang an geschaut, dass ich das anders anlege. Und ich muss sagen: Gerade die Jungen im Parlament – quer durch die Parteien – pflegen einen sehr guten Stil miteinander.
„Heute": Letzte Frage: Ihr Wahlziel?
Julian Schmid: Ich hoffe, dass wir so stark werden, dass es eine grüne Regierungsbeteiligung gibt. Mein persönliches Wahlziel ist, die Nummer Eins bei den Jungen zu sein wie bei der letzten Wahl.