Politik
Jetzt spricht Chantal aus dem SPÖ-Werbefilm
Die SPÖ zeigt im neuen Werbefilm die junge Frau Chantal. Das löst im Internet einen bösartigen Shitstorm aus. In "Heute" erzählt Chantal, wie es ihr damit geht.
"Ich fühl' mich schon manchmal ausgenützt", sagt Chantal im Video, "wenn ich den ganzen Tag arbeiten gehe und am Ende vom Monat ist nichts übrig." Die SPÖ will mit diesem neuen Werbefilm nach Kanzler Kerns Auftritt als Pizza-Bote ihren Kampf für die Mittelschicht und einen Mindestlohn von 1.500 € verdeutlichen. Das ging vorerst nach hinten los.
Böse Witze
Als das Video Dienstagfrüh auf Facebook aufpoppt, witzeln die ersten User – machen sich vor allem über den Namen lustig. Nach Pizza-Gate ist nun Chantal-Gate angesagt. Auf Twitter rechnet die Schickeria mit der SPÖ-Werbelinie ab, auf Facebook brechen bösartige Witze gegen "Chantal" los.
Die Bezirksorganisation der Jungen ÖVP in Wien-Ottakring fertigt gar Satire-Plakate an, auf denen Botschaften von "Jaqueline" und "JeromePasqual" stehen. Sie löscht diese Einträge wenig später. Und die "Mutter" JVP Wien entschuldigt sich: "Es war nicht beabsichtigt, gegen eine Person zu sein, wenn das so gesehen wurde, entschuldigen wir uns. Sondern wir wollten Missstände in Wien aufzuzeigen."
Denn was die meisten Poster zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: Chantal ist keine Erfindung, sondern die Wienerin gibt's wirklich. "Heute" hat die 31-Jährige getroffen:
Dienstagabend nach der Arbeit treffen wir Chantal im Auer-Welsbach-Park im 15. Wiener Gemeindebezirk. "Na, super, schon wieder – habe ich mir gedacht, als der Shitstorm losging", erzählt uns Chantal. Das die Witzeleien aber so heftig sein würden, hätte sie nicht gedacht. "Erst seit zwei Jahren sorgt mein Name für Gelächter, früher kannte den niemand. Ich habe mir daher auch keine dicke Haut zugelegt. Aber: Ich gehe die Dinge positiv an." Benannt wurde die Wienerin von ihren Eltern übrigens nach der belgischen Regisseurin und Schauspielerin Chantal Anne Akerman.
War Schauspielerin
Sie selbst fühle sich im Video authentisch dargestellt: "Ich muss mit wenig Geld auskommen, stehe außerdem vor einer Familiengründung. Gerade mit Kindern braucht man auf alle Fälle einen gewissen Mindesgehalt."
Auf Vorwürfe, die SPÖ hätte sie einfach gecastet, da sie ausgebildete Schauspielerin ist, meint Chantal: "Ich war früher tatsächlich Schauspielerin. Ich habe aber schon vor fünf Jahren mit der Schauspielerei gebrochen." Aktuell sei sie in Wien als Hilfskraft tätig. Die Werbeagentur der SPÖ kam über ihren Onkel auf sie – der sei ein Bekannter des Agenturchefs.
Hier das Video zum Nachsehen:
(uha)