Schlechte Bezahlung

"Jetzt ist es richtig schlimm" – Uber-Fahrer packt aus

Uber-Fahrer O. klagt über einen Preiszerfall. Seit einigen Wochen verdienen er und seine Kollegen deutlich weniger. Nun spricht O. Klartext.

"Jetzt ist es richtig schlimm" – Uber-Fahrer packt aus
O. fährt für Uber in Zürich. Er beklagt einen plötzlichen Preisverfall, der sein Einkommen drastisch reduziert hat.
20min/Marvin Ancian

O.* (40) ist seit fast sieben Jahren Uber-Fahrer im Raum Zürich. Er kannte die Preise, wusste genau, was er für eine 10-Kilometer-Fahrt verdient: 18 Franken, etwa 19 Euro. Doch seit gut einem Monat sei plötzlich alles anders. "Ich verdiene viel weniger als vorher. So etwas habe ich in all den Jahren noch nie erlebt", sagt er.

Preisdruck wegen Bolt?

O. hat eine Theorie, warum es so weit gekommen ist: Der Markteintritt von Bolt. Das estnische Mobilitäts-Unternehmen ist seit ein paar Monaten nicht nur mehr mit E-Scootern, sondern auch als Fahrdienst in Zürich vertreten. Und sie machen der Konkurrenz mit tiefen Preisen Druck.

Von Uber selbst kam nichts, keine Info
O. klagt

Der Schweiz-Länderchef von Bolt, Patrick Frei, bestätigt den Rabatt. "Wir investieren beim Markteintritt, die Fahrerinnen und Fahrer erhalten aber trotzdem den vollen Preis." Generell sei das Unternehmen sehr zufrieden mit dem Start in Zürich und habe wegen der hohen Nachfrage kürzlich auch die Möglichkeit eingeführt, über die Bolt-App herkömmliche Taxis zu buchen.

Der Preisverfall bei Uber kam laut O. über Nacht. Statt den üblichen Schwankungen nach oben – wie er sie in der Vergangenheit erlebte – seien die Preise plötzlich drastisch nach unten gegangen. "Von Uber selbst kam nichts, keine Info. Ich habe schon mehrmals beim Support nachgefragt, aber da kriege ich nur automatische Antworten", erzählt der Uber-Fahrer frustriert.

"Wenn ich könnte, würde ich sofort einen anderen Job machen"

Deshalb bleibe O. nichts anderes übrig, als mehr Fahrten zu machen, um das gleiche Geld zu verdienen wie früher. Und das sind laut dem Uber-Fahrer um die 4.200 Euro netto bei guter Auslastung. "Der Job war ja schon immer schlecht bezahlt, aber jetzt ist es richtig schlimm. Wenn ich könnte, würde ich sofort einen anderen Job machen", sagt er. Doch O. habe wegen einer kaputten Bandscheibe kaum Alternativen – Uber sei sein einziges Standbein.

Ein Kollege von ihm erlebe das Gleiche. Auch er sei auf das Einkommen angewiesen, das jetzt stark geschrumpft sei. "Die Nachfrage ist zum Glück noch hoch genug, aber wir Fahrer zahlen den Preis für die günstigen Fahrten", sagt der 40-Jährige.

Da sagt Uber

20 Minuten fragt bei Uber nach: "Das Geschäftsfeld der Transportdienstleistungen auf Abruf ist von Natur aus saisonabhängig, mit Hoch- und Tiefsaisons." Die selbstständigen, lizenzierten Fahrer hätten die Möglichkeit, ihren individuellen Preis jederzeit anzupassen und somit eigenständig auf die Marktdynamik zu reagieren. O. hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig. "Das ist typische Uber-Propaganda. Klar, kann ich meine Preise hochsetzen, nur fährt dann kein Mensch mehr mit mir mit."

"Wir fahren teilweise für einen Franken pro Kilometer"

Laut O. haben auch er und seine Kolleginnen und Kollegen eine Weile den vollen Preis erhalten. "Ich hatte im Sommer einen Fahrgast und im Gespräch bemerkten wir, dass sein Preis stark unter meinem Verdienst liegt. Uber muss da daraufgezahlt haben." Nun scheint es aber mit dieser Großzügigkeit zu Ende zu sein. "Der Nettopreis liegt pro Kilometer teilweise noch bei einem Franken für uns Fahrer. Die ganzen Jahre davor hielt er sich stabil bei mindestens 1,80 Euro", sagt O.

Einige seiner Kollegen fuhren bereits für Bolt, um ihre Auslastung zu erhöhen – und damit auch ihr Einkommen. "Ich bin bisher nur bei Uber, aber ich überlege mir, mich auch bei Bolt lizenzieren zu lassen, wenn das mit den Preisen bei Uber so bleibt."

*Name der Redaktion bekannt

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>01.01.2025: 2025 startet mit bummvoller City und illegaler Böllerei.</strong> Pummerin, Walzer, Feuerwerk – Österreich startete glanzvoll ins Jahr 2025. In Wien feierten Hunderttausende in der Innenstadt. Prosit Neujahr! <strong><a data-li-document-ref="120081002" href="https://www.heute.at/s/2025-startet-mit-bummvoller-city-und-illegaler-boellerei-120081002">Weiterlesen &gt;&gt;</a></strong>
    01.01.2025: 2025 startet mit bummvoller City und illegaler Böllerei. Pummerin, Walzer, Feuerwerk – Österreich startete glanzvoll ins Jahr 2025. In Wien feierten Hunderttausende in der Innenstadt. Prosit Neujahr! Weiterlesen >>
    FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Nachrichten" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Uber-Fahrer aus Zürich klagt über drastisch gesunkene Einnahmen seit dem Markteintritt des Konkurrenten Bolt, der mit niedrigen Preisen Druck auf den Markt ausübt.
    • Trotz hoher Nachfrage müssen die Fahrer nun mehr Fahrten machen, um das gleiche Einkommen zu erzielen, was zu großer Frustration führt, da sie kaum Alternativen haben.
    20 Minuten, wil
    Akt.