Politik

Jetzt also doch – Kronzeugin Sabine Beinschab sagt aus

Beim Prozess gegen die Ex-Familienministerin Sophe Karmasin ist Kronzeugin Beinschab geladen. Sie schlich sich in den großen Schwurgerichtssaal.

Heute Redaktion
Meinungsforscherin Sabine Beinschab als Zeugin am Wiener Landesgericht
Meinungsforscherin Sabine Beinschab als Zeugin am Wiener Landesgericht
Sabine Hertel

Beim letzten Verhandlungstermin im April erschien Beinschab pünktlich um 12.30 Uhr und wurde von TV-Kameras und Fotografen abgelichtet – kam allerdings aufgrund von Verzögerungen nicht mehr in den Zeugenstand. Am Dienstag schlich sich die Kronzeugin im Chat-Verfahren durch den Hintereingang in den großen Schwurgerichtssaal am Wiener Landesgericht.

Gehaltsfortzahlungen und Preisabsprachen

Die Meinungsforscherin hatte im Ermittlungsverfahren ihre angeklagte Ex-Chefin Sophie Karmasin stark belastet. Die Ex-Familienministerin steht wege Gehaltsfortzahlungen und mutmaßlichen Preisabsprachen aus dem Jahr 2018 vor Gericht – "Heute" berichtete.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wirft der Ex-Familienministerin wie berichtet vor, bei drei Studien für das Sportministerium Preisabsprachen mit zwei Mitbewerberinnen – eine davon ihre frühere Mitarbeiterin Sabine Beinschab – vorgenommen haben, um den Zuschlag zu bekommen.

Keine Aussage wegen "Traumatisierung"

Im zweiten Anklagekomplex geht es darum, dass ihre Ex-Chefin Karmasin nach ihrem Polit-Aus trotzdem Ministergehälter von in Summe 78.589,95 Euro weiterbezogen haben soll – für die WKStA "Sozialbetrug der Extremstform". Karmasin drohen bis zu drei Jahre Haft. Wegen "Traumatisierung" hatte sie bisher nicht auf Fragen von Richter und Staatsanwalt geantwortet. Das ist zwar ihr Recht als Angeklagte, sorgte aber für Verwunderung bei den zahlreichen Prozessbeobachtern.

Ministerin gesteht "Fehler" ein

Das änderte sich am Dienstag, wo die Ex-Politikerin erstmals ihren "Fehler" eingestand, das Gehalt weiter bezogen zu haben. Für die von den Star-Anwälten Norbert Wess und Philipp Wolm Verteidigte gilt die Unschuldsvermutung. Sabine Beinschab hingegen muss als Zeugin die Wahrheit sagen.

Beinschab über Karmasins Wechsel in Politik: "war geschockt"

Sie sagte aus: Von der Bestellung ihrer Chefin als Ministerin im Dezember 2013 habe sie aus dem Fernsehen erfahren, alle in der Firma seien "geschockt" darüber gewesen, "keiner hat zuvor was davon gewusst". Ein "einschneidender Tag" und für sie selbst ein "großer Schlag".

Danach seien Karmasins Agenden an mehrere Geschäftsführer gegangen, was ihre Arbeit erschwert habe. Im April 2015 fiel dann die Entscheidung, dass sie sich selbstständig macht. Subaufträge von Karmasin habe sie aber weiterhin bekommen. 20 Prozent Provision für die Vermittlung von Studien waren ausgemacht.

1/10
Gehe zur Galerie
    Der Prozess gegen Sophie Karmasin am Wiener Landesgericht beginnt: Mit kurzer Verspätung traf die Ex-Politikerin mit Star-Anwalt Philipp Wolm ein.
    Der Prozess gegen Sophie Karmasin am Wiener Landesgericht beginnt: Mit kurzer Verspätung traf die Ex-Politikerin mit Star-Anwalt Philipp Wolm ein.
    Sabine Hertel