"Heute"-Kommentar

Jeder Tag Türkis-Grün macht die FPÖ noch stärker

Die neue Riesen-Umfrage von "Heute" und Puls24/ATV hat mit FPÖ und KPÖ zwei Gewinner – und bringt drei überraschende Erkenntnisse fürs Superwahljahr.

Clemens Oistric
Jeder Tag Türkis-Grün macht die FPÖ noch stärker
Ein Kommentar von "Heute"-Chefredakteur Clemens Oistric
Denise Auer, Grafik "Heute"

Vieles, was sich an Polit-Umfragen derzeit am Markt finden lässt, stellt in Wahrheit eine Bedrohung des Geschäftsmodells von Gerda Rogers dar. "Heute" wollte nach SPÖ-Parteitag, neuen ÖVP-Turbulenzen und inmitten eines regelrechten U-Ausschuss-Schlammcatchens wissen, wie das Match um Österreich wirklich steht. Die Kollegen von Puls24 und ATV teilten das Interesse an einer seriösen Umfrage und so beauftragten – statt das Blaue vom (Sternen-) Himmel zu erzählen – das renommierte "Unique Research"-Institut von Peter Hajek gemeinsam damit, 1.600 repräsentativ ausgewählte Österreicher ab 16 Jahren zu befragen.

Super-Umfrage bringt supergenaue Daten

Was nun vorliegt, ist die Umfrage mit dem größten Sample an online UND per Telefon Befragten im Land. Diese liefert ein sehr präzises Bild über die aktuelle Stimmungslage, mit einer nur noch minimalen Schwankungsbreite von ±2,5 Prozent. Drei Aspekte stechen besonders hervor:

1.) Kickl marschiert geradewegs Richtung 35 Prozent

Noch nie zuvor war eine Koalition in Österreich so unbeliebt wie die derzeitige. Türkis-Grün kommt zusammen gerade einmal noch auf 31 Prozent Zustimmung. Heißt: Nicht einmal mehr ein Drittel (!) der Wähler würden – Stand jetzt – ihr Kreuz 2024 wieder bei ÖVP oder Grünen machen.

Heißt auch: Mit jedem Tag, an dem diese Regierung im Amt ist, steigen die Unzufriedenheit und der Frust. Aus dieser gefährlichen Gemengelage im Land kann derzeit nur Herbert Kickl politisches Kapital schlagen. Lag er bei der letzten "Heute"-Umfrage im Juni noch bei 30 Prozent, so schätzt Peter Hajek seine FPÖ mittlerweile schon auf 32 Prozent hoch. Ein Ende des Höhenflugs ist (siehe Grafik) nicht abzusehen und so drängt sich die Frage auf: Können Nehammer und Kogler, denen Kickl auch in der fiktiven Kanzler-Direktwahl die Federn stutzt, wirklich noch knapp ein Jahr lang gegen die Mehrheit der Bevölkerung regieren?

Die Daten der Blauen gehen seit Monaten steil nach oben.
Die Daten der Blauen gehen seit Monaten steil nach oben.
Unique Research

2.) ÖVP ist stabiler als gedacht

Allen Unkenrufen und immer neuen Skandalen (und Tonbandaufzeichnungen) zum Trotz, ist die Volkspartei stabiler als viele Polit-Beobachter vermutet hätten. Mit derzeit 22 Prozent verteidigt Kanzler Nehammer ex-aequo mit den Roten Platz zwei und hat den Zweier vorm Ergebnis so gut wie abgesichert. Warum? Vor allem (ältere) Menschen am Land stehen trotz allem eisern zur ÖVP. Die seriöse "Unique"-Studie mit beträchtlichem Telefonanteil preist auch sie korrekt ein. Und obwohl sich Nehammer keinen wirklichen Kanzlerbonus in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet hat, würden ihn derzeit mehr Menschen (hochgerechnet 27 Prozent) direkt wieder ins Kanzleramt wählen als ihr Kreuz bei der krisengebeutelten ÖVP zu machen. 

3.) Babler profitiert von SPÖ – nicht umgekehrt

Apropos Krisen. Davon hatte im zu Ende gehenden Jahr auch die SPÖ reichlich. Nach pannenreicher Vorsitzwahl wurde Andreas Babler Anfang November mit satter Delegierten-Mehrheit am Chefsessel in der Wiener Löwelstraße bestätigt. Auf die Wählerschaft ist der Funke bisher noch nicht übergesprungen. Die Roten stagnieren bei 22 Prozent, was in etwa dem historisch schlechtesten Ergebnis von Pamela Rendi-Wagner anno 2019 entspricht. In der Kanzler-Direktwahl wird Babler von Kickl und Nehammer klar auf den dritten Platz verwiesen.

Bei genauer Betrachtung zeigt sich: Nicht Babler zieht die SPÖ, die SPÖ zieht Babler. Lediglich 63 Prozent der SPÖ-Wähler würden den Traiskirchner Bürgermeister zum Kanzler wählen. Er kann zudem nur 58 Prozent der Wähler von Pamela Rendi-Wagner bei den Roten halten. Zum Vergleich: 82 Prozent der blauen Anhänger sind auch für einen Regierungschef Kickl und 83 Prozent der schwarzen Wähler würden auch direkt für Nehammer votieren. Sieht eher nicht nach Rückenwind für die Sozialdemokratie aus, zumal sich eine dunkelrote Sensation ankündigt: Mit vier Prozent in der aktuellen Umfrage wäre die KPÖ erstmals seit Jahrzehnten im Parlament ...

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    Die Rohdaten der großen "Heute"-Sonntagsfrage.
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