Muss SPÖ-Mann Hut nehmen?

Jagd-Causa: Wer jetzt zum Halali auf Dornauer bläst

Tirols SP-Chef Dornauer droht nach brisantem Jagd-Foto ein Verfahren – und das Polit-Aus. Schützenhilfe kommt indes von einem Mitjäger.

Angela Sellner
Jagd-Causa: Wer jetzt zum Halali auf Dornauer bläst
Tirols Landesvize Georg Dornauer (SPÖ) ist nach einem Jagdausflug mit Milliardenpleitier Benko schwer unter Druck.
Helmut Graf, iStock

Er wollte endlich mal wieder Jagdluft schnuppern – und hat sich mit diesem Ausflug einen kapitalen Bock geschossen: Tirols SPÖ-Chef und Landesvize Georg Dornauer ist in Erklärungsnot, nachdem ihn ein der "Krone" zugespieltes Foto u.a. mit Immo-Milliardenpleitier René Benko vor einem geschossenen Hirsch zeigt.

Brisant ist das Foto deswegen, weil Dornauer einen Hut mit einem sogenannten Beutebruch trägt – das gilt als Nachweis einer erfolgreichen Jagd. Nur: Dornauer dürfte derzeit eigentlich nicht jagen, er unterliegt einem aufrechten Waffenverbot.

Dornauer hat Waffenverbot

Nachdem der SP-Politiker 2019 sein geladenes Jagdgewehr am Innsbrucker Flughafen im offenen Porsche liegen gelassen hatte, war ein Waffenverbot gegen ihn verhängt worden. Auch der Jagdschein war naturgemäß dahin. Erst vergangene Woche beantragte Dornauer nach Ende der fünfjährigen Frist die Aufhebung des Waffenverbots – das ist freilich noch nicht durch.

Dornauer spricht von einer "fürchterlichen Optik" durch das Foto, versichert aber, nichts Unrechtes getan zu haben. Er habe keine Gesetze verletzt und auch nicht geschossen: "Dafür liegen eidesstattliche Erklärungen und offizielle Dokumente vor", wird er in der "Tiroler Tageszeitung" zitiert.

Verfahren wegen Wilderei wird geprüft

Trotzdem muss sich Dornauer auf rechtliche Folgen seines Jagdausflugs gefasst machen. Die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck ist der Auffassung, es sei eine gerichtliche Strafbarkeit nach § 50 Waffengesetz zu prüfen, berichtet die TT.

Tätig werden muss die für das Gebiet zuständige Staatsanwaltschaft, wo sich der Vorfall ereignete – das ist die Steiermark. Demnach prüft laut "Krone" jetzt die Staatsanwaltschaft Graz, ob ein Verfahren gegen Dornauer wegen Wilderei einzuleiten sei.

Schützenhilfe von Jagdfreund: "Ich habe geschossen"

Schützenhilfe bekam der Tiroler Rote indes am Montag von einem ebenfalls auf dem Bild zu sehenden Jagdfreund. Der gab gegenüber der TT an: "Ich habe geschossen, nicht Dornauer." Bei dem Herrn handelt es sich um einen befreundeten Hotelier aus dem Bezirk Innsbruck-Land – ihn hatte Dornauer zu dem Jagdausflug begleitet. Der Hotelier soll ein langjähriger Jagdkollege des gefallenen Immo-Jongleurs Benko sein.

"Das Maß ist voll"

In der Tiroler SPÖ und im Landtag ist jedenfalls Feuer am Dach wegen Dornauers Jagdlust. "Für mich ist das Maß voll", sagt Innsbrucks SPÖ-Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr. SPÖ-Stadtparteiobmann Benjamin Plach bezeichnet es als "Schlag ins Gesicht", dass Dornauer ausgerechnet mit Milliarden-Pleitier Benko auf die Pirsch geht.

Dornauer selbst hatte signalisiert, ein Rücktritt käme für ihn nicht infrage. Am Montagnachmittag tagte der rote Landesklub – routinemäßig, aber wohl im Wesentlichen zur Jagd-Causa. Ohne Dornauer zog man sich hinter verschlossener Türe zu Beratungen zurück.

Sollte Dornauer gegen das ihm auferlegte Waffenverbot verstoßen haben, ist eine rote Linie überschritten
Anton Mattle
Tiroler Landeshauptmann (ÖVP)

Koalitionspartner ÖVP macht Druck

Tirols Landeschef Anton Mattle (ÖVP), der dem Vernehmen nach extrem verärgert ist, zitierte seinen Koalitionspartner und Vize Dornauer indes am Nachmittag zu einem "persönlichen Gespräch" zu sich. Er habe Dornauer "klargemacht: Sollte er gegen das ihm auferlegte Waffenverbot verstoßen haben, ist eine rote Linie überschritten", so Mattle im Anschluss zur "Krone".

Die Tiroler ÖVP macht jetzt jedenfalls Druck auf Koalitionspartner SPÖ. Laut "Heute"-Informationen fordern die Schwarzen, dass sich alle roten Mitglieder der Landesregierung sowie alle SPÖ-Landtagsabgeordneten per Unterschrift hinter Dornauer stellen.

SPÖ-Boss Babler schweigt

Keine offizielle Stellungnahme gibt es bislang von SPÖ-Chef Andreas Babler.  Man werde sich "zu gegebenem Zeitpunkt" zu der Causa äußern, heißt es aus seinem Umfeld auf "Heute"-Anfrage.

Ein von Dornauer angestrebter Wechsel in die Bundespolitik dürfte jedoch vom Tisch sein. Der Tiroler war als Mitglied des Koalitions-Verhandlungsteams und sogar möglicher Minister (Ressort Verteidigung) gehandelt worden.

Auf den Punkt gebracht

  • Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer steht nach einem Jagdausflug mit dem umstrittenen Immobilienunternehmer René Benko unter Druck, da er trotz eines bestehenden Waffenverbots mit einem Jagdhut und einem erlegten Hirsch auf einem Foto zu sehen ist
  • Die Staatsanwaltschaft prüft nun ein Verfahren wegen Wilderei, während innerhalb der SPÖ und von Koalitionspartner ÖVP Rücktrittsforderungen laut werden
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