Fashion and Beauty
Was ist dran am Hype um die Pflege von "The Ordinary"?
Das kanadische Label "The Ordinary" gilt als weltweit begehrteste Skincare. Zwei Expertinnen verraten, was dahintersteckt.
Kim Kardashian outete sich bereits als Fan, auf TikTok gehen immer wieder einzelne Produkte viral und Skincare-Blogger und Bloggerinnen schwören auf die erschwinglichen Produkte: Der Hype um das kanadische Überflieger-Brand "The Ordinary" reißt seit dem Launch 2016 nicht ab. Die Marke ist bekannt für ihre puristischen Rezepturen, die man auf die eigenen Bedürfnisse abstimmen und untereinander kombinieren kann.
Im Juni fand die Vergleichsseite "Skincare Hero" heraus, dass das Label unter Skincare-Marken weltweit am häufigsten gesucht wird. Im Juli bestätigte sich Gleiches für TikTok: "The Ordinary" holt sich sowohl bei den häufigsten Hashtags wie auch als Skincare-Brand mit den meisten Followern die Goldmedaille.
Was ist dran am Hype?
Was also steckt dahinter? Kann das Brand mit dem minimalistischen Design und den erschwinglichen Preisen wirklich etwas? Wir haben mit Haut-Therapeutin Ploon Hellendoorn und der medizinischen Kosmetikerin Lilly Bellaroba von der Dermatologie Klinik Zürich (DKZ) gesprochen und nachgehakt.
Ganz generell: Ist der Hype um The Ordinary berechtigt?
Ob ein Produkt wirklich gut ist, entscheidet sich nicht an Preis, Design oder einem Hype. Wichtig ist, dass das Produkt der eigenen Haut gut tut. Pflegeprodukte sollten jeweils auf den eigenen Hauttyp abgestimmt werden und die erhoffte Wirkung ist meist ein Zusammenspiel von verschiedenen Produkten. So pauschal kann man das also nicht sagen.
Was fällt Ihnen bei der Formulierung der einzelnen Produkte auf?
Die Formulierung an sich ist gut, da kann man nicht meckern. Gemäß Inhaltsangaben werden hochwertige Inhaltsstoffe verwendet. Doch die haben ihren Preis. Der von The-Ordinary-Produkten ist so tief, dass man etwas stutzig wird. Was sich aus den Angaben nämlich nicht erschliesst ist, wie hoch die eigentliche Konzentration der Inhaltsstoffe ist.
„"The Ordinary verwendet einen schlauen Marketing-Trick."“
Aber die Konzentration steht doch auf den Fläschchen?
Nicht ganz. Der Begriff "Solution" in Namen einiger der Produkte ist ein schlauer Marketing-Trick: Man stelle sich ein Glas mit Wasser und ein Glas mit Creme vor. Jetzt gibt man zum Beispiel 30 Prozent AHA in das Wasser. Anschließend mischt man ein paar Tropfen der entstandenen Lösung in die Creme. Das Ergebnis darf man als "Peeling Solution" betiteln – wie viel AHA aber letztendlich enthalten ist, kann man nicht mehr nachvollziehen.
Wie hoch ist der qualitative Unterschied zu vergleichbaren High-End-Produkten?
Je nach Produkt ist es vor allem die Transparenz, die den Unterschied ausmacht. Natürlich gibt es High-End-Produkte, die ihren Preis dem Marketing und dem Namen des Brands zu verdanken haben. Wir arbeiten zum Beispiel ausschließlich mit Cosmeceuticals, also einer Mischung von Kosmetika und pharmazeutischen Produkten.
Was zeichnet solche Cosmeceuticals aus?
Hier wird die höchstmögliche Konzentration an Wirkstoffen eingesetzt, bevor das Produkt als Arzneimittel eingestuft wird. Die Wirkung ist mit wissenschaftlichen Studien belegt und es ist transparent ausgewiesen, welche Inhaltsstoffe in welcher Konzentration verwendet werden. Natürlich muss man aber trotzdem wissen, welcher Wirkstoff für welches Bedürfnis der Richtige ist.
Zurück zu "The Ordinary": Sind die verwendeten Inhaltsstoffe denn immerhin unbedenklich? Wer sollte besser die Finger davon lassen?
Bei Produkten mit der Bezeichnung "Für alle Hauttypen" sollte man immer skeptisch sein, denn es ist nunmal nicht jede Haut gleich dick, sensibel, faltig, trocken, hat Pigmentflecken, Spannungsgefühle oder den gleichen Hautton. Je nach Konzentration der Inhaltsstoffe können dementsprechend unschöne Nebenwirkungen entstehen, auch wenn es sich eigentlich um wirksame Produkte handelt. Damit das nicht passiert, ist eine Beratung durch spezialisiertes Fachpersonal extrem wichtig.
Was sollte man beachten?
Vor allem bei den Peelings und Seren von "The Ordinary" darf man nicht vergessen, dass sie nicht für den täglichen Gebrauch gemacht sind, sondern nur wenige Male in der Woche angewendet werden sollten. Außerdem müssen Produkte mit BHA (Salicylsäure), AHA (Fruchtsäure) oder Retinol immer mit Sonnenschutz kombiniert werden, da sie die Haut anfälliger für Sonnenschäden machen.
Würden Sie die Pflege von "The Ordinary" generell empfehlen?
Für gewisse Hauttypen eignen sich einige Produkte sicher gut. Wer auf Nummer sicher gehen will, spricht sich deshalb am besten mit Fachpersonen, wie Dermatologinnen und Dermatologen, medizinischen Kosmetikerinnen und Kosmetikern oder Hauttherapeutinnen und -therapeuten ab.