Gesundheit

Ist 1G wirklich besser als 2G oder 3G?

Ist die 3G-Regel bald Vergangenheit? Die aktuelle Diskussion stellt den Status "genesen" in Frage. 

Sabine Primes
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G wie getestet, genesen oder geimpft? 
G wie getestet, genesen oder geimpft? 
Felix Kästle / dpa / picturedesk.com

Nachdem am Mittwoch mit knapp 1.600 Neuinfektionen der bisherige Höchstwert der 4. Corona-Welle vermeldet wurde, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll, wenn die Infektionen exponentiell weiter ansteigen. Braucht es wieder einen Lockdown? Braucht es eine Impfpflicht? Oder genügen die "Gs"? 

In Wien verlautbarte Bürgermeister Ludwig am Dienstag vier Änderungen bei den Corona-Regeln. Unter anderem wurde für den Eintritt in die Nachtgastronomie das 3G zu 2G geändert. Somit dürfen ab 1. September nur noch Geimpfte oder Getestete Nachtlokale in der Bundeshauptstadt betreten. 

"1G ist politische Entscheidung"

"Die Entscheidung, ob und in welchen Bereichen 1G eingeführt werden wird, ist eine politische. Vom Virologischen her ist die 1G-Regel zu begrüßen, vor allem in jenen Bereichen, in denen die Infektionsgefahr hoch ist", meint Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Er persönlich plädiert dafür, vermehrt auf Antikörpertests zu setzen, denn Personen mit einem hohen Antikörperspiegel seien ebenfalls als "sicher" einzustufen - sprich: von ihnen geht auch ein nur "geringes epidemiologisches Risiko" aus. 

Auf Antikörpertests setzen

Impfung und/oder Antikörpertest wäre für Nowotny das Ideal: "Auch Geimpfte sollten einmalig einen Antikörpertest machen lassen, denn ein geringer Prozentsatz an Geimpften bildet keinen oder einen nur geringen Immunschutz aus. Diese Personen würde man durch einen Antikörpertest ausfindig machen", sagt der Virologe und appelliert an alle, sich die Antikörper bestimmen zu lassen. Das geht durch eine Blutabnahme - entweder beim Hausarzt oder direkt im Labor. Die Kosten bewegen sich zwischen 25 und 35 Euro und sind privat zu zahlen. Das Ergebnis eines Antikörpertests ist drei Monate lang gültig.

Ist genesen weniger Wert als geimpft?

Wenn man - wie aktuell - von 1G oder 2G spricht, meint man damit "geimpft" oder "getestet". Das "genesen" verschwindet. Wird es damit gesellschaftlich verpönt? 

"Bei Genesenen sehen wir eine große Bandbreite des Antikörperspiegels, also von gering bis sehr hoch. Deshalb ist es so wichtig dass sich Genesene ein Mal impfen lassen. Denn dann sind sie bestmöglich geschützt und gelten dann wie vollständig geimpft", erklärt Virologe Nowotny.

Im "Heute"-Interview sprach sich kürzlich Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien für "2G" als Ideal aus: „Am sichersten ist es, wenn alle, die zusammenkommen, geimpft UND getestet sind. Die Betonung liegt auf UND. Das ist leider der Knackpunkt, den viele nicht verstehen“, sagt er.

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    Wegen leichten Fiebers entschied sich Andreas S. (28) dazu, im Austria Center Vienna einen Corona-Test zu machen.
    Wegen leichten Fiebers entschied sich Andreas S. (28) dazu, im Austria Center Vienna einen Corona-Test zu machen.
    apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

    "Reden hilft nicht"

    Herwig Kolleritsch, Epidemiologe, Impfexperte und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, plädierte am Dienstag im "Ö1 Morgenjournal" dafür, dass nur noch Geimpfte bestimmte Orte besuchen dürfen sollten. Zwar solle man weiter versuchen, über Aufklärung und entsprechende Kommunikation die Impfbereitschaft zu erhöhen, aber "ich muss ehrlicherweise zugeben, obwohl ich kein großer Freund dieser Maßnahme bin: Ich sehen zunehmend weniger Spielraum, dass man nicht doch auf etwas wie die 1G-Regel umsteigt. Weil ganz offensichtlich das reine Sprechen und Reden darüber nicht hilft."