Wirtschafts-Krise
Industrie-Boss schlägt Alarm – "Es ist Feuer am Dach"
Die Schulden steigen und Ex-Vorzeigeunternehmen rutschen in die Insolvenz oder bauen massiv Mitarbeiter ab. IV-Präsident Georg Knill schlägt Alarm.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue Schreckensmeldung aus der Politik oder der Wirtschaft kommt. Jahrzehntealte Familienbetriebe sperren reihenweise zu, in der Gastronomie kracht es, fast 1.400 Mitarbeiter stehen nach der neuerlichen Pleite von Kika/Leiner vor dem Nichts und bis zu 300 KTM-Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Gleichzeitig steigen die Schulden Österreichs weiter an – Österreichs Schuldenwächter erwarten für die Jahre 2024 und 2025 ein noch höheres Budgetdefizit als zuletzt prognostiziert. Für heuer rechnet der Fiskalrat mit einem Minus von 3,9 Prozent und für nächstes Jahr mit 4,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
"Situation ist prekär, es ist Feuer am Dach"
Im Frühjahr war noch von einem Abgang von 3,4 (2024) bzw. 3,2 Prozent (2025) ausgegangen. Seitdem schlägt der bisherigen ÖVP-Grünen-Regierung scharfe Kritik entgegen, das wahre Ausmaß des Budgetlochs vor der Nationalratswahl verschwiegen zu haben. Seit 2020 sind die österreichischen Budgetzahlen im negativen Bereich, ein EU-Defizitverfahren droht.
Alarm angesichts zurückgehender Aufträge schlug am späten Donnerstagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Margit Laufer auch der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill. "Die Situation ist prekär, man könnte sagen, es ist Feuer am Dach", so Knill, es sei "mit Abstand die längste Krise, in der wir uns befinden" und die Aussichten seien "nicht rosig".
Österreich "dermaßen unattraktiv" am Weltmarkt
Alleine in den letzten drei Jahren seien die Lohnstückkosten in Österreich um 30 Prozent gestiegen, so Knill, in Deutschland seien es nur 17, in Italien nur sieben Prozent gewesen. Österreich hätte sich da "selbst aus der Wettbewerbsfähigkeit hinauskatapultiert", "das schafft keine Volkswirtschaft, das schafft das beste Unternehmen nicht".
"Wir haben ein Preis-Leistungs-Problem am Weltmarkt", Österreich sei durch hohe Personalkosten und Produktionskosten "dermaßen unattraktiv" am Weltmarkt geworden, so der IV-Präsident. Die Produkte und das Know-how seien weiter gefragt und geschätzt, doch wenn man sich die Lage genauer ansehe, stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr.
Warnung, dass "Wohlstand in diesem Land zurückgeht"
"Wir haben schon viele Monate gewarnt", so Knill, dass es in Österreich zu einer Deindustrialisierung kommen werde und auch, "dass der Wohlstand in diesem Land zurückgeht", so Knill. Dass es sich um Versäumnisse der Unternehmen handle, stritt Knill strikt ab: "Wir müssen alles daran setzen, dass Industrie in diesem Land weiter möglich ist."
Wenn es der Industrie nicht gut gehe, gehe es den Menschen nicht gut, so der IV-Präsident. Könne man das Ruder da noch herumreißen? "Wir dürfen nicht den Wohlstand aufs Spiel setzen", weil Österreich nicht bereit sei, strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, so Knill. Für eine Trendwende forderte er von der nächsten Bundesregierung eine Lohn-Nebenkosten-Senkung, eine "massive Entrümpelung im Bereich der Bürokratie" und dass "Investitionen in diesen Standort" unterstützt würden, etwa durch vorzeitige Abschreibungen. Der Staat müsse die "Vollkasko-Mentalität" zurücknehmen, so der Experte.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- IV-Präsident Georg Knill warnt vor einer prekären Wirtschaftslage in Österreich, die durch steigende Schulden und Insolvenzen von Traditionsunternehmen gekennzeichnet ist
- Er fordert von der nächsten Bundesregierung Maßnahmen wie die Senkung der Lohnnebenkosten und eine Reduzierung der Bürokratie, um die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand des Landes zu sichern