Österreich

Im Bodensee schwimmen noch fast hundert Leichen

Heute Redaktion
Ein Polizeitaucher am Bodensee. Symbolbild
Ein Polizeitaucher am Bodensee. Symbolbild
Bild: picturedesk.com

Wer im Bodensee baden geht, ist nie alleine. Noch rund einhundert Leichen verunglückter Menschen sollen sich in seinen Tiefen befinden. Sie bleiben womöglich für immer verschollen.

Am Dienstag gegen 17 Uhr ereignete sich in Friedrichshafen (D) im Bodensee ein Badeunfall. Ein Schwimmer entdeckte einen 78-jährigen Mann, der reglos im Wasser trieb. Ein zufällig anwesender Arzt konnte den Mann nach seiner Bergung vorerst reanimieren. Er wurde in eine Klinik gebracht, wo er jedoch kurz vor 23 Uhr auf der Intensivstation verstarb.

Auch auf Schweizer Seite ist dieses Jahr bereits eine Person tot aus dem Bodensee gezogen worden. Ein Passant entdeckte den leblosen Körper in Rorschach. Mittels Zahnstatus konnte der Unbekannte schließlich identifiziert werden. Es handelte sich um einen 24-jährigen Eritreer, der gut drei Wochen zuvor von Angehörigen als vermisst gemeldet worden war.

"Wie ein Kühlschrank"

Der 24-Jährige konnten geborgen werden. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Im Juli 2015 ertrank ein in der Schweiz lebender Chinese im Bodensee. Sein Körper konnte trotz Suche mit Sonde nie gefunden werden. Ähnlich erging es zwei Fischern, die 2011 vor Bregenz verunglückten.

Ihre Leichen sind drei von knapp einhundert, die auf dem Grund des Bodensees liegen. Seit 1947 wird eine Liste von vermissten Personen im Bodensee geführt. "Derzeit sind wohl 99 Personen auf dieser Liste", sagt Marcel Kuhn, Leiter der Seepolizei Thurgau. Weil der Bodensee je nach Wasserstand knapp mehr als 250 Meter tief ist, kommen Leichen nicht mehr an die Oberfläche.

"Ab 60 Meter Tiefe ist der See nur noch vier Grad warm. Das ist wie ein Kühlschrank. Bei dieser Temperatur entstehen kaum noch Gase, die den Körper nach oben treiben könnten", sagt Kuhn.

Cold Cases

Der Wasserdruck tue das Übrige und verhindert zusätzlich den Auftrieb. "Bis 20 Meter Seetiefe stehen die Chancen gut, dass ein Körper an die Oberfläche treibt", sagt Kuhn. Würden die Körper tiefer liegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Auftriebs.

Sollte eine der Leichen doch irgendwann wieder aus den Tiefen des Sees auftauchen, ist eine Identifizierung durch DNA-Abgleich relativ gut möglich. Zusätzlich helfen die alten Akten der Vermisstenfälle in den Polizeidienststellen am Seeufer.

(jeb, rcp)

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