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Hybrid als Hingucker: Lexus IS 300h im Test
Große Schnauze und viel dahinter: Der IS 300h überzeugt mit charakterstarkem Design und einem Elektromotor, der sportlich beim Spritsparen hilft.
Dynamisch, sportlich, zackig – für die Front des Lexus IS 300h fallen uns viele Attribute ein: Für den stark taillierten Kühlergrill, mittlerweile ein Markenzeichen der Japaner, und die pfeilförmigen LED-Leisten unter den Scheinwerfern möchten wir den Designern ein besonders dickes Lob aussprechen. Selten, dass ein modernes Auto einen derartigen Hingucker als Schnauze hat. Sie ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber wer Ideen mit Ecken und Kanten (im wahrsten Sinne des Wortes) umsetzt, der will auch nicht jedermann gefallen. Bei uns hat Lexus jedenfalls voll ins Schwarze getroffen.
Im Innenraum geht es ähnlich weiter: Das Infotainment-Display ist sehr gut in das Armaturenbrett eingearbeitet und wirkt nicht wie bei vielen anderen Fahrzeugen wie nachträglich aufgesetzt. Mit Berührungen kann er nicht bedient werden – dafür ist er zu weit weg – sondern über eine Mischung aus Joystick und Maus in der komfortablen Mittelkonsole. Das Bedarf im erste Moment etwas Fingerspitzengefühl, man hat aber recht schnell den Dreh raus.
Neue Lieblingsspielerei
Diese Art der Bedienung trägt ebenfalls zum Charakter des Fahrzeugs bei. Hier herrscht keine minimalistische Leere sondern Allerlei zum Anfassen und Anschauen. Wir können uns bildlich vorstellen, wie japanische Designer mit Liebe zum Cyberpunk-Genre (siehe die aktuelle Neuauflage des Kultklassikers "Blade Runner") ein leicht futuristisches Flair vermitteln wollten.
Aus welchem Grund auch immer – wahrscheinlich kindliche Faszination – sind wir von der Instrumententafel begeistert: Es gibt einen zentralen Ring, in dessen Mitte wahlweise Drehzahl, Tempo und andere Infos angezeigt werden. Wenn man Fahrzeugeinstellungen vornehmen möchte, dann bewegt sich auf Knopfdruck am Lenkrad der Ring (inkl. seiner elektronischen Anzeigen) mechanisch nach rechts und ein zweites Display dahinter wird sichtbar. Das ist irgendwie ziemlich lässig.
Power aus Strom und Benzin
Zukunftsorientiert ist aber natürlich auch der Antrieb: Wir fahren die hochklassige Ausführung F Sport mit Automatik, die mit ein paar Sonderausstattungen knappe 54.000 Euro kostet. Dafür bekommt man einen 181 PS starken 2,5-Liter-Vierzylinder plus einen 143-PS-Drehstrom-Motor – zusammen leisten sie 223 PS.
Die beschleunigen zwar zielstrebig und zügig, wahre Sportlichkeit kommt dabei aber nicht auf (Tempo 0 auf 100 wird mit 8,3 Sekunden angegeben). Dafür müsste auch das Fahrwerk des Hinterradlers steifer sein, aber wir sitzen auch in einer Limousine und keinem Rennwagen. Daher sitzen wir auch bequem und lenken den IS 300h sehr angenehm – man fühlt sich in dem Wagen wohl und ausreichend Platz und Power hat er auf jeden Fall.
Der Elektromotor hilft aber in erster Linie dabei, Sprit zu sparen. Er schaltet sich von alleine zu und unterstützt den Benziner oder schaltet diesen gänzlich aus, um den Wagen rein elektrisch zu bewegen. Dies kann im Sekundentakt erfolgen und wer etwa im Berufsverkehr ohne viel Ampeln unterwegs ist, der wird den Unterschied im Geldbörserl schnell merken: Selbst bei etwas sportlicherer Fahrweise mit einem derart großen und kräftigen Wagen verbrauchen wir nur etwas über 7 Liter. Wer es bewusst probiert, kann diesen Wert sicherlich unterbieten.
Guter Sound
Es gibt auch einen eigenen "Electric Vehicle"-Modus, der ganz ohne Benzin auskommt. Doch der ist in der Praxis nur bedingt geeignet: Man benötigt sehr viel Gefühl im Fuß beim Beschleunigen, da sich der Modus sonst ausschaltet. Und das tut er sowieso ab 48 km/h, was der amerikanischen Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Meilen pro Stunde entspricht. Wir sind mit dem Elektromotor als bloßem Hilfsmittel aber schon sehr zufrieden.
Der macht mit seinem "Pfeifen" in Verbindung mit dem sportlich aber nicht aggressiv klingenden Benzinmotor auch einen tollen Sound. Schade nur, dass die Wind- und Abrollgeräusche etwas zu laut geraten sind.
Und zum Abschluss gefallen uns noch zwei Details ganz besonders: Einerseits, dass man zwischen adaptivem und herkömmlichem Tempomaten wählen kann und andrerseits, dass die Pedale des Automatikgetriebes so angeordnet sind, dass man die Bremse auch ohne große Verrenkungen mit dem linken Fuß bedienen kann. Das macht Spaß, vor allem auf kurvenreichen Strecken. Und das ist auch ein weiterer Grund, warum wir den IS 300h nur ungern wieder zurückgegeben haben.