US-Juristen klagen Ölfirmen

Hurrikans und Hitzewellen werden ein Fall für Gerichte

Unerschrockene New Yorker Staatsanwälte wollen mächtige Öl- und Gaskonzerne für deren Mitschuld an Umweltkatastrophen zur Rechenschaft ziehen.

Bernd Watzka
Hurrikans und Hitzewellen werden ein Fall für Gerichte
Die Ölfirmen wüssten um die Gefahren ihrer Produkte, so der Vorwurf.
MARIO TAMA / AFP Getty / picturedesk.com

Der Klimawandel landet vor Gericht: Staatsanwälte von New York wollen Anklage gegen Ölkonzerne wegen ihrer Rolle bei der Verursachung von Hurrikans und anderen Klimakatastrophen erheben. Dies schreiben die US-Juristen in einem neuen Memorandum.

Klimakrise verschärfte Hurrikans

Das 50-seitige Dokument erschien zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Südosten der USA noch von den tödlichen Hurrikans "Helene" und "Milton" zu erholen versucht. Beide Wirbelstürme wurden, ebenso wie die US-Hitzewellen im Sommer, durch die Klimakrise verschärft, heißt es.

Ölkonzerne wussten um Gefahren

Diese Umweltkatastrophen werden durch die Erderwärmung befeuert, die vor allem auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe beruht. Immer mehr "Beweise" deuteten demnach darauf hin, dass die großen Ölkonzerne "um die Klimagefahren ihrer Produkte wussten, sie aber trotzdem in der Öffentlichkeit beworben haben", so die Staatsanwälte.

Die großen Ölkonzerne müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.
Kristen González
New Yorker Staatsanwältin

Fossile Brennstoffe gefährden "Generationen"

"Es ist klar, dass die Handlungen der großen Ölkonzerne, der großen fossilen Brennstoffunternehmen und ihrer Führungskräfte Generationen von Amerikanern gefährdet haben", sagte Staatsanwältin Kristen González.

Gerechtigkeit für Klima-Opfer

"Die großen Ölkonzerne müssen für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden, und es muss Gerechtigkeit für diejenigen geschaffen werden, die unter den verheerenden Auswirkungen klimabedingter Katastrophen gelitten haben", so González.

Wenige Konzerne verursachen großen Schaden

Nur eine kleine Zahl von Öl- und Gaskonzernen, die von nur wenigen Führungskräften kontrolliert werden, würden "einen erheblichen Teil der gesamten Umweltverschmutzung" verursachen. Die Bevölkerung werde durch Marketing und Lobbyarbeit über die Gefahren ihrer Produkte getäuscht.

Auswirkungen bereits 1959 bekannt

Interne Dokumente zeigten, dass die fossilen Brennstoffunternehmen schon lange "mit schockierender Genauigkeit" gewusst hätten, dass ihre Produkte großen Schaden anrichten würden, heißt es.

Bereits 1959 erklärte der Physiker Edward Teller den Führungskräften der Ölindustrie, dass der prognostizierte Temperaturanstieg aufgrund der CO2-Emissionen verheerende Folgen haben würde.

New York unter Wasser setzen

"Es wurde berechnet, dass ein Temperaturanstieg, der einer zehnprozentigen Erhöhung des Kohlendioxidgehalts entspricht, ausreichen würde, um die Eiskappen zu schmelzen und New York unter Wasser zu setzen", sagte Teller damals auf einem Kongress des American Petroleum Institute, der größten US-Lobby für fossile Brennstoffe.

"Rücksichtslose Gefährdung liegt vor, wenn jemand rücksichtslos handelt und damit riskiert, eine andere Person zu verletzen oder zu töten", sagte Aaron Regunberg von Public Citizen.  "Genau das haben diese Unternehmen und ihre CEOs getan."

Zivilklagen gegen Konzerne eingereicht

Vierzig Städte und Bundesstaaten haben in den letzten Jahren bereits Zivilklagen gegen Ölkonzerne wegen ihrer Emissionen eingereicht. Public Citizen schlug im Vorjahr auch vor, Strafanzeige – vor allem wegen Totschlags – gegen die Unternehmen zu erstatten.

Ölkonzerne sind "unmoralisch"

"Das Verhalten der großen Ölkonzerne ist unmoralisch und es ist höchste Zeit, anzuerkennen, dass es auch illegal ist", sagte Durwood Zaelke, Präsident der gemeinnützigen Interessenvertretung Institute for Governance & Sustainable Development.

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS

    Auf den Punkt gebracht

    • New Yorker Staatsanwälte planen, Öl- und Gaskonzerne wegen ihrer Mitschuld an Klima-Umweltkatastrophen wie Hurrikans und Hitzewellen vor Gericht zu bringen
    • Sie argumentieren, dass diese Unternehmen seit Jahrzehnten um die Gefahren ihrer Produkte wussten, aber dennoch weiterhin fossile Brennstoffe beworben haben, was Generationen von Amerikanern gefährdete
    bw
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