COP28

Ein Sultan und Öl-Boss als Retter des Weltklimas?

Sultan Ahmed al-Jaber ist Gastgeber der diesjährigen Klimakonferenz in Dubai – und gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns. Interessenkonflikt?

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Ein Sultan und Öl-Boss als Retter des Weltklimas?
Der Emirati Sultan Ahmed al-Jaber fungiert als Konferenzpräsident der diesjährigen Klimakonferenz in Dubai.
REUTERS

Bei der diesjährigen Klimakonferenz COP28 in Dubai treffen sich rund 190 Entscheidungsträger, um über die Umsetzung des Pariser Klimaschutz-Abkommens zu diskutieren. Einer davon ist Sultan Ahmed al-Jaber, der Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien des Gastgeberlandes und somit Konferenzpräsident. Doch gleichzeitig ist der Emirati auch Präsident der staatlichen Ölgesellschaften. Ein Interessenkonflikt?

Wer ist al-Jaber?

Sultan Ahmed al-Jaber wurde 1973 im kleineren Emirat Umm al-Qaiwain geboren. Zu beachten ist, dass Sultan kein royaler Titel, sondern sein Vorname ist. Er studierte in den USA und Großbritannien und begann seine Karriere als Ingenieur bei Adnoc, dem staatlichen Gas- und Ölkonzern der Emirate. Seit 2016 ist er CEO der "Abu Dhabi National Oil Corporation", so der vollständige Name der Gesellschaft. Gemessen an der Ölproduktion ist sie die zwölftgrößte der Welt – und das soll sich nicht so bald ändern. Im Gegenteil: Erst im Oktober hat der Konzern die Bohrgenehmigung für zwei weitere Gasfelder in den Emiraten erhalten. So soll die Förderkapazität bis 2027 noch einmal deutlich erhöht werden.

Und genau darin sehen Kritiker einen Interessenkonflikt. Dies ging so weit, dass Ende Mai dieses Jahres 130 Politiker aus der EU und den USA die Absetzung al-Jabers forderten. Auch die BBC beschuldigte ihn, seine Position als Gastgeber auszunutzen. Zugespielte interne Notizen zur Vorbereitung offizieller Treffen würden Argumente für die Förderung von Adnoc-Projekten im Ausland auflisten. Der Emirati sowie Sprecher der Klimakonferenz dementierten die Vorwürfe.

Im Vorfeld gelobte zudem al-Jaber, er wolle die Interessen aller Verhandlungsteilnehmer vertreten: "Ich werde selbst die Ärmel hochkrempeln, mich engagieren und dabei helfen, diese Herausforderung anzugehen und echte, umsetzbare Ergebnisse zu liefern." Ausserdem formulierte er das Ziel, die Zahl der erneuerbaren Energien weltweit zu verdreifachen.

Erste Erfolge an Eröffnungssitzung

Der erste Tag der Klimakonferenz erzielte dann auch ein erstes konkretes Ergebnis: Man einigte sich auf die Arbeitsfähigkeit des vor einem Jahr vereinbarten Fonds für klimabedingte Schäden. Dieser Geldtopf soll besonders gefährdeten Staaten Unterstützung gewähren, um unabwendbare Folgen der Erderhitzung besser abzufedern – etwa bei Dürren, Überschwemmungen und Stürmen. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen hierzu 100 Millionen US-Dollar beisteuern.

Weltklimakonferenz COP28
Die 28. Weltklimakonferenz findet vom 30. November bis zum 12. Dezember in Dubai statt. Mehr als 97’000 Personen – bestehend aus Delegationen, Medien, NGOs und Lobbyisten, Organisatoren – sind dieses Jahr akkreditiert, doppelt so viele wie 2022. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Golfstaat eine COP ausrichtet. 2012 war Katar Gastgeber. Vor zwei Jahren hatten die Länder des Asien-Pazifik-Raums die Vereinigten Arabischen Emirate für die COP28 ausgewählt.
Die Klimaverhandlungen werden jedoch von anderen internationalen Krisen, wie dem Krieg im Nahen Osten und in der Ukraine, überschattet. Gleichzeitig werden die Auswirkungen der Erderwärmung, etwa in Form von Überschwemmungen und Dürren, immer häufiger und heftiger spürbar.

Ansonsten standen Debatten über das vielfach geforderte Aus für fossile Energien auf dem Programm. Diesbezüglich bekräftigte al-Jaber zwar das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, und stellte fest, dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichen würden, "um unsere Ziele rechtzeitig zu erreichen". Aber ansonsten äußerte sich der Konferenzpräsident ablehnend – die Konferenz müsse nach neuen Wegen suchen "und dabei eine Einbeziehung der Rolle fossiler Brennstoffe sicherstellen".

Der Chef des UN-Klimasekretariats UNFCCC, Simon Stiell, hingegen argumentierte in der Eröffnungssitzung: "Wenn wir uns nicht zum endgültigen Abschied von der uns vertrauten Ära der fossilen Brennstoffe bekennen, rufen wir zu unserem eigenen finalen Niedergang auf."

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    Wie kann die menschengemachte Erderhitzung unter Kontrolle gebracht werden? Darüber wird noch bis Ende der Woche beim Weltklimagipfel COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh verhandelt.
    Wie kann die menschengemachte Erderhitzung unter Kontrolle gebracht werden? Darüber wird noch bis Ende der Woche beim Weltklimagipfel COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh verhandelt.
    Sui Xiankai Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

    Große Hoffnungen auf Dubai

    Für die COP28 haben sich die Emirate generell viel vorgenommen: So hat der kleine ölreiche Golfstaat im Vorfeld viel Geld ausgegeben, um die 28. Klimakonferenz der Vereinten Nationen auszurichten. Am Rande der Wüste von Dubai wird das Gelände der Weltausstellung 2020 für zwei Wochen zum schlagenden Herzen der Klimadiplomatie. Die Vereinigten Arabischen Emirate und die Vereinten Nationen hoffen auf eine Konferenz, die so historisch werden soll wie jene in Paris im Jahr 2015.

    "Wir gehen heute mit kleinen Schritten voran, während wir grosse Schritte erwarten", so der Leiter der UN-Klimabehörde, Simon Stiell. 2015 verpflichteten sich die Teilnehmenden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

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