Wintersport

Hirscher gesteht einen großen Fehler ein

Zum dritten und letzten Mal bretterte Marcel Hirscher am Freitag als Vorläufer über die Streif. Danach zog er ein Resümee. 

Erich Elsigan
Teilen
Marcel Hirscher im Kitzbühel-Starthaus
Marcel Hirscher im Kitzbühel-Starthaus
Red Bull

Marcel Hirscher hat sein Schweigen gebrochen. Am dritten Tag seines Kitzbühel-Aufenthalts stellte sich der 32-Jährige im Zielraum der Streif dann doch noch den Fragen der Journalisten. Nach den beiden Trainings, die er wie das Rennen als Vorläufer eröffnet hatte, hieß es noch: "Ich darf nichts sagen", deutete dabei auf das Logo seines Sponsors Red Bull.

Alles anders am Freitag nach dem Triumph von Aleksander Aamodt Kilde. Hirscher wirkte gelöst, plauderte mit Ex-Kollegen, klapperte sämtliche TV- und Radio-Stationen ab, gab auch "Heute" geduldig Auskunft über sein Streif-Projekt. 

"Die Entscheidung ist bereits im Frühling gefallen. Im Sommer war ich dann hier, habe eine Besichtigung gemacht", erzählt Hirscher. "Es hat dann relativ lange gedauert, bis ich gesagt habe: Okay, wir ziehen das durch."

1/13
Gehe zur Galerie
    Weiter Satz: Marcel Hirscher heizt über die Streif: Die besten Bilder
    Weiter Satz: Marcel Hirscher heizt über die Streif: Die besten Bilder
    picturedesk.com

    Vor zwei Wochen kamen erste Gerüchte auf. Hirschers Management dementierte. "Zu dem Zeitpunkt war tatsächlich nicht klar, ob ich es machen kann. Ein kleines Zipperlein", sagt der Superstar, deutet dabei auf seinen rechten Schenkel. 

    Der achtfache Gesamtweltcup-Sieger wurde dann doch rechtzeitig fit. Über das Erlebnis schwärmt er in höchsten Tönen. "Es war cool, nicht jede Hundertstel oder Sekunde rausquetschen zu müssen. Ich kann den Abfahrtssport jetzt mehr denn je verstehen und nachvollziehen."

    Hirscher macht ein seltenes Geständnis. "Wenn ich einen Fehler in meiner Karriere gemacht habe, dann der, dass ich zu wenige Abfahrten bestritten habe. Ich hätte zwar viel weniger Rennen gewonnen, aber viel mehr erlebt."

    "Ich habe keinen Bock mehr auf Druck"

    Ein Weltcup-Comeback schließt der 2018 zurückgetretene Salzburger erneut aus. "Ich habe keinen Bock mehr, wieder auf Druck und Leistung zu performen. Es ist schön, dass es jetzt um nichts geht."

    1/35
    Gehe zur Galerie
      <em>"Heute"</em>-Streifzug durch Kitzbühel 2022
      "Heute"-Streifzug durch Kitzbühel 2022
      picturedesk.com

      Offizielle Zeiten gibt es von Hirscher nicht. Am Freitag betrug sein Rückstand auf Sieger Kilde handgestoppte fünf Sekunden. "Es gibt Gründe, warum wir gar nicht schnell sein können. Das haben wir in Kauf genommen", meint Hirscher. Auf "Heute"-Nachfrage, welche Gründe das sind, antwortet der Doppel-Olympiasieger nach längerer Nachdenkpause kryptisch: "Es gibt schöne Beläge - und es gibt schnelle Beläge."

      Hirscher hat Kitzbühel nun abgehakt. In der zweiten Abfahrt am Sonntag verzichtet er auf ein Antreten als Vorläufer. Den Slalom am Samstag lässt er ebenfalls aus. "Da habe ich mir am Trainingstag brutal schwer getan. Ich habe keine schnellen Beine mehr."

      "Beaver Creek würde mich reizen"

      Denkbar ist jedoch, dass der Jungunternehmer mit seinen selbst mitentwickelten Van-Deer-Skiern in Zukunft an anderen Weltcup-Orten auftaucht. "Beaver Creek würde mich reizen", sagt er. 

      Mit der Entwicklung seines Unternehmens ist er zufrieden. "Es ist viel Arbeit, von null an zu beginnen. Man darf nicht erwarten, dass man morgen Weltcup-Rennen gewinnt." Da er vorerst keine Läufer mit seinem Material ausstatten darf, ist das ohnehin nicht möglich. Das soll sich in der kommenden Saison ändern - Hirscher schielt dabei auf Nachwuchs-Athleten, die im Europacup starten.

      Ins Projekt involviert ist freilich auch Papa Ferdl Hirscher, der auch in Kitzbühel am Pistenrand stand. "Er schaut auf die Linien. Schaut, was die anderen tun, wie liegt unser Zeug, was kann man besser machen. Also eh, was wir immer getan haben."

      Schließlich outet sich Hirscher noch als Fan von Kitz-Champion Kilde. "Was der in dieser Saison abliefert, ist saucool. Vom körperlichen Einsatz, von der Power, von der Überzeugtheit. Der frisst sie ja wirklich her, das taugt mir mega. Er ist ein guter Skifahrer."