Politik
Rudolf Hundstorfer auf der Insel Brac gestorben
Der frühere ÖGB-Chef und Sozialminister ist überraschend verstorben. Er erlag einem Herzinfarkt auf der kroatischen Insel Brac.
Der frühere Sozialminister und Kandidat zur Bundespräsidentenwahl 2016 Rudolf Hundstorfer (67) ist am Dienstagmorgen während eines Urlaubes auf der kroatischen Insel Brac überraschend verstorben.
Hundstorfer ist an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben, wie gegenüber "Heute.at" bestätigt wurde. Seine Frau Karin fand ihn in der Früh tot auf der Terrasse.
Bürgermeister drückt Beileid aus
Die SPÖ Wien gab den Tod Rudolf Hundstorfers via Presseaussendung bekannt: "Hundstorfer hinterlässt als langjähriger Gewerkschafter und Sozialminister ein politisches Erbe, auf das die Sozialdemokratie zurecht stolz sein kann. Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und die SPÖ Wien Landesparteisekretärin Barbara Novak drückten gegenüber der Familie ihre tief empfundene Trauer aus", heißt es.
Auch der SPÖ Rathausklub und Sozial- und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker reagierten auf die überraschende Nachricht. "Er war ein Förderer und ein Unterstützer, er war ein Freund. Ein großartiger Mensch ist von uns gegangen", so Hacker. Im Namen des SPÖ Rathausklubs zeigte sich Klubobmann Josef Taucher "erschüttert".
Rendi-Wagner kondolierte der Familie
"Dieser Tag hat nicht gut begonnen", sagt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zu Beginn einer Pressekonferenz am Dienstag. Sie sei persönlich zutiefst betroffen, weil sie Hundstorfer sehr lange persönlich kannte. "Ich hab ihn erlebt als väterlichen Freund, als sehr persönlichen und ehrlichen Ratgeber. Egal um welche Uhrzeit, Rudi Hundstorfer war immer erreichbar", sagt Rendi-Wagner.
Als Präsident des ÖGB habe er den Gewerkschaftsbund in einer schwierigen Zeit übernommen und in ruhigere Fahrwasser geführt. Als "Krisenmanager" sei er immer zu Höchstform aufgelaufen, so Rendi-Wagner. Hundstorfer beschreibt sie als einen "warmherzigen, optimistischen Menschen, der über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt, respektiert und zum Teil auch geliebt wurde. Er hatte immer Humor, bei aller Verhandlungshärte. Sein positives Wesen hat er über alles gelegt."
"Ein Verlust für das ganze Land", so die Parteichefin. Der Familie hat Rendi-Wagner schon persönlich kondoliert.
Gewerkschaft trauert
"Mit ihm verliert die Sozialdemokratie daher eine Persönlichkeit, die sich durch ihre Fähigkeit zur Vermittlung über alle Parteigrenzen hinweg auszeichnete und immer ganz im Stil eines wahren Staatsmannes agierte."
Der ÖGB würdigt Hundstorfer als einen, "der die Menschen geliebt hat, und sich immer für die Arbeitnehmer eingesetzt hat." "Ich verliere einen Freund", sagt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian. Auch die Gewerkschaft younion trauert um Rudolf "Rudi" Hundstorfer: "Wir danken unserem langjährigen Vorsitzenden und sind in Gedanken bei seiner Familie."
Zahlreiche weitere Gewerkschaften drückten im Laufe des Tages ihre Trauer und ihre Anteilnahme aus, darunter die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), die Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG), die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), die Gewerkschaft vida und die GPA-djp.
Auch Caritas Wien-Präsident Michael Landau kondolierte auf Twitter: "Mit Rudolf Hundstorfer verliert Österreich einen engagierten Sozialpolitiker und einen beeindruckenden Menschen mit großem Herz für die Notleidenden." Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) beschrieb den Verstorbenen als "Freund und Verbündeten".
Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl beschrieb Hundstorfer als einen "Politiker mit Herz", einen "großartigen Politiker und warmherzigen und optimistischen Menschen, der auch in schwierigen Zeiten nie seinen Humor verloren hat." Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer und sein Generalsekretär Karlheinz Kopf würdigten einen "großen Sozialpartner und kompetenten Politiker". Auch aus der Ärztekammer kamen Kondolenzbekundungen: "Ich bin aufgrund persönlicher Verbundenheit und Freundschaft sehr betroffen", sagt Präsident Thomas Szekeres.
Im Namen des Seniorenbundes kondolierte Andreas Khol: "Mit Bestürzung, denn ich habe ihn vor wenigen Wochen noch als Mann in der Blüte seiner Jahre getroffen, voll Schaffenskraft und Begeisterung für die ihm übertragenen, wichtigen Aufgaben." Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) würdigte Hundstorfer als "herausragende Persönlichkeit".
Zahlreiche Wortmeldungen aus der Politik
Auch die Beileidsbekundungen aus der Politik waren unmittelbar und zahlreich. Alle politischen Lager würdigten die Verdienste Hundstorfers und teilten Erinnerungen an ihn.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich "tief betroffen vom plötzlichen Tod Rudolf Hundstorfers". Er habe jeden Austausch mit ihm sehr geschätzt, auch während des gemeinsamen Bundespräsidenten-Wahlkampfes: "Hundstorfer war ein umgänglicher und heiterer Mensch, der mit allen reden konnte, mit Arbeiterinnen und Arbeitern genauso wie mit Spitzenpolitikerinnen und -politikern."
Sozialministerin Brigitte Zarfl würdigte Hundstorfer als einen der "profiliertesten Sozialpolitiker der zweiten Republik". Ihre Ministerkollegin, Wirtschaftsministerin Elisabeth Udolf-Strobl drückte ebenfalls ihre Wertschätzung aus und kondolierte Familie und Freunden.
Die Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Doris Bures (SPÖ) zeigten sich beide bestürzt: "Hundstorfers Leben war geprägt von Solidarität und Gerechtigkeit", so Bures. Sobotka würdigte ebenfalls Hundstorfers Handschlagqualität und seine Offenheit zum konstruktiven Dialog.
Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sagte: "Das ist wirklich sehr traurig. Ich habe mich immer gern mit ihm unterhalten." FPÖ-Chef Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl zeigen sich ebenfalls tief betroffen. ÖVP-Chef Sebastian Kurz kondoliert ebenfalls, Hundstorfer lernte er als "engagierten Politiker" kennen, der "auch über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Anerkennung" genoss. Die Grünen beschrieben ihn nicht nur als einen sympathischen Politiker, er werde auch "als engagierter Sozialminister in Erinnerung bleiben". Jetzt-Sozialsprecherin Daniela Holzinger-Vogtenhuber beschrieb "Rudi" so: "Nicht immer einfach, aber gerade heraus und um die Menschen dieses Landes ehrlich bemüht."
Auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner kondolierte und würdigte Hundstorfer als einen "anerkannten Experten mit höchster Fach- und Sachkompetenz, der Zeit seines Lebens für den Geist des Miteinanders stand." Mikl-Leitner erinnert sich an ihre Zusammenarbeit mit Hundstorfer in der Bundesregierung, wo sie Innenministerin war.
Acht Jahre Sozialminister
Rudolf Hundstorfer wäre in wenigen Wochen 68 Jahre alt geworden, er kam am 19. September 1951 in Wien zur Welt. Nach seinem Hauptschulabschluss arbeitete er beim Magistrat der Stadt Wien, lernte den Beruf des Bürokaufmannes. Seit den frühen 70er Jahren engagierte er sich in der Gewerkschaft, 1990 ging er in den Wiener Gemeinderat.
Seine Karriere in der Gewerkschaft begleitet ihn sein ganzes Leben lang. Hundstorfer war Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), von dieser Position trat er für seinen Posten als Sozialminister (2008 bis 2016) ab.
SPÖ-Kandidat für Präsidentschaft
Hundstorfer trat bei der Bundespräsidentenwahl 2016 als Kandidat der SPÖ an, erreichte bei der ersten Wahl allerdings nur Platz 4 und kam nicht in die Stichwahl. Am 16. Mai 2018 wurde Hundstorfer Vorsitzender der Wiener Wohlfahrtshilfe, einer Teilorganisation der Volkshilfe.
Rudolf Hundstorfer hinterlässt eine Ehefrau, eine Tochter und zwei Stiefkinder. Für seine Verdienste um die Republik Österreich wurde er von Bundespräsident Heinz Fischer mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande ausgezeichnet.
(rcp, csc)