Seine Mutter Michelle nahm zunächst an, dass Juwan eine harmlose Augeninfektion hatte, und brachte ihn zum Arzt, wo er Antibiotika bekam. "Zwei Tage später bemerkten wir, dass mit dem Auge etwas nicht stimmte", schrieb sie in einem auf Facebook geteilten Posting. "Es sah so aus, als würde etwas in seinem Augapfel wachsen, was am Tag zuvor noch nicht da war. Wir stellten fest, dass er kein Gefühl in seinem Auge hatte, da er buchstäblich seinen Finger in sein Auge steckte und seinen Augapfel kratzte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken."
Nach einer Reihe von Tests stellte sich heraus, dass das Herpes-simplex-Virus ein Herpesbläschen in seinem Auge verursacht hatte. Da die Eltern beide negativ auf das Virus getestet wurden, gehen die Ärzte davon aus, dass jemand, der ein aktives Herpesbläschen im Mund hatte, den Jungen auf oder um sein Auge herum geküsst und so das Virus weitergegeben haben muss. Michelle erklärte: "Das Herpesvirus konnte höchstwahrscheinlich nur von jemandem übertragen werden, der ein aktives Bläschen hatte und unser Baby auf oder in der Nähe des Auges oder auf seine Hand küsste, mit der er später sein Auge berührte." Sie warnte andere vor den Gefahren des scheinbar harmlosen Busselns: "Ich halte es für notwendig, den Leuten klarzumachen, warum man das Baby eines anderen nicht küssen sollte."
Herpes ist eine Infektionskrankheit mit dem Herpes-simplex-Virus. Davon gibt es zwei Varianten: HSV-1 (verursacht Bläschen vor allem im Mundbereich, besonders an den Lippen) und HSV-2 (verursacht Genitalbläschen). Es können aber auch Bläschen in den Augen, an der Scheide, dem Penis, im Auge oder im Mund auftreten. Sogar das Gehirn kann das Virus infizieren. Verwandt mit Herpes ist die Gürtelrose. Sie wird durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpes-Viren ausgelöst.
Einmal infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper und "schläft" in den Nervenknoten. Es kann nach Jahren reaktiviert werden – etwa, wenn das Immunsystem durch eine Erkältung oder Stress geschwächt wird.
Solange die Bläschen da sind, sollte der Erkrankte verhindern, dass Mitmenschen mit der betreffenden Körperstelle in Berührung kommen, da hochansteckend.
Während ein unansehnlicher, aktiver Lippenherpes bei den meisten Erwachsenen keine gröberen Probleme verursacht, kann eine sogenannte Fieberblase für Babys gefährlich sein, da sein Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Wenn sich die Krankheit ungehindert ausbreitet, kann sie lebenswichtige Organe befallen, was zu Krampfanfällen und sogar zum Tod führen kann.
Die Ärzte hatten mehrere Wochen lang Mühe, das Virus in Juwans Auge unter Kontrolle zu bringen und mussten Experten in New York konsultieren, um das richtige Medikament zu bekommen. Während dieser Zeit befürchteten die Eltern, dass sich der Herpes auf sein Gehirn oder sein anderes Auge ausbreiten würde. Als der Herpes wieder abgeklungen war, hatte er das Auge des kleinen Juwan bereits verwüstet und einen Hornhautdefekt – ein 4-mm-Loch in der klaren äußeren Schicht an der Vorderseite des Auges, hinterlassen. Diese offene Wunde führte zu zahlreichen Infektionen und trotz aller Bemühungen der Ärzte waren die Verletzungen zu schwerwiegend und er verlor sein Augenlicht. "Es ist die traumatischste Erfahrung, sein Baby anzusehen und buchstäblich eine vier Millimeter große, offene Wunde in seinem Auge zu sehen, die so deutlich sichtbar ist."
Um die Überreste des Organs zu schützen, waren die Ärzte schließlich gezwungen, seine Augenlider zuzunähen. Die Familie hofft nun, dass eine bevorstehende Operation zur Übertragung von Nerven aus seinem Bein in seine Augenhöhle erfolgreich sein wird, um die Verbindung zwischen dem Augapfel und dem Gehirn wiederherzustellen. Wenn die Nervenübertragung funktioniert, könnte Juwan für eine Hornhauttransplantation infrage kommen, die sein Sehvermögen wiederherstellen könnte.
"Ob er sein Sehvermögen jemals wiederbekommen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, aber wir haben uns mit der Tatsache abgefunden, dass er auf dem linken Auge sehr wohl dauerhaft blind sein könnte", so die Mutter abschließend. Die Familie, die in Namibia lebt, hat eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um die zusätzlichen Kosten zu decken.