Politik
Heinz Faßmann wird neuer Bildungsminister
Ihn hatte keiner auf der Liste. Der Vizerektor der Uni Wien, Heinz Faßmann, übernimmt ein Mega-Ressort: Bildung, Kindergärten, Wissenschaft.
Stundenlang mischte die ÖVP Freitag bis in den Abend hinein ihr Team für die neue Regierung ab. Soviel darf verraten werden: Es gibt jede Menge Überraschungen. Eine davon ist Heinz Faßmann, 62, Integrationsexperte, in Düsseldorf (Deutschland) geboren.
Bei der Erarbeitung ihrer Ministerliste gingen Sebastian Kurz und sein Team diesmal andere Wege. Nicht die Bünde zu befriedigen stand auf der Tagesordnung, sondern als Kriterien wurden Geschlecht (möglichst viele Frauen), Alter und Qualifikation festgesetzt.
50 Prozent Frauen
Samstag Abend sickerten die ersten Namen durch: Es wird wieder ein Frauenministerium geben, Juliane Bogner-Strauß soll es übernehmen. Die 46-jährige Molekularbiologin aus der Steiermark ist seit 9. November Nationalrätin.
Sie ist eine von vier Frauen im Kurz-Team, der Frauenanteil beträgt somit 50 Prozent.
Schnell war auch klar: Der ehemalige Rechnungshofpräsident Josef Moser soll Justizminister werden. Gernot Blümel, ÖVP-Chef in Wien und Kurz-Vertrauter, war als "Kanzleramtsminister" sowieso gesetzt.
Alle neuen Minister auf einen Blick:
"Integration alternativlos"
Ein Name auf der Liste ist aber eine große Sensation: Heinz Faßmann. Und das auch durchaus im tatsächlich Sinn, denn der Wissenschafter ist ein gutes Stück über zwei Meter groß.
Der gebürtige Deutsche kennt Kurz seit der Zeit als der künftige Kanzler noch Integrationsstaatssekretär war. Faßmann ist Vizerektor der Uni Wien und Vorsitzender des Expertenrates für Integration.
In dieser Funktion hatte Faßmann im August des Integrationsbericht 2017 präsentiert. Kernaussagen: In Österreich leben 1,9 Millionen Menschen (22 Prozent) mit Migrationshintergrund. In den vergangenen beiden Jahren habe die Netto-Zuwanderung 178.000 Personen betragen. Faßmann sprach dabei von einer nach wie vor "sehr beachtlichen" Zuwanderung, die Integration werde "ein langer Weg" sein, sei aber alternativlos.
Mega-Ressort
Nun übernimmt er in der neuen Regierung ein Mammutressort. Er ist nicht allein für die Bildung in den Schulen, sondern auch für Kindergärten und die Wissenschaft zuständig. Die drei Agenden in einem Ressort zu vereinen, Bildung quasi in einer Hand zu bündeln, war eine Forderung von vielen Experten seit langem.
Faßmann hat von 1974 bis 1980 an der Wiener Uni Geographie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte studiert. Er arbeitete am Institut für Höhere Studien und der Akademie der Wissenschaften. Seit 2000 ist er Professor für Angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung an der Uni Wien. Seit 2015 ist er Vizerektor für Forschung und Internationales an der Uni Wien.
Kreisky-Preisträger
Faßmann ist Verfasser zahlreicher Bücher. 1999 wurde ihm als Mitautor des Buches "Abgrenzen - Ausgrenzen - Aufnehmen: Empirische Befunde zu Fremdenfeindlichkeit und Integration" der Bruno-Kreisky-Preis verliehen.
Der neue Bildungsminister ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
Alle Regierungsmitglieder in der Übersicht (für weitere Details anklicken):