Eurofighter fliegen nicht
Heeres-Blamage: Unser Luftraum ist völlig ungeschützt
Österreich kann seinen eigenen Luftraum nicht mehr verteidigen. Die Eurofighter können nicht abheben, obwohl die Jets selbst einsatzbereit wären.
"Luftraum über Österreich seit Freitag ungeschützt" – diese Schlagzeile der "Kronen Zeitung" sorgt Sonntagfrüh für Aufsehen. Erstmals in einem halben Jahrhundert könne jeder Gefährder über österreichischem Boden "machen, was er will", heißt es. Von einem "Tabubruch" seitens des Bundesheeres ist die Rede.
Basis der Aussage sind sogenannte NOTAMs. In diesen täglich aktualisierten, öffentlichen Fluginformationen für alle Piloten wird aktuell ausgeschildert, dass es seit Freitagmittag keinen militärischer Flugbetrieb in Zeltweg gibt.
Jahr und Tag sollte dort aber innerhalb von Minuten ein Alarmstart möglich sein, etwa wenn ein unbekanntes Flugzeug in österreichischen Luftraum eindringt, oder der Funkkontakt zu einer Maschine abreißt. Das kommt etwa 50 Mal im Jahr vor. Aktuell können die Eurofighter aber nicht abheben – und das liegt nicht an den Jets selbst.
Es hapert am Personal
Vor allem bei den Fluglotsen und der Feuerwehr gibt es nicht mehr genügend Kräfte, um Zeltweg täglich einsatzbereit zu halten, berichtet die "Krone". Das Problem bestünde bereits seit geraumer Zeit, sei aber verschleppt und zuletzt durch Pensionierungen und andere Abgänge verschärft worden. Zwar soll ab Montag wieder Normalbetrieb herrschen, doch zuständige Stellen hätten durchblicken lassen, dass es rund um die Weihnachtszeit wieder knapp werden dürfte.
Das ist der Eurofighter Typhoon
Mit dem neuen Milliarden-Aufbauplan des Verteidigungsministeriums sollten eigentlich neue Jet-Trainer für Linz-Hörsching angeschafft werden, unter anderem um Zeltweg bei der aktiven Luftraumüberwachung zu entlasten. Der steirische Stützpunkt ist nämlich seit der Einmottung der Saab-105-Flotte in Linz für die Sicherheit unseres Luftraums alleinverantwortlich.
Tanner: "Heute davon erfahren"
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), durch die "Krone" mit den Missständen konfrontiert, gelobte schnellstmögliche Besserung: "Als ich heute davon erfahren habe, habe ich den Generalstab sofort damit beauftragt, umgehend Alternativlösungen zu finden und umgehend umzusetzen, um so einen Umstand nicht mehr eintreten zu lassen."
Generalstabschef Rudolf Striedinger sieht wiederum die Schuld beim Grünen Vizekanzler Werner Kogler. Dessen Bundesministerium für öffentlichen Dienst (BMKÖS) ist für die Besoldung zuständig – und da können die Herrschaften in Uniform derzeit nicht mit der zivilen Luftfahrt mithalten.
Striedinger zur "Krone": "Das Verteidigungsministerium arbeitet seit Jahren an der Lösung des Problems von zu wenigen Fluglotsen. Dazu gab es unzählige Gespräche mit dem BMKÖS, das jedoch die Tragweite der Problematik nicht erkannt hat oder nicht erkennen wollte." Zur Attraktivierung des Heeresangebots sei die Mitwirkung des Kogler-Ressorts "zwingend erforderlich".
Schwacher Trost: Die flugfreie Zeit am Wochenende wurde demnach in Zeltweg zumindest genutzt, um die Kabelfanganlage der Landebahn zu warten.
Auf den Punkt gebracht
- Österreich kann seinen Luftraum derzeit nicht verteidigen, da die Eurofighter aufgrund von Personalmangel bei Fluglotsen und Feuerwehr nicht abheben können, obwohl die Jets einsatzbereit sind
- Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat schnelle Lösungen versprochen, während Generalstabschef Rudolf Striedinger die Schuld beim Grünen Vizekanzler Werner Kogler sieht, dessen Ministerium für die Besoldung zuständig ist