Gesundheit

Headset von Wiener Start-up soll Migräne vorhersagen

Das Headset will eine wirksame Therapiemethode mobil machen und Schmerzattacken nicht nur reduzieren, sondern sogar vorhersagen können.

Sabine Primes
Migräne kann Betroffenen das Leben zur Hölle machen. 
Migräne kann Betroffenen das Leben zur Hölle machen. 
Getty Images/iStockphoto

Wer noch nie Migräne hatte, kann sich glücklich schätzen. Denn dann hat er keine Ahnung, wie höllisch weh das pochende Gefühl und die Schmerzen im Kopf tun, die sich bei jeder Bewegung und jedem Geräusch zu verschlimmern scheinen. Meist kommen noch Übelkeit und/oder Erbrechen dazu. Erreicht die Migräne dieses Stadium, helfen die meisten Medikamente nicht mehr. Das einzige, was man dann noch tun kann, ist hinlegen, den Raum verdunkeln, absolute Ruhe, Wasser trinken und die Stirn mit einem kalten Lappen kühlen – und es irgendwie überstehen. Wer oft unter starken Kopfschmerzen leidet, sollte dies bei einem Migräne-Spezialisten abklären lassen. Oft ist den Betroffenen nicht bewusst, dass sie nicht "normale" Kopfschmerzen, sondern eine richtige Migräne haben. Das Wiener Start-up Brightmind.AI will das durch eine personalisierte Magnettherapie ändern.

Die Transkranielle Magnetstimulation kurz TMS, ist relativ neuartiges, nicht-invasives Verfahren, bei der auf das Gehirn mehr oder weniger starke Magnetfelder wirken. Das Verfahren wird bereits seit Jahren in der Migränetherapie angewendet. Mit einem Headset will das Wiener Start-up diese Therapie personalisieren. Beim sogenannten Closed-Loop-Verfahren werden Gehirnströme während der Sitzung gemessen und die Therapie darauf angepasst, erklärt Co-Gründerin und technisches Mastermind Tamara Gerbert gegenüber "futurezone". In Studien konnte diese Therapie Migräneattacken nachweislich um 90 Prozent reduzieren. 

So funktioniert die Therapie

Die Therapie soll unkompliziert selbst zu Hause durchgeführt werden können. "Wir arbeiten darauf hin, dass man das Gerät ähnlich wie einen Kopfhörer aufsetzt und nebenbei andere Sachen erledigen kann", so Co-Gründer Florian Lerchbammer-Kreith.

Das Migräne-Headset muss regelmäßig getragen werden. Denn durch die Messung der Gehirnströme soll erkannt werden, wie gut die Therapie anschlägt oder ob sie angepasst werden muss. Außerdem sollen durch das Gerät Migräneattacken vorhergesagt werden können. Ziel ist, einen Anfall 24 Stunden vor Beginn anzukündigen.

Frühestens 2026 auf dem Markt

Aus Patentgründen ist das Design noch geheim, aber im Frühjahr soll der Prototyp fertig sein. 2024 sollen erste Zulassungsstudien folgen. Läuft alles nach Plan, soll das Gerät 2026 auf den Markt kommen. Kleiner Wermutstropfen: Obwohl das Start-up seinen Hauptsitz in Wien hat, wird zuerst der US-Markt angestrebt. "Die Zulassung in den USA ist einfach um 2 Jahre schneller", erklärt Lerchbammer-Kreith. Zudem stehe man der Technik dort offener gegenüber. Erst danach wolle man das Headset in Europa und weltweit ausrollen.

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