Politik

Häupl greift Kurz an: Ideologischer Flachwurzler

Heute Redaktion
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Das Interview zum heutigen 68. Geburtstag: Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) über VP-Chef Kurz, FP-Strache und ob er mit Erwin Pröll in der Pension schnapsen wird.

"Heute": Glückwunsch.

Michael Häupl: Wozu?



"Heute": Sie werden heute 68. Soll ich sagen alles Gute? Beileid? Hoppauf?

Häupl: Hoppauf (lacht). Schließlich bin ich heute im Stadion. Meine Austria spielt gegen Milan.

"Heute": Sie feiern Ihren Geburtstag auf der Tribüne?

Häupl: Nicht nur. Schon auch mit Familie, Freunden, Mitarbeitern, am Nachmittag spielt eine Blasmusikkapelle für mich im Hof.

"Heute": Was spielt sie?

Häupl: Blasmusik.

"Heute": Für die SPÖ ist es ja vielleicht die letzte Chance auf eine Party für die nächste Zeit …

Häupl: Nein, nein! Ich bin für die Wahlen optimistisch. Außerdem glaube ich nicht, dass die Österreicher noch einmal Schwarz-Blau wollen.

"Heute": Warum nicht?

Häupl:Weil man nicht ernsthaft erwarten kann, dass man zum Regierungschef gewählt wird, wenn man inhaltlich einfach nichts sagt. Nichts zu Wirtschaftspolitik, Investitionen, Gesundheitspolitik, jetzt höre ich ein paar Versatzstücke zur Bildung. Dem großen Kämpfer gegen islamische Kindergärten fällt nichts anderes ein, als dass wir mehr Kontrollen machen müssen. No na, passiert ja.

"Heute": Sie reden von Kurz?

Häupl:Ja, wenn ich an ihn denke, fällt mir ein, was Haider über Grasser gesagt hat: Kurz ist ein ideologischer Flachwurzler.

"Heute": Erinnert Sie Kurz denn an Jörg Haider?

Häupl: Nein, ich habe Haider jede Menge vorzuwerfen, aber das ändert nichts an meinem Respekt vor seinem Intellekt und auch seinem Wissen.

"Heute": Und Kurz?

Häupl:Ich kann mich mit ihm nicht auseinandersetzen, ich weiß nicht, wofür er steht. Ich höre immer nur "Mittelmeerroute schließen". Soll er endlich tun, wir haben kein Problem damit.

"Heute": Bei Kanzler Kern ist es anders?

Häupl:Ja, er sagt inhaltlich klar, was er für die Zukunft plant.

"Heute": In Umfragen hat Kurz über 30 Prozent. Halten Sie die Österreicher für zu naiv, um das so zu sehen wie Sie?

Häupl: Nein, aber bei allem Bemühen, eigene Inhalte darzustellen, zeigen wir als SPÖ diese Inhaltsleere einfach zu wenig auf.

"Heute": Die SPÖ ist im Moment zu schwach dafür?

Häupl:Nein, das glaube ich nicht, aber es gibt zu viele Vornehme.

"Heute": Es fehlen Bodychecks?

Häupl: Ein Wahlkampf ist kein Elmayer-Tanzkurs.

"Heute": Die SPÖ hat einen herzeigbaren Kandidaten, ein herzeigbares Team, ein herzeigbares Programm. Kann es sein, dass eine Wahl noch nie so ästhetisch verloren wurde wie diesmal?

Häupl: Nein, wir werden am 15. Oktober Erster.

"Heute": Die Umfragen sehen Kurz um 9 Prozentpunkte vorn …

Häupl: Wenn die Umfragen vor der Wiener Landtagswahl wahr gewesen wären, säße ich heute nicht hier.

"Heute": Wenn's nicht klappt?

Häupl:Auch Opposition ist eine ehrenhafte Rolle. Erstrebenswert ist sie nicht. Aber wenn's so is, is so.

"Heute": Wenn Kern jetzt an die Tür klopft und fragt, wie er in den letzten vier Wochen Wahlkampf machen soll, was raten Sie?

Häupl: Wenn er meine Erfahrung anzapfen will, stehe ich zur Verfügung. Aber das sage ich ihm selber.

"Heute": Bund, EU, Wien – Sie schlagen Ihren 17. Wahlkampf. Werden die immer stumpfsinniger?

Häupl: Nein, aber ich würde sie mir inhaltlicher wünschen. Stattdessen höre ich Phrasen wie ,überbordender Sozialstaat'. Von Leuten, die an einem Abend mehr ausgeben als ein Bezieher von Mindestsicherung im Monat hat.

"Heute": Wir haben noch nicht über Heinz-Christian Strache geredet. Spielt er keine Rolle?

Häupl: Ich fühle mich direkt wohl (lacht). Er ist es gewohnt, den jugendlichen Pseudorevolutionär zu spielen. So wie ich ist auch er älter geworden. Ich hege aber den dumpfen Verdacht, er ist nicht weiser geworden.

"Heute": Sie hören im Jänner auf. Was tun sie am Tag danach?

Häupl: Ausschlafen.

"Heute": Und am Wochenende dann schnapsen mit Erwin Pröll?

Häupl:Nein, wir haben noch nie Karten miteinander gespielt.

"Heute": Warum nicht?

Häupl: Weil wir beide nicht gern verlieren.