Lehrerin packt aus

"Hatte Angst" – Elterngespräche nur noch zu zweit

Eine Wiener Lehrerin berichtet von eskalierenden Elterngesprächen. Beleidigende Worte und sogar Drohungen sind an der Tagesordnung.
Hannah  Maier
21.02.2025, 06:00

Beleidigungen, aggressives Verhalten, Ignoranz und Drohung mit Anwälten – die Mittelschullehrerin Sabine K. (Name von der Redaktion geändert) kann sich nicht erinnern, dass Elterngespräche früher so schwierig waren, wie sie es heute sind.

Seit 20 Jahren unterrichtet die 52-Jährige in Wien; mittlerweile an einer Mittelschule in der Donaustadt. Sie ist Klassenvorstand einer 3. Klasse mit 22 Kindern und unterrichtet zusätzlich in einer Deutschförderklasse. Ihren Job macht Sabine sehr gerne, doch "man kommt fast gar nicht zum Unterrichten, weil so viel drumherum passiert, das enorm viel Kraft kostet", erzählt sie im Gespräch mit "Heute".

Eltern verhalten sich aggressiv

Ob es nun um die Notengebung, Fehlverhalten des Kindes oder gesetzte Sanktionen gehe – man müsse sich vor den Eltern immer rechtfertigen. "Es wird von uns Lehrern viel verlangt. Das eigene Kind ist das beste und oft sprechen uns Eltern unsere Kompetenzen ab", erzählt Sabine.

Gespräche mit den Elten seien überwiegend subtil aggressiv. "Ich muss mir Sachen anhören, wie 'Mit Ihnen muss ich eh noch ein Wörtchen reden'", schildert die Lehrerin. Auch mit Anwälten wurde ihr schon gedroht. Sabine geht mittlerweile mit einem mulmigen Gefühl in die Elterngespräche. Diese werden an der Donaustädter Mittelschule auch nur mehr in Anwesenheit einer zweiten Lehrperson geführt.

Lehrerin musste mit Polizei drohen

Beleidigend und herabwürdigend war kürzlich ein Elterngespräch, welches eine Kollegin geführt hatte, und bei dem Sabine als Unterstützung anwesend war. "Irgendwann ist ein Elternteil dann aufgesprungen, hat wild gestikuliert und gerufen 'Gleich vergesse ich mich!'. Wir hatten Angst. Ich habe dann mit der Polizei gedroht", schildert Sabine. Im Ernstfall wendet sie sich an die Direktion, die dann ebenfalls bei Elterngesprächen anwesend ist.

"Lassen uns zu viel gefallen"

Grundsätzlich wünscht sich die Lehrerin mehr Unterstützung – etwa eine Stelle, wo man sich mit besonders schwierigen Fällen hinwenden kann und Rat bekommt, wie man mit den Eltern umgehen soll.

"Wir Lehrer lassen uns vieles gefallen. Die Kinder beschimpfen uns teilweise aufs Ärgste. Sie verhalten sich anderen Kindern gegenüber aggressiv. Und wenn wir dann mit Eltern sprechen, geben sie uns die Schuld oder beschweren sich bei der Direktion über uns", kritisiert die Wienerin.

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