Faktencheck

Hat Musk junior Präsident Trump wirklich beschimpft?

Laut viralen Videos soll Elon Musks Sohn X Æ A-Xiier US-Präsident Donald Trump gesagt haben, den Mund zu halten. Doch hat er das wirklich?
20.02.2025, 20:35

Nachdem Elon Musk seinen Sohn X Æ A-Xii (Spitzname: X) mit ins Oval Office im Weißen Haus genommen hatte, tauchten online Videoausschnitte von der Begegnung auf. Manche wurden millionenfach angesehen. Nicht wegen Musk oder Trump, sondern wegen dem kleinen X.

Der Vierjährige soll in Richtung des US-Präsidenten Dinge wie "Sie sind nicht der Präsident, Sie müssen gehen" und "Ich möchte, dass Sie ihren Mund halten" gesagt haben. So interpretieren zumindest viele Social-Media-Userinnen und -User die Aussagen (etwa hier, hier, hier und hier). Nicht alle sehen es so. TikToker @istokpavlovic (hier archiviert) etwa vermutet, dass X nicht zu Trump, sondern zu einem der anwesenden Fotografen gesagt haben könnte. Was stimmt?

Die Bewertung

Die Äußerungen von X Musk und deren Adressat sind nicht klar. Eine Analyse zeigt, dass er zwar "Trump" sagt, die restlichen Worte aber unklar bleiben. Das "Shush" scheint sich an eine außerhalb des Kamera-Bereichs stehende Person zu richten. Fotos belegen, dass sich links von Trump mindestens eine Person befand. Dass Trump selbst nicht auf die Aussagen reagierte, könnte Hinweis sein, dass sie keinen Affront gegen ihn enthielten. Die Interpretation, dass X Trump aufforderte zu verschwinden und zu schweigen, ist nicht so eindeutig, wie in sozialen Medien behauptet wird.

Ausschnitte des Auftritts sind nicht nur auf Social Media zu finden. Auch verschiedene Medien haben Videos auf ihren Websites geteilt, etwa CNN. Ein Mitschnitt der gesamten Begegnung im Oval Office ist auf Fox News zu finden. Er entspricht der Länge nach dem Mitschnitt, den das Weiße Haus auf seinem offiziellen YouTube-Kanal geteilt hat (hier archiviert): rund 32 Minuten. Die beiden Aufnahmen wurden jedoch von unterschiedlichen Positionen aus aufgenommen.

Was sagt X?

Die Auswertung dieser zwei Videoaufnahmen zeigt, dass Musks Sohn während der rund halbstündigen Veranstaltung mehrfach die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Erstmals gleich zu Beginn: Während sein Vater die Medienvertreterinnen und Medienvertreter winkend mit einem "Hello everyone" begrüßt, faucht X mehrmals in Richtung der Journalistinnen und Journalisten. Später murmelt er mehrfach etwas vor sich hin, während sein Vater spricht. So geht es weiter (siehe Box ganz unten).

Die auf Social Media kursierenden Ausschnitte zeigen Momente, die im Original-Video des Weißen Hauses etwa bei Minute 1:59 und bei Minute 19:21 zu finden sind. Von dem, was er sagt, sind nur Bruchstücke zu verstehen. Denn Musks Stimme übertönt die seines Sohnes.

Hat der Musk junior Trump gesagt, er sei nicht der Präsident?

Es scheint tatsächlich so, dass der Vierjährige sich mit dem Wort "Trump" an den US-Präsidenten wendet. Was dann kommt, ist weniger klar. Das Wort "Präsident" ist nicht herauszuhören. Enden könnte der Satz mit "to go ahead" (vorwärtsmachen) oder auch mit "to go away". Das kann auf Deutsch sowohl mit "weggehen", aber auch mit "fortfahren" übersetzt werden.

Im auf YouTube angezeigten Transkript und in den Untertiteln steht jedoch, "X Musk: You are not the president, so you need to go away." Das ist allerdings nur in den nicht-automatisch generierten Untertiteln so. Wählt man die Einstellung "auto-generated" wird Xs Aussage nicht mehr angezeigt. Von wem genau das nicht-automatisch generierte Transkript kommt, ist unklar.

Auch wenn der Vierjährige genau das gesagt haben sollte, bleibt unklar, an wen er die Worte richtete. So schaut er zwar zunächst Trump an, doch während er spricht, schweift sein Blick ab. Der Blick des US-Präsidenten richtet sich während X spricht nach links – für den Betrachter rechts im Bild.

Hat X Trump gesagt, er solle den Mund halten?

Die zweite auf Social Media diskutierte Äußerung taucht weder in den Untertiteln noch im Transkript auf YouTube aus. Es scheint aber, dass X tatsächlich etwas in diese Richtung gesagt hat. Das "Shush" – englisch für Psst – ist deutlich zu hören. Allerdings schaut er Trump dabei nicht an, sondern an ihm vorbei. Es wirkt er so, als habe er dies in Richtung einer oder mehrerer Personen gesagt, die dort standen, aber nicht im Bild zu sehen sind. Dass sich dort zumindest eine Person befunden hat, zeigen die folgenden Bilder:

Eine Anfrage von "20 Minuten" an den AP-Fotografen Alex Brandon, an wen sich X gerichtet hat, blieb bis zum Erscheinen dieses Artikels unbeantwortet.

Gegen das "Shush" an Trumps Adresse spricht, dass der Präsident gar nicht redete. Es ist Elon Musk, der in dem Moment das Wort hat. Hinzu kommt, dass Trump weder beim ersten auf Social Media geteilten Ausschnitt noch beim zweiten irritiert auf die Äußerungen von X reagiert. Auch seine Mimik verrät nichts dergleichen.

Der Vierjährige

X verhält sich während der halbstündigen Veranstaltung so, wie es wohl viele Vierjährige machen dürften: Mal murmelt er vor sich hin, mal plappert er drauflos. Manchmal kommuniziert er mimisch mit den anwesenden Presseleuten. Für einen Moment scheint er unter dem Sakko seines Vaters Schutz zu suchen. In einem anderen schaut er sich im Raum um, bevor er den Schreibtisch des Präsidenten inspiziert. Hin und wieder reibt er sich die Augen. Auch einige Grimassen sind zu sehen, genauso wie sein Bohren in der Nase. Zwischendurch setzt sich X auch auf den Boden. Dann zeigt er seinem Vater, dass er auf den Arm genommen werden möchte. Der kommt dem Wunsch nicht sofort nach, setzt ihn später aber sogar auf seine Schultern. Von dort aus schickt er mehrere beherzte "Shush" auf die Seite des Raums, die nicht von den Kameras eingefangen wird (siehe Video unten). Dann seufzt er lautstark und gähnt ausgiebig. Zwischendurch spielt er an Musks Ohren, was dieser auch kommentiert. Zusammengenommen wirkt es so, als langweile sich der Vierjährige. Dabei wird er offenbar zusehends müder.

Fazit

Die Frage, was X Musk gesagt hat und an wen es gerichtet war, lässt sich nicht eindeutig klären. Eine genaue Analyse der Originalaufnahmen zeigt, dass X zwar das Wort "Trump" verwendet, die darauffolgenden Worte jedoch nicht eindeutig verständlich sind. Das "Shush" scheint sich nicht direkt an den US-Präsidenten zu richten, sondern an eine ausserhalb des von den Kameras aufgezeichneten Bereichs stehende Person.

Dass sich links von Trump mindestens eine Person gestanden hat, belegen Fotos, die von dieser Position aus aufgenommen worden sind. Auffällig ist auch, dass Trump weder auf die eine noch auf die andere auf Social Media diskutierte Äußerung des Vierjährigen reagiert hat. Die Interpretation, wonach X Trump gesagt haben soll, zu verschwinden und den Mund zu halten, ist nicht so eindeutig, wie viele Social-Media-Userinnen und -User behaupten.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } 20.02.2025, 20:35
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