Nach China verscherbelt

Handy-Diebstähle: Das 60-Millionen-Euro-Geschäft

Alltag in London: Vermummte auf Mopeds fahren eng an abgelenkten Passanten vorbei und reißen ihnen das Handy aus der Hand – die Polizei ist machtlos.

Newsdesk Heute
Handy-Diebstähle: Das 60-Millionen-Euro-Geschäft
Kürzlich inhaftierte die Polizei in London Medienberichten zufolge die sogenannte "Phone Gang" – die Gruppe soll 650.000 Pfund (rund 780.000 Euro) innerhalb eines 18-monatigen Raubzuges erbeutet haben.
IMAGO/Jam Press/MetPolice

"Snatch theft": Diese in London häufigen Raubüberfälle klingen filmreif. Männer auf Mopeds oder E-Rollern, vermummt mit Ski-Masken pirschen sich langsam an Personen mit ihrem Handy in der Hand heran, reißen es ihnen im richtigen Moment aus der Hand und düsen davon – und das oft am helllichten Tag.

Die Tatsache, dass viele öffentlichen Bereiche in der britischen Hauptstadt Videoüberwacht sind, spielt für die Täter keine Rolle – die Aufklärungsquote für diese Art von Diebstahl ist verschwinden gering. "Snatcher" verdienen damit gutes Geld und die erbeuteten Mobiltelefone landen Großteils in China.

Anzahl der Fälle steigt rasant an

Britischen Regierungsdaten vom September 2024 zufolge, werden Handy- und  Taschendiebstähle auf 78.000 Fälle geschätzt, wobei 58.000 davon allein in London vorgekommen sein sollen. Vorfälle sogenannter "Snatch thefts" seien demnach im vergangenen Jahr um 150% angestiegen.

Zwischen Jänner und Oktober 2023 meldet die Metropolitan Police 39.532 Handy-Diebstähle und 10.259 Handy-Raubüberfälle. Mehreren Medienberichten zufolge wird in London alle sechs Minuten ein Handy gestohlen.

Aufklärungsrate gering – Handys landen in China

Aufgrund der geringen Aufklärungsrate der Polizei, betrieb der Sender "Channel 4" seine eigene Recherche. Ein Opfer wurde im oben beschriebenen "Drive-By"-Stil seines Handys beraubt, die Polizei schloss die Akte aufgrund von Mangel an Beweisen. Brisant dabei: Sein Handy landete dem GPS nach in Shenzhen, China.

Im Interview mit einem Auftragsdieb, antwortet die vermummte Person äußert dreist auf die Fragen der Reporterin. Es sei im scheißegal, ob die Raubüberfälle für die Opfer traumatisierend seien, solange er sein Geld bekomme – Medienberichten zufolge seien das bis zu 15.000 Pfund (rund 18.000 Euro) pro Monat. Er verkaufe die Mobiltelefone "an einen Freund" – ihm ist klar: Die Handys landen "im Ausland".

Ein Mittelsmann bestätigt die Aussagen zur Location vom Handy des Opfers – er ist sogar chinesischer Staatsangehöriger. Er verkauft die gestohlenen Telefone nach China weiter und verschickt sie mit einem "chinesischen Versandservice" nach Shenzhen. Ein Händler vor Ort erzählt, dass jährlich bis zu 10 Millionen Handys bei ihm eintreffen, wo sie entweder entsperrt werden können, oder in ihre Einzelteile auseinandergenommen werden.

Londoner warnen im Netz

Im Online-Forum Reddit sind sich die Nutzer einig: Handydiebstähle kommen durchaus vor. Man sollte vorsichtig sein, Grund zur Panik gebe es allerdings nicht: "Ich lebe seit 18 Jahren in London, es ist einmal passiert – ein paar Jungs auf einem Moped, schubsen und reißen es weg. Ich laufe oft mit meinem Handy in der Hand durch die Stadt, egal in welchem Viertel."

"Leider scheint es wieder auf dem Vormarsch zu sein, so wie es um 2016 herum war, nur dass sie jetzt statt Mopeds Surrons (Anm.: "Sur-Ron" Chinesisches E-Moped) benutzen, die schneller und wendiger sind. Solange man ein gutes Situationsbewusstsein hat, sollte einem aber nichts passieren.", klärt ein weiterer User auf.

Was unternimmt die Polizei?

"Channel 4" schätzt den Handydiebstahlmarkt im Vereinigten Königreich auf 50 Millionen Pfund (rund 60 Millionen Euro) jährlich. Das Problem scheint der Polizei bewusst zu sein, eine dauerhafte Lösung für das Problem konnte bisher nicht gefunden werden. Gemeinsam mit den Herstellern soll an einer Lösung gearbeitet werden, die den Diebstahl weniger lukrativ macht.

Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson empfindet die Zahlen als "beunruhigend": "Mobilfunkunternehmen müssen sicherstellen, dass gestohlene Telefone schnell, einfach und dauerhaft gesperrt werden können, anstatt sie für den Verkauf auf dem Gebrauchtmarkt neu zu registrieren".

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    Auf den Punkt gebracht

    • In London explodieren die Fälle von Handydiebstählen durch vermummte Täter auf Mopeds und E-Rollern, die ihre Beute im Vorbeifahren entreißen.
    • Trotz Videoüberwachung bleibt die Aufklärungsrate gering, und viele der gestohlenen Handys landen in China, wo sie weiterverkauft oder in Einzelteile zerlegt werden.
    red
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