Job geschmissen
"Habe Großes vor" – IS-Terrorist lebte von AMS-Geld
Mit den Worten "Ich habe noch Großes vor" schmiss Beran A. im Juli seinen Job und kassierte fortan Sozialhilfe. Nun sitzt er in Untersuchungshaft.
Der 19-jährige mutmaßliche Anhänger der radikalislamistischen Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS), der gemeinsam mit einem 17-Jährigen einen Terror-Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben soll, bestreitet nun sämtliche gegen ihn gerichteten Vorwürfe. Seine Verteidigerin Ina-Christin Stiglitz hat den Widerruf der Aussage bereits bestätigt. Beran A. "wollte nur cool sein", sagte Stiglitz.
Der Generaldirektor für die Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, hatte erst vor wenigen Tagen im Rahmen einer Pressekonferenz erklärt, der 19-Jährige aus Ternitz im Bezirk Neunkirchen habe nach seiner Festnahme ein "vollumfängliches" Geständnis abgelegt. Davon ist jetzt keine Rede mehr.
"Habe keinen Anschlag geplant"
Ihr Mandant habe ihr bei einer Besprechung anlässlich der Verhängung der U-Haft am Freitag versichert, er sei "weder Anhänger des IS noch habe er ein Attentat geplant gehabt", schilderte Stiglitz am Sonntag gegenüber der APA. Sprengstoff habe er "nach einem Tutorial" hergestellt, auf das er im Internet gestoßen sei.
IS-Terrorzelle plante Anschlag auf Taylor-Swift-Konzert in Wien
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Beran A. habe das "zum Experimentieren" nachmachen und eine Bombe allenfalls im Wald ausprobieren wollen. Zu keinem Zeitpunkt habe er vorgehabt, Menschen zu töten. Nach Darstellung der Anwältin war der 19-Jährige im Internet auf das Gedankengut des IS gestoßen. Er habe sich dafür interessiert, aber nicht damit identifiziert.
AMS-Geld kassiert
Stiglitz räumte gegenüber der APA ein, dass ihr Mandant auf sozialen Medien diversen Predigern gefolgt sei. Er habe im Internet auch eine Anleitung zum Herstellen von Sprengstoff und Bombenbauen gefunden. "Er hat ausprobieren wollen, ob das funktioniert", meinte die Verteidigerin. Der 19-Jährige sei "ein technisch interessierter Mensch" und habe nach dem Abbruch einer Lehre "viel Zeit gehabt".
Hunderte Swifties vor dem Steffl
A., ein österreichischer Staatsbürger mit mazedonischen Wurzeln, lebte mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester in einer unscheinbaren Reihenhaus-Siedlung in Ternitz. Die Familie mit der er im Dezember letzten Jahres nach Mekka gereist war, gilt dort als unauffällig und fleißig. Beran A. (er ist bisher unbescholten) hingegen schmiss am 25. Juli seinen Job bei einem metallverarbeitenden Betrieb mit den Worten "Ich habe noch Großes vor" hin und lebte von AMS-Geld.
Terror-Akt mit VW Beetle geübt
Nach der Abreise seiner Verwandten in Richtung Mazedonien, wo sie den Sommer verbringen, dürfte der 19-Jährige in eine abstruse Parallelwelt abgedriftet sein. Verblendet durch die Videos des Berliner Hass-Predigers Abul Baraa wurde sein Gedankengut zusehends radikaler. Im Juni hat er dem IS-Anführer die Treue geschworen und einen Monat später offenbar sogar schon mit seinem VW Beetle für einen Terror-Akt geübt.
Beran A. soll vorgehabt haben, mit seinem VW Beetle in die Menschenmenge der vielen Tausenden Swift-Fans vor dem Happel-Stadion zu rasen, danach mit Macheten um sich zu schlagen und zum Schluss die Bombe zu zünden. Laut Polizei hatte der Verdächtige im Zuge der Vorbereitungen das Auto mit einem Blaulicht ausgerüstet, um sich leichter Zugang verschaffen zu können.
Blaulicht in Haus gefunden
Gemeinsam mit dem in Wien festgenommenen 17-Jährigen habe er eine Spritztour im Beetle gemacht und dabei das Blaulicht bereits ausprobiert. Im Haus wurden Macheten, Messer, Blaulicht und Folgetonhorn gefunden. Mit Letzteren wollten die Verdächtigen wohl zum Stadion kommen.
Für die Verdächtigen gilt die Unschuldsvermutung
Auf den Punkt gebracht
- Ein 19-jähriger mutmaßlicher Anhänger des IS, der einen Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert geplant haben soll, bestreitet die Vorwürfe und behauptet, er habe nur aus Neugierde Sprengstoff hergestellt
- Er habe kein Attentat geplant, sondern lediglich experimentieren wollen
- Trotz seines Geständnisses zuvor, bestreitet er nun jegliche Beteiligung an einem Anschlagsplan