Politik

Grüne Lunacek über ihre lesbische Fernbeziehung

Die Grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek hofft im Ö3-Sommergespräch immer noch, dass "Peter Pilz mit mir wahlkämpfen wird."

Heute Redaktion
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Ulrike Lunacek bedauert Pilz-Abgang.
Ulrike Lunacek bedauert Pilz-Abgang.
Bild: picturedesk.com

Im Ö3-Sommergespräch in "Frühstück bei mir" äußerte sich am Sonntag die Spitzenkandidatin der Grünen Ulrike Lunacek verhalten optimistisch, dass Peter Pilz doch keine eigene Liste gründen möchte, und plauderte über ihre Fernbeziehung mit ihrer Freundin.

Im Gespräch mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl sagte sie: "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich hab' ihn auch angerufen, ich hab' mit ihm gesprochen, wir haben ausgemacht – auch vergangenen Mittwoch noch – dass wir uns Mitte oder Ende Juli noch einmal zusammensetzen. Ich hoffe immer noch, dass Peter Pilz mit mir wahlkämpfen wird."

Den düsteren Prognosen, dass die Grünen im Fall einer Liste Pilz nicht einmal mehr einen Einzug ins Parlament schaffen werden, will sie keinen Glauben schenken: "Das kann und will ich mir nicht vorstellen. Ich glaube es auch nicht. Ich bin immer noch zuversichtlich und ich weiß, was ich kann. Ich weiß auch, was die Grünen können. Wir haben jetzt auch Listen gewählt mit ganz vielen neuen Leuten. In den letzten Monaten - wie oft mussten wir uns anhören, das sind zu viele ‚Eisenhintern' und alte Funktionäre, die beißen die Jungen raus. Und jetzt haben wir sozusagen viele kompetente, jüngere Leute dabei – jetzt heißt es: Wir haben die alten nicht gewählt."

"Es gibt auch andere Aufdecker"

Der "Aufdeckungsbereich" – wie Ulrike Lunacek bekräftigte – sei auch durch andere abgedeckt. "Es gibt andere, die das auch können. Gabi Moser und Werner Kogler, die haben das bisher mit Peter Pilz gemeinsam gemacht und viel von ihm gelernt."

Lunacek betonte, dass sie den drei Kanzlerkandidaten, die viel an Aufmerksamkeit auf sich ziehen, "nicht das Feld überlassen möchte. Ich bin eine Frau, die einzige Frau an der Spitze, das wird mir helfen, auch als Feministin – als Frau, die vor knappen 40 Jahren das Frauenhaus in Innsbruck aufgebaut hat. Ich bin einiges auch an Härte gewöhnt und wir werden eine Kampagne machen, bei der wir die Themen in den Vordergrund stellen."

Lunacek mit Fernbeziehung

Der "Inszenierung des Privatlebens", das in diesem Wahlkampf immer wieder Thema ist, möchte die offen lesbisch lebende Politikerin kein großes Gewicht geben: "Ich bin da sicher auch vorsichtiger. Außerdem ist das so, dass meine Lebensgefährtin in Brüssel lebt und arbeitet, die wird auch nicht die ganze Zeit hier sein. Sie ist sehr zurückhaltend." In jedem Fall erzählte die 60-Jährige sehr offen über das Kennenlernen ihrer peruanischen Partnerin, mit der sie bereits seit 24 Jahren liiert ist: "Eigentlich haben wir uns vor 28 Jahren kennengelernt, in Wien. Damals war die Weltkonferenz der internationalen Lesben- und Schwulenorganisation. Rebecca, meine Partnerin, war damals die Direktorin der einzigen Lesben- und Schwulenorganisation in Peru", erinnert sich Ulrike Lunacek an den Beginn ihrer Beziehung mit der peruanischen Aktivistin.

"Wir sind dann 120 Schwule und Lesben aus der ganzen Welt ins KZ-Museum nach Mauthausen gefahren. Bei der Fahrt dorthin sind Rebecca und ich zufällig nebeneinander gesessen, und wir haben so viele Ähnlichkeiten entdeckt und uns ein bisschen ineinander verliebt. Und am Weg zurück waren wir dann in Stammersdorf bei einem Heurigen. Da hat sie mir eine rote Rose geschenkt, ist aber am nächsten Tag zurück nach Peru. Vier Jahre später haben wir einander erst wieder getroffen, wieder in Wien. Da habe ich gemerkt, ich habe mich voll in sie verliebt und mich von meiner damaligen Freundin getrennt."

Das Bekenntnis zu ihrer Homosexualität sei für sie auch politisch - derzeit steht ihr Kampf für die "Ehe für alle" im Mittelpunkt: "Den jungen Herrn Kurz, der mit Regenbogenparaden aufgewachsen ist, habe ich schon oft aufgefordert, er soll einfach ja sagen. Es tut nicht weh, kostet nichts." Sie selber habe als Teenager akzeptiert lesbisch zu sein: Da knutschten zwei Frauen bei einer Party miteinander, und ich hab so hingeschaut und hab mir gedacht: Warum bin ich da nicht schon früher auf die Idee gekommen? Also ich hab für mich selber so eine Selbstverständlichkeit dabei gehabt, auch mit dem Unverständnis, wie da irgendjemand was dagegen haben könnte. Und das hat mir auch sehr geholfen. Ich verstehe es bis heute nicht, warum da wer ein Problem damit hat."

Die Fernbeziehung wird auch nach der Wahl bleiben - Lunaceks Lebensgefährtin bleibt in Brüssel, wo sie für die Organisation "Education International" arbeitet, auch wenn Ulrike Lunacek ihr EU-Mandat aufgeben wird und in den Nationalrat zurückkehrt. Sollte es zur Verpartnerung kommen, dann wollen die beiden dafür nach Peru gehen: "Dann kann auch die Familie meiner Lebensgefährtin dabei sein." Nach der Politik möchte Lunacek auch Österreich verlassen - zumindest für eine Zeit: "In zehn Jahren möchte ich eine Zeit lang in Peru leben und Bücher vom Spanischen ins Deutsche übersetzen."

(red)