Klimaschutz

"Grünes Mascherl" – CO2-Kompensation meist nutzlos

Kaum ein CO2-Kompensationsprojekt hält, was es verspricht. Zu diesem vernichtenden Urteil kommt eine Studie des Fachmagazins "Science".

Lydia Matzka-Saboi
CO2-Kompensation durch Waldschutz im Rahmen von "REDD+"-Projekten scheint laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin "Science" völlig nutzlos zu sein.
CO2-Kompensation durch Waldschutz im Rahmen von "REDD+"-Projekten scheint laut einer aktuellen Studie im Fachmagazin "Science" völlig nutzlos zu sein.
Reuters

Die CO2-Wirksamkeit von Emissionszertifikaten aus Waldschutzprojekten wird offenbar deutlich überschätzt. Was Expertinnen und Experten schon länger vermuten, bestätigt nun eine Studie, die im Fachjournal "Science" erschienen ist: Rund 70 Prozent der untersuchten Zertifikate sind reine Versprechen und reduzieren keine Emissionen.

Sich von "Klimasünden" freizukaufen, indem Unternehmen CO2-Zertifikate erwerben, klingt nach einer praktischen Lösung für das Emissionsproblem. Das dahinterstehende Konzept wurde 2005 bei den UNO-Verhandlungen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) im Jahr 2005 diskutiert. Das hehre Ziel war, Wälder als Speicherort für Kohlenstoff finanziell attraktiv zu machen. Finanziert werden diese Projekte von Industriestaaten.

Dieser freiwillige Kohlenstoffmarkt, dessen Wert auf 1,3 bis zwei Milliarden Dollar geschätzt wird, hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen – jedoch nicht jedes Versprechen wurde auch umgesetzt. Laut Studie wurden dreimal mehr Emissionen verkauft als verhindert.

Drei mal mehr Emissionen verkauft als verhindert

Insgesamt 26 derartiger Projekte in Südamerika, Afrika und Asien – allesamt vom US-amerikanischen Unternehmen Verra zertifiziert – wurden für die Studie untersucht, letztendlich konnten jedoch tatsächlich nur 18 ausgewertet werden, bei den acht anderen mangelte es an ausreichend öffentlich zugänglichen Informationen.

Die 18 Kompensationsprojekte, die verglichen werden konnten, stammten aus fünf Ländern: Peru, Kolumbien, Kambodscha, Tansania und der Demokratischen Republik Kongo. Diese Länder sind durch Flächenbedarf für die industrielle Land- und Viehwirtschaft besonders stark von Entwaldung betroffen. Statt sich wie frühere Arbeiten allein auf historische Abholzungstrends zu stützen, analysierten die Fachleute die Wirkung der Projekte auch mittels Vergleichsflächen, die in der Umgebung der Wälder liegen und einem ähnlichen Entwaldungsdruck ausgesetzt sind.

"Wir haben festgestellt, dass die meisten Projekte die Entwaldung nicht signifikant verringert haben. Bei den Projekten, bei denen dies der Fall war, waren die Reduzierungen wesentlich geringer als behauptet", so das Resultat der Studienautoren.

Die untersuchten Projekte hatten bis November 2021 insgesamt 62 Millionen Zertifikate ausgestellt, wobei 14,6 Millionen davon verkauft wurden. Zwei Drittel der Zertifikate stammt laut der Studie aus Projekten, die die Entwaldung verglichen mit den Kontrollflächen nicht verringerten. Nur ein Projekt vermied tatsächlich so viele Emissionen, wie angegeben, ein anderes sogar etwas mehr. In Summe gaben die Projekte jedoch dreimal mehr vermiedene Emissionen an, als sie tatsächlich reduzierten.

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