Science
Größter Sonnensturm – er kam früher als erwartet
Am Samstag beobachteten Forscher eine massive Sonneneruption. Der "koronale Massenauswurf" erreichte die Erde zwölf Stunden früher als prognostiziert.
Am 16. September kam es auf der Sonne zu einer Eruption, die auch Weltraum-Experten staunen ließ: Zuerst stieg eine gigantische Plasmaschleife aus der Sonne auf, die sich anschließend von der Oberfläche des Sterns ablöste und in den Weltraum hinausschoss. Da sich die Eruption in der äußeren Atmosphäre der Sonne, der sogenannten Korona, ereignete, wird von einem koronalen Massenauswurf gesprochen.
So riesig war die Eruption im Vergleich zur Erde
"Die größte Sonneneruption, die ich je gesehen habe", schrieb der Sonnenphysiker Keith Strong auf X (ehemals Twitter). Seit 50 Jahren beobachte er im Rahmen seiner Arbeit den Stern, habe bisher aber noch nie eine so riesige Eruption gesehen. Denn beim Ereignis vom 16. September stieg eine Plasmaschleife aus der Sonne auf, die sich über mehr als die Hälfte des Himmelskörpers erstreckte. In einem Video illustriert er die schiere Größe des Plasmabogens mit der Erde, die nur als winziger Punkt erscheint.
Auch das Solar Observatory der Nasa fing die gigantische Eruption in einem mehrstündigen Zeitraffer ein. Darin ist gut erkennbar, wie der Plasmabogen von der Sonne aufsteigt, bevor er sich mit großer Geschwindigkeit in die Weiten des Alls entfernt.
Prognose lag ganze zwölf Stunden daneben
Mittlerweile hat das geladene Plasma auch die Erde erreicht – und zwar deutlich früher, als ursprünglich prognostiziert wurde. Forscher vom Zentrum für Weltraumwettervorhersage (SWPC) rechneten damit, dass die Protonen und Elektronen am Montagabend (Eastern Time) auf die Erde treffen werden.
Doch schon um neun Uhr morgens registrierten Sensoren im All eine plötzliche und dramatische Verschiebung des Magnetfeldes der Erde: Der koronale Massenauswurf hatte unseren Planeten ganze zwölf Stunden früher erreicht als angenommen. Abgesehen von spektakulären Nordlichtern blieben die Auswirkungen aber gering.
"Wie einäugig Tennis spielen"
Grund für diese Fehleinschätzung ist laut dem SWPC eine knappe Datenlage. Denn um Ankunft und Intensität von Sonnenstürmen zu messen, agieren Satelliten im All als eine Art Boje. Derzeit habe man aber nur einen Satelliten in der dafür nötigen Position. "Es ist, wie einäugig Tennis zu spielen – wir haben eine schlechte Tiefenwahrnehmung", sagt Professor Matt Owens gegenüber dem "Business Insider". Laut dem Wissenschaftler wird man frühestens in einem Jahr wieder mehr Satelliten positioniert haben, die genauere Prognosen erlauben werden.
Dabei ist es bei Sonneneruptionen je nach ihrer Größe enorm wichtig, diese früh genug zu erkennen und sich so gut wie möglich darauf vorbereiten zu können. Denn durch ihre Beschaffenheit lösen die Plasmawellen magnetische Stürme aus, die Funkverbindungen und Navigationssignale stören, Stromnetze lahmlegen und Pipelines unter Spannung setzen können. Im besten Fall sorgen die Stürme für spektakuläre Polarlichter, können aber auch Satelliten beschädigen.