"Begleitet mich, wenn ich eine Brustvergrößerung ohne OP bekomme" – so beginnen die Videos einiger Influencerinnen, die ihre Oberweite ganz ohne Skalpell und Silikon vergrößern oder straffen möchten. Stattdessen setzen sie auf Beauty-Behandlungen, die bisher eher im Gesicht eingesetzt wurden. Dazu gehören etwa Radiofrequenz-Therapie, Kollagenbooster oder PRP, besser bekannt als Vampire Facial. Je nach Methode soll bis zu einer Cup-Größe mehr oder eine Straffung möglich sein – angeblich komplett risikofrei. Die Preise variieren je nach Methode zwischen 3.600 und 6.200 Dollar (etwa 3.500 bis 6.000 Euro). Damit kosten sie weniger als eine operative Brustvergrößerung, die in Österreich etwa 9.000 Euro kosten.
Allerdings werden die Methoden in Österreich gar nicht angeboten - zumindest nicht direkt. Auffällig bei den Influencern, die sich diesen Behandlungen unterziehen: Sie zeigen keine Ergebnisse. Auf Instagram gibt es wenige Vorher-Nachher-Bilder. Laut Eigenaussagen sind mehrere Sitzungen möglich und die endgültigen Effekte erst nach Monaten sichtbar.
Was von den Eingriffen zu erwarten ist, verraten die plastische Chirurgin Dr. Inja Allemann und die Dermatologin Dr. med. Marianne Meli. Die Expertinnen sind sich einig: Besonders viel ist es nicht.
Kim Kardashian verhalf dem Vampire Facial oder PRP zu Popularität, als sie ein Selfie mit blutverschmiertem Gesicht teilte. Jetzt soll die Behandlung Brüste größer machen. "Hinter PRP stecken körpereigene Wachstumshormone, die durch Blutentnahme und Zentrifugation gewonnen werden. In der Ästhetik wird es unter anderem zur Hautverjüngung eingesetzt", erklärt Dr. Allemann. Dr. Meli ergänzt: "Durch die Behandlung wird die Zellregeneration, die Kollagen- und die Elastinsynthese angeregt."
„Es hat keine volumengebenden Effekte. Schon gar nicht so viel, dass eine Cup-Größe mehr erreicht werden könnte. Ein absoluter Witz.“
Aber, so Dr. Allemann: "Wissenschaftliche Evidenz für PRP zur Brustvergrößerung gibt es nicht. Es hat keine volumengebenden Effekte. Schon gar nicht so viel, dass eine Cup-Größe mehr erreicht werden könnte. Ein absoluter Witz." Immerhin, so Dr. Meli: "Weil es sich hier um eigenes Blutplasma handelt, bestehen nur geringe Risiken." Zu ihnen gehören kleine Blutergüsse, Rötungen oder lokale Schwellungen, die sich im Normalfall schnell wieder zurückbilden.
"Der Kollagenbooster Sculptra wird zur Volumengebung in anderen Körperregionen eingesetzt, etwa im Gesicht oder bei cellulitebedingten Dellen", so Chirurgin Dr. Allemann. "Für die Brustregion gibt es keine Zulassung." Womöglich aus gutem Grund: "Das entstehende Volumen ist nicht kontrollierbar, weil sich kollagenes Bindegewebe neu bildet – nicht Drüsen- oder Fettgewebe, die eigentlich für das Volumen der Brust verantwortlich sind."
Dr. Meli kennt weitere Risiken: "Es kann zu Knötchenbildungen und Kalkablagerungen kommen. Deshalb ist die Anwendung an der Brust besonders heikel." Laut Ärztin können die Veränderungen bei einer Mammografie sichtbar sein und zu falschen Befunden führen. "Auch eine allergische Reaktion auf das Material ist möglich."
Die US-amerikanische Cleavage Clinic verspricht geliftete Brüste durch die Radiofrequenz-Therapie Morpheus8. Die Therapie bietet laut Dr. Meli tatsächlich einen liftenden, straffenden Effekt – im Gesicht. "Die Resultate sind in keiner Weise mit einer operativen Bruststraffung zu vergleichen, bei der das Gewebe entfernt wird." Auch Dr. Allemann sagt: "Eine Bruststraffung führt man durch, wenn die Brust hängt und angehoben werden muss. Wir würden nicht operieren und Schnitte platzieren, wenn man einen ähnlichen Effekt mit anderen Verfahren erreichen könnte."
Auch diese Behandlung hat Risiken. Dermatologin Dr. Meli erklärt: "Haut- und Gewebeschäden und örtliche Verbrennungen sind selten, aber möglich." Dr. Allemann ergänzt: "Weil zu der recht neuen Behandlung noch keine langfristigen Studien bestehen, sind auch längerfristige Risiken nicht bekannt. Chirurgische Methoden haben natürlich auch ein entsprechendes Risiko, sind aber jahrzehntelang erfasst. An die Effekte kommt keines der alternativen Verfahren ansatzweise heran."