Politik

Gewessler gefährdet Österreichs wirtschaftliche Zukunft

Der Wiener Energieexperte Johannes Benigni übt heftige Kritik an Klimaministerin Gewessler: Ihre Energiepolitik "führt zu steigenden CO2 Emissionen."

Roman Palman
Johannes Benigni, Geschäftsführer JBC Vienna GmbH, auf einem Archivbild aus dem Jahr 2008.
Johannes Benigni, Geschäftsführer JBC Vienna GmbH, auf einem Archivbild aus dem Jahr 2008.
MAYR Elke / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com

Johannes Benigni schießt scharf gegen Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne). Anlass dazu ist deren Treffen am Montag mit Gasversorgern zur Vorbereitungen auf die Heizsaison 23/24 und Ausstiegsplänen aus russischem Gas. Besonders letzteres treibt den bekannten Wiener Energieexperten auf die Palme. So sehr, dass er später selbst eine eigene Stellungnahme veröffentlichte.

Die Ministerin lasse jeden Weitblick vermissen und bedrohe durch ihre "Untätigkeit" in den vergangenen 16 Monaten seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die österreichische Versorgung mit Gas, wettert Benigni darin: 

"Die bisherige Untätigkeit, was die Verbesserung der Transportkapazitäten anlangt, ist gerade in Bezug auf einen potentiellen Lieferausfall aus Russland verantwortungslos. Nun muss die Ministerin endlich handeln, sonst setzt sie Österreichs wirtschaftliche Zukunft aufs Spiel!" Hunderttausende Arbeitsplätze seien dadurch gefährdet.

Über Johannes Benigni

Johannes Benigni ist ein österreichischer Energie-Experte und war Chairman des Beratungsunternehmens JBC Energy Group. Seit 2019 war er auch Mitglied des Verwaltungsrats von Litasco in der Schweiz. Litasco ist eine Tochter des russischen Lukoil-Konzerns und nach Eigendarstellung dessen "Fenster zur Welt". Benigni ist eigenen Angaben zufolge nach Kriegsbeginn in der Ukraine von seiner Position zurückgetreten. Heute ist Benigni in der internationalen Energieberatung für die JBC Vienna tätig.
Der Manager plädiert auf einen reaslistischen Zugang zum Thema Energie. In einem Interview mit der "Wiener Zeitung" stellte er 2021 klar: Ein sofortiger Kohleausstieg sei essentiell, um die Klimaziele zu erreichen, Gas komme dabei eine Brückenfunktion zu. Denn: Die Energiewende könne nur funktionieren, wenn es zu keinen Versorgungsengpässen oder Wohlstandsverlusten komme. 

Der Energie-Experte fordert von der Regierung fünf konkrete Maßnahmen ein, um eine langfristige, sichere Versorgung Österreichs mit Gas sicherzustellen.

So solle Gewessler sicherstellen, dass auch nach 2024 Gas durch die ukrainische Pipeline nach Österreich gelangen könne. Die Ukraine hat bereits angekündigt, den da auslaufenden Vertrag nicht erneuern zu wollen. Ebenso solle die Ministerin mit Deutschland und Italien Maßnahmen zur Notversorgung Österreichs mit Gas aushandeln.

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    Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) vor einem Austausch mit Gasversorgern über die Vorbereitungen auf die Heizsaison 23/24 und Ausstiegspläne aus russischem Gas am 26. Juni 2023.
    Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) vor einem Austausch mit Gasversorgern über die Vorbereitungen auf die Heizsaison 23/24 und Ausstiegspläne aus russischem Gas am 26. Juni 2023.
    IMAGO/SEPA.Media

    Dazu wünscht sich Benigni einen sofortiges Grünes Licht für den Ausbau der West-Austria-Gasleitung (WAG), damit im Notfall auch Gas aus Deutschland nach Österreich gelangen kann und Reservierung von heimischen Speicherkapazitäten und finanzielle Unterstützung der Bevorratung durch das Energieministerium.

    Schlussendlich müsse auch die heimische Förderung intensiviert werden, so der Analyst weiter. Das könne durch den Ausbau der Produktionskapazitäten von sogenanntem Grünem Gas (Biogas, Biomethan, Wasserstoff, usw.) und durch Aufschließung weiterer konventioneller Erdgasvorkommen im Land geschehen.

    Energieexperte Johannes Benigni auf einem Archivbild aus dem Jahr 2009.
    Energieexperte Johannes Benigni auf einem Archivbild aus dem Jahr 2009.
    Michel Heidi / VGN Medien Holding / picturedesk.com

    Er will Sicherheit vor Veränderung: "Wenn Politiker den Ausstieg aus russischem Erdgas vorantreiben wollen, sollten sie nicht nur träumen, sondern zuerst Alternativen anbieten, planen, diese erarbeiten und jedenfalls praktisch umsetzen".

    Die bisherige Politik führe laut seiner Argumentation hingegen zu Verwerfungen in Wirtschaft und sogar am anderen Ende der Welt: "Selbst, wenn Industrieländer, wie Österreich, den hohen [Gas-]Preis noch bezahlen können, bleiben viele asiatische Schwellenländer dabei zurück. Sie verwenden dann wieder mehr Kohle. Und wenn etwa der Großteil der Asiaten Energie aus Kohle beziehen, was jetzt wieder verstärkt der Fall ist, wird die Dekarbonisierung in Asien revidiert und auf viele Jahre hinaus verlangsamt", sagt Benigni. 

    Sein letzter Hieb zum Schluss: "Die Politik von Frau Gewessler führt nicht nur zu Versorgungsproblemen, sondern auch zu hohen Energiepreisen und gleichzeitig zu global betrachtet steigenden CO2 Emissionen."

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