Politik
Immer mehr Vorfälle – "Gewalt an Schulen explodiert"
Das brutale Prügelvideo aus einer Wiener Mittelschule schockierte im Netz. Jetzt meldet sich die Stadt-Opposition zu Wort – und spart nicht an Kritik.
Das Gewaltpotenzial der jungen Schülerinnen im "Heute"-Video macht sprachlos. Mitte Jänner wurden zwei Schülerinnen (14) vor einer Sportmittelschule abgepasst, gewürgt, geprügelt und verletzt. Die Polizei forschte daraufhin eine brutale Mädchen-Gang aus – wir berichteten. Selbst als die 14-Jährigen Opfer wehrlos am Boden liegen, hörte die Tortur nicht auf. Doch Konsequenzen gibt es weder von der Schule, noch von der Justiz.
"Absolute Frechheit"
Aufgrund der Strafunmündigkeit der Täterinnen (sie sind zwischen 12 und 13 Jahren alt) wurden alle Verfahren eingestellt. Auch die 14-jährige Anstifterin kommt einfach so davon, die Verletzungen der Opfer waren zu gering für ein Verfahren. Sehr zum Ärger der beiden Opferfamilien. "Das ist eine absolute Frechheit", wütet ein Vater, der auch die Untätigkeit der Schule hart kritisiert.
"Die Brutalität ist erschreckend"
Auch Oppositions-Politiker Harald Zierfuß zeigt sich schockiert. Es brauche dringend mehr Sanktionsmöglichkeiten für die Schulleitungen, betone der VP-Bildungssprecher. "Die Stadtregierung kann hier nicht mehr länger wegschauen, sie muss Maßnahmen ergreifen." Vor allem in der Präventionsarbeit an Schulen gebe es dringend Aufholbedarf.
Die Schule betonte, dass bereits eine engmaschige und breitaufgestellte Präventionsarbeit läuft. Diese brachte offenbar aber nicht den gewünschten Erfolg: Denn ausgerechnet am Tag des Vorfalls fand ein Anti-Gewalt-Workshop in der Schule statt.
"Es ist erschreckend, mit welcher Brutalität hier vorgegangen wurde", so Zierfuß, den vor allem das junge Alter der Täterinnen extrem besorge. "Im Vergleich zu Videos aus den Vorjahren werden die Täter immer jünger", meint er und sieht die Wiener Stadtregierung in der Verantwortung.
Immer mehr registrierte Vorfälle
Denn die Vorfälle nehmen stark zu: Im Schuljahr 2021/22 gab es 139 Strafanzeigen an Wiener Schulen (116 davon gegen Schüler, 111 aufgrund von Körperverletzungsdelikten). Zum Vergleich: 2019/20 waren es nur 77 Anzeigen, davon aber 42 an Mittelschulen. "Die Gewaltexzesse nehmen erschreckende Ausmaße an", warnt der VP-Bildungssprecher. Die Zahl der Schulverweise explodierte indes von 185 (2020/21) auf aktuell 494.
"Besonders jetzt, nach diesen überaus fordernden Jahren und den derzeitigen multiplen Krisen, ist es von größter Bedeutung, Kinder und Jugendliche zu unterstützen und schützen", betonte Heinrich Himmer, der Bildungsdirektor für Wien im Februar. "Ich bin sehr stolz darauf, dass wir den Wiener Schulen eine große Bandbreite an Projekten in Kooperation mit Facheinrichtungen anbieten können", meinte er damals.
"Wenn es zu so einem Vorfall kommt, ist es bereits zu spät", meint Harald Zierfuß. Auch die Eltern der Betroffenen würden sich disziplinäre Maßnahmen gegen die Mitschülerin wünschen – die Schule ist nun am Zug.
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