Politik
Gender-Aufreger beim ORF – nun soll alles anders werden
Der ORF ändert die Sprache seiner Berichterstattung. Intern wurden neue Empfehlungen für gendergerechte Texte ausgegeben.
Im Versuch eines möglichst korrekten Sprachumganges wird im ORF schon seit längerem gegendert. Seit Frühjahr 2021 ließen Moderatoren wie Armin Wolf oder Tarek Leitner laut "Salzburger Nachrichten" vermehrt durch die Verwendung des sogenannten Glottisschlages aufhorchen. Dieser bezeichnet die Sprechpause, die etwa das Gendersternchen in Konstruktionen wie "Moderator*innen" deutlich machen soll.
Nun kommt aber wieder alles anders. Wie die Medien-Fachzeitschrift "Horizont" am Montag berichtet, soll ein internes Schreiben die geschlechtergerechte Sprache im ORF nun neu regeln. Die ausgesprochenen Empfehlungen einer ORF-Arbeitsgruppe gehe demnach auf die Ergebnisse einer Integral-Umfrage zurück, bei der sich 1.000 Personen zur Thematik geäußert hätten.
Dabei habe der überwiegende Teil der Befragten (77 Prozent) erklärt, die Gleichstellung der Geschlechter als eher bzw. sehr wichtig zu erachten. Unter jüngeren Personen und Frauen sei die Zustimmung größer als unter Männern und Älteren gewesen. Der ORF nehme als öffentlich-rechtlicher Rundfunk dabei eine Vorbildfunktion ein, weshalb 59 Prozent sich für eine geschlechtergerechte Sprache im Rahmen der Berichterstattung aussprach.
Gender-Favoriten
Doch wie das bisher passiert ist, soll sich nun ändern. Denn nur 37 Prozent der Befragten empfanden den Glottisschlag, also die Sprechpause vor der weiblichen Wortendung, als passend. Ebenso absehen sollen die ORF-Redakteure künftig von Kreationen wie "Frauschaft".
Doch was wünschen sich Herr und Frau Zuseher nun? Neutrale Gruppenbezeichnung wie "das Publikum" statt "die Zuschauer" wurden von den Befragten bereits mit deutlich höherer Zustimmung (68 Prozent) gewürdigt. Favorit ist aber die Langfassung des Genderns: die doppelte Nennung beider Geschlechter wie etwa "Österreicherinnen und Österreicher".
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In geschriebener Form schneiden Sonderzeichen wie Stern, Doppelpunkt oder Unterstrich als geschlechtergerechte Worttrennung ebenso schlecht (40 Prozent Zustimmung) ab wie ihre gesprochenen Pendants. Der Schrägstrich ("Teilnehmer/-innen") wurde nun sogar als "problematisch" bezeichnet.
Solche Sonderzeichen-Konstruktionen sind laut "Horizont" beim ORF allerdings ohnehin selten, denn sie durften auch bisher nur in spezifischen Webauftritten wie jenem von FM4, in den Sozialen Medien oder auch in Mails verwendet werden.
Die neuen Empfehlungen für Redakteure sehen nun auch einen Sonderfall für Kurzmeldungen vor. Wenn in Texteinblendungen aufgrund eines Platzproblems nicht beide Geschlechtsformen angeführt werden, dann sei sowohl der Gebrauch der weiblichen als auch männlichen Form zulässig. Aber: ist der Frauenanteil in der beschriebenen Menge hoch, solle an die feminine Form gedacht werden.