Politik

"Geht uns alle an" – Minister Rauch spricht Klartext

"Reden wir darüber, schauen wir auf unsere psychische Gesundheit", appelliert Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Gesundheitsminister Johannes Rauch.
Gesundheitsminister Johannes Rauch.
HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Der 10.Oktober steht international im Zeichen der psychischen Gesundheit. Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Ursachen krankheitsbedingter Beeinträchtigungen in Europa sowie in Österreich: Etwa jeder Vierte in Österreich ist jährlich von einer psychischen Beeinträchtigung betroffen. Die multiplen Krisen der vergangenen Jahre belasten dabei sowohl Erwachsene als auch besonders Kinder und Jugendliche zusätzlich stark. Um die psychosoziale Gesundheit zu stärken und die zusätzlichen Belastungen besser abfedern zu können, setzte die Bundesregierung bereits verschiedene Maßnahmen. Auch künftig soll die psychosoziale Gesundheit verstärkt in den Gesundheitsbegriff eingegliedert werden.

Der WHO-Welttag der psychischen Gesundheit macht international auf die Bedeutung der seelischen Gesundheit und die Notwendigkeit, diese zu stärken, aufmerksam. Dadurch trägt der Welttag der psychischen Gesundheit zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen bei: Stigmatisierung stellt für Betroffene oftmals eine zusätzliche Belastung dar, kann die Heilung behindern und wird daher auch als "zweite Erkrankung" bezeichnet.

"Müssen Engagement verstärken"

"Ich sehe den Tag als Gelegenheit, darüber zu sprechen, was noch getan werden muss, damit die psychische Gesundheitsversorgung für die Menschen weltweit und besonders bei uns in Österreich Realität wird. Wir müssen den Wert und das Engagement, das wir als Einzelpersonen, Gemeinschaften und Regierungen der psychischen Gesundheit entgegenbringen, verstärken und diesen Wert mit mehr Engagement, Einsatz und Investitionen aller Beteiligten in allen Sektoren verbinden. Unser Ziel ist es, dass die psychische Gesundheit geschätzt, gefördert und geschützt wird und alle Menschen Zugang zu erschwinglicher, hochwertiger und der von ihnen benötigten psychosozialen Versorgung haben", betont Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch.

"Die aktuelle Situation, aber auch die vergangenen beiden Jahre, waren für junge Menschen extrem belastend. Ich möchte mich an diesem Welttag der psychischen Gesundheit speziell bei all jenen Menschen bedanken, die in der Prävention tätig sind und mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es einmal nicht gut läuft, bei den Pädagogen und Schulpsychologen, die hinschauen, wenn es Probleme gibt, und natürlich bei allen Psychologen, Psychiater, Ärzten und Pfleger, die für junge Menschen da sind, wenn professionelle Hilfe unausweichlich ist", so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.

"Sich Hilfe zu holen, zeigt Stärke!"

Psychische Gesundheit und Stabilität sind nicht zuletzt wesentliche Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe, sozialen Zusammenhalt, berufliche Leistungsfähigkeit und das Erreichen persönlicher Lebensziele. Daher ermutigen auch Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch und Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm, sich über das eigene Wohlbefinden mitzuteilen und auszutauschen, denn: "Reden hilft. Sich Hilfe zu holen, zeigt Stärke! So wie wir viele physische Erkrankungen früh erkennen können und vorsorgend handeln, müssen wir auch unser Bewusstsein für wirksame präventive Maßnahmen besser schärfen. Reden wir darüber, schauen wir auf unsere psychische Gesundheit", appelliert Gesundheitsminister Johannes Rauch.

Krisenintervention und Abbau von Stigma

Wachsende soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, langwierige Konflikte, Gewalt und Notlagen im Bereich der öffentlichen Gesundheit betreffen weltweit ganze Bevölkerungsgruppen und bedrohen die Fortschritte auf dem Weg zu einem besseren Wohlergehen. Auch COVID-19 hat seine Spuren an unserer psychischen Gesundheit hinterlassen: Schon 2019 vor der Pandemie lebte etwa einer von acht Menschen weltweit mit einer psychischen Störung. Schätzungen zufolge ist die Zahl der Angstzustände und depressiven Störungen im ersten Jahr der Pandemie um mehr als 25 Prozent gestiegen. Die COVID-19-Pandemie hat so zu einer globalen Krise der psychischen Gesundheit geführt, die die psychische Gesundheit von Millionen Menschen kurz- und langfristig belastet.

Einen niederschwelligen Zugang zu psychologischer und psychotherapeutischer Beratung und Behandlung für Kinder und Jugendliche, deren psychische Gesundheit durch die Corona-Pandemie belastet ist, ermöglicht das Projekt „Gesund aus der Krise". Zuletzt wurden für dieses Projekt 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. An einer Fortführung wird innerhalb des Bundesregierung aktuell gearbeitet.

"Ich bin sehr zuversichtlich"

"Ich bin sehr froh, dass wir das Paket über 13 Mio Euro im Frühjahr gemeinsam auf den Weg bringen konnten. Gerade nach Monaten des Lockdown, Distance Learning, abgesagten Maturabällen und Lehrabschlussfeiern war es dringend notwendig einen Fokus auf junge Menschen und deren psychische Gesundheit zu legen, die ganz besonders unter den Folgen der Pandemie gelitten haben. Wir haben erstmals einen One-Stopp-Shop für junge Menschen mit psychischen Problemen geschaffen, an dem Sie unkompliziert verfügbare Therapieplätze anfragen können. Und das Projekt läuft hervorragend, davon konnte ich mir erst vor einigen Wochen selbst ein Bild machen im Gespräch mit den Beratern der Koordinationsstelle. Ich möchte dem Budget nicht vorgreifen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dieses einmalige Projekt fortsetzen werden können", so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.

Auch mit der Sonderrichtlinie "Stärkung der Krisenintervention in Österreich" hat das Gesundheitsministerium zuletzt eine zusätzliche Fördermöglichkeit für Einrichtungen und Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen in psychosozialen Krisensituationen sowie ihren An- und Zugehörigen geschaffen. Stigmatisierung und Diskriminierung stellen nach wie vor ein Hindernis für die soziale Eingliederung und den Zugang zur richtigen Versorgung dar. Die Kompetenzgruppe Entstigmatisierung befasst sich daher mit Empfehlungen für ein multi-strategisches Vorgehen gegen das Stigma psychischer Erkrankungen in Österreich.

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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