Ärger über erste Piste
"Gehört verboten" – Liftbetreiber kontert Klima-Kritik
Ein weißes Band in der sonst schneelosen Landschaft regt auf. Jetzt äußern sich die Betreiber der ersten Ski-Piste der Saison zu der harten Kritik.
Ein weißer Strich in der herbstlich grünbraunen Landschaft sorgt für Aufsehen. Am Freitag haben die Bergbahnen Kitzbühel mit ihrer inzwischen berühmten Piste auf dem Resterkogel die Skisaison eröffnet. Seither kann auf echtem Schnee talwärts gewedelt werden – auch ohne Winter Wonderland.
Die künstlich aufgetragene Bahn lässt viele den Kopf schütteln: "Mit aller Gewalt den Winter erzwingen – nicht gut" oder "Das hat nichts mit Skifahren zu tun. Es gehört verboten", schreiben User unter ein viral gegangenes Tiktok-Video der Piste. Auch Klimaschutz-Bedenken über mutmaßliche Energieverschwendung werden laut, andere stellen die Sinnhaftigkeit des Aufwands infrage.
Denen haben die Verantwortliches einiges entgegenzusetzen: Auf dem Resterkogel kommt sogenannter Depot- oder Altschnee zum Einsatz. Dieser stammt nicht aus künstlicher Beschneiung, sondern fiel ganz natürlich vom Himmel – allerdings in der vorigen Saison.
"Das ist eine altbewährte Sache. Nach dem letzten Saisontag wird der Schnee zusammengeschoben", erklärt Andreas Hochwimmer, der Betriebsleiter am Resterkogel, gegenüber "Heute". Rund 25.000 bis 30.000 m³ werden nahe der Bergstation gesammelt. Das etwa 130 Meter lange und 40 Meter breite Depot ist sogar aus dem Weltall zu sehen:
Wasserdicht verpackt und mit weißem Gletschervlies abgedeckt übersteht der Schnee so ohne zusätzliche Kühlung selbst die Sommerhitze. Der Schwund ist mit bis etwa 15 Prozent des gesammelten Volumens minimal.
Bilder: Piste am kahlen Berg lässt die Wogen hochgehen
Anfang November wurde dann mit dem Auftragen begonnen. Zwei Pistenraupen seien etwa eine Woche lang dazu im Einsatz gewesen, sagt Hochwimmer. Um die Umwelt oder das Klima müsse man sich nicht sorgen. Wasser- und Energieaufwand von Batterien aus Schneekanonen fallen durch den Altschnee-Einsatz weg, in Summe komme diese Methode auch den Bergbahnen billiger.
Skiclubs sind begeistert
Angst, dass die weiße Pracht doch noch wegschmilzt, hat Hochwimmer nicht. Seit Anfang November seien die Nächte sternenklar und eiskalt. Die paar Plusgrade untertags, können dem an einem Nordhang liegenden Schnee kaum etwas anhaben. "Die Piste ist pickelhart", schwärmt der Betriebsleiter.
Das Angebot kommt bei den zahlreichen Ski-Clubs und Schulen in der Umgebung gut an. Webcam-Aufnahmen von der Bergstation zeigen auch Dienstagvormittag regen Betrieb und zahlreiche Wintersportler. Die Tagespreise reichen von 15 Euro für Kinder bis zu 52 Euro für Erwachsene. Trainierer und Rennsport-Aspiranten erhalten mit 28 Euro einen Sonderpreis.
Der Kitzbüheler Skiclub ist jedenfalls dankbar über die Altschnee-Piste. Dadurch müssen Kinder und Schüler, die trainieren wollen, nicht weit fahren. Das spare nicht nur stundenlange Reisen, sondern auch CO2-Emissionen, betont Hochwimmer mit Blick auf die geäußerten Klimasorgen. Er ist überzeugt, dass sein Erfolgsmodell in den heimischen Wintersportregionen noch viele Nachahmer finden wird.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die erste Ski-Piste der Saison in Jochberg bei Kitzbühel, die mit Schnee vom letzten Jahr aufgeschüttet wurde, sorgt auf TikTok für Aufregung und Kritik von Naturschützern und Klimaschützern
- Während einige User das Projekt als unnatürlich und unnötig verurteilen, verteidigen die Pisten-Manager die Nutzung von Altschnee und betonen, dass der Schnee nicht künstlich erzeugt wurde