"Heute"-Kommentar
"Gefurze": Die Grünen sind bis auf die Knochen blamiert
Muss jemand, der den Anstand für sich gepachtet hat, selbst nicht anständig sein? Die Grünen wählten in der Causa Schilling die Trump-Strategie.
Man muss es so deutlich sagen: Schilling ist ein falscher Fuffziger. Das ist keine Erfindung eines politischen Mitbewerbers, keine Zuspitzung einer Zeitung und keine Erfindung eines möglicherweise verletzten Ex-Partners. Nein, es ist ein Fakt. Einer, der bei Gericht aktenkundig ist.
Vergleich bei Gericht aktenkundig
Wie der "Standard" am Dienstag berichtete, darf die Grüne Spitzenkandidatin für die EU-Wahl zukünftig nicht mehr behaupten, dass eine frühere enge Freundin von deren Ehemann geschlagen werde und eine Fehlgeburt erlitten habe. Streitwert dieser Causa: 20.000 Euro.
"Behauptungen, Gerüchte" also, wie Schilling bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz vom Zettel las? Nein, all das ist unter dem Aktenzeichen 5 C 300/24i bei Gericht nachzulesen. "Bald mehr" will Unternehmensberater und Kolumnist Sebastian Bohrn Mena öffentlich machen. Schilling sei "wohl eine der größten Enttäuschungen" seines Lebens.
Falsche Belästigungsvorwürfe
In wochenlanger penibler Recherchearbeit förderte der renommierte Journalist Fabian Schmid Dutzende Chats, Dokumente und Betroffene zutage, die ein – nun ja – schwieriges Verhältnis Schillings zur Wahrheit offenbaren. Sie soll falsche Belästigungsvorwürfe gegen Journalisten erhoben haben, die sich später als haltlos herausstellten.
Und die Grünen? Lieferten am Mittwoch eine Pressekonferenz in übelster Trump-Manier ab. Als "anonymes Gefurze" versuchte Vizekanzler Werner Kogler die Fakten vom Tisch zu wischen. Umweltministerin Leonore Gewessler nannte die tadellose Recherche "eine Kampagne" und Lena Schilling "eine großartige junge Frau".
Diese Pressekonferenz verspottet die Opfer
Einsicht? Null. Die Grünen haben sich am Mittwoch bis auf die Knochen blamiert. Sich in einer Kandidatin geirrt zu haben, ist das eine und kann passieren. An ihr trotz gerichtlich und journalistisch dokumentierter Vorwürfe festzuhalten und diese als "irrelevantes Privates" abzutun, verspottet die Opfer, deren Leben ramponiert ist und die in ihren Jobs vor riesigen Schwierigkeiten standen oder gar zurücktreten mussten.
Muss jemand, der den Anstand für sich gepachtet hat ("Wen würde der Anstand wählen?") selbst nicht anständig sein? Die Grünen haben offenbar eine Entscheidung getroffen. Die Wähler erhalten heuer mehrmals die Möglichkeit, eine Antwort auf diese "Politik mit Herz" zu geben. Das ist das Schöne an einer Demokratie.