Wien

Gastro-Chef Pulker zu Zwangstrinkgeld: "Blödsinn…"

Ein Wiener Lokal verrechnet eine Servicepauschale von 10 Prozent – die Gäste schäumen. Auch der Gastro-Obmann sieht die Praxis skeptisch.

Claus Kramsl
Gastro-Spartenobmann Mario Pulker rät zur Vorsicht bei Servicepauschalen.
Gastro-Spartenobmann Mario Pulker rät zur Vorsicht bei Servicepauschalen.
iStock, "Heute"

Ein Lokal am Wiener Naschmarkt hebt automatisch 10 Prozent "Servicepauschale" ein. Begründet wird das vom Betreiber gegenüber der "Krone" so: "Die Österreicher sind nicht gewohnt, zehn Prozent Trinkgeld zu geben. Unsere Mitarbeiter leben aber davon. Wir weisen in der Karte darauf hin." Sollte sich ein Gast beschweren, würde auf das Einheben der Pauschale verzichtet – "Heute" berichtete, die Wogen gingen hoch.

"Kellner leben vom Gehalt"

"Es ist ein Blödsinn, was der Kollege da von sich gibt", findet der österreichische Gastronomie-Obmann Mario Pulker eindeutige Worte. Die Mitarbeiter würden nicht vom Trinkgeld, sondern vom Gehalt leben. Schließlich gebe es einen Kollektivvertrag – und Überzahlung sei üblich, wenn man Wert auf gutes Personal legen würde. "Um den Kollektivvertrag geht dir ja keiner mehr arbeiten"; so Pulker, der selbst ein Hotel betreibt und rund 30 Angestellte hat.

Auch seien es nicht die Österreicher, die kein Trinkgeld geben würden, sondern oftmals die Touristen. Aber nicht aus Böswilligkeit, sondern weil es mittlerweile in vielen Ländern üblich ist, dass eine Servicepauschale verrechnet wird. Somit glauben Gäste aus dem Ausland, dass ein weiteres Trinkgeld nicht nötig ist. "Wenn also ein Gastronom zu 95 Prozent ausländische Gäste hat und sich für die Pauschale entscheidet, kann das von diesem Gesichtspunkt aus durchaus sinnvoll sein. Bei hauptsächlich einheimischen Gästen kann es aber zu Ärger führen", so Pulker zu "Heute".

Servicepauschale muss man versteuern

Ein weiteres Problem mit der Servicepauschale sei, dass sie sowohl der Wirt als Einnahme, als auch die Servicekraft als Lohnbestandteil versteuern muss. Somit würden von 10 Prozent Servicepauschale weit weniger übrig bleiben, als von 10 Prozent Trinkgeld. "Das ist eine rechtliche Grauzone und kann zu Problemen bei Prüfungen durch die Finanz führen", warnt der Gastro-Obmann. Im Endeffekt müsse jeder Gastronom selbst entscheiden, so Pulker. Er selbst lässt die Finger von einer Servicepauschale und setzt aufs Trinkgeld: "Wenn das Service passt, fährt das Personal damit weit besser und auch der Gast hat ein besseres Gefühl, wenn er oder sie es selbst in der Hand hat, sich für die erbrachte Leistung erkenntlich zu zeigen."

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