Burgenland

Ganzer See verdunstet – es kommt jetzt noch schlimmer

Der Zicksee ist beinahe vollständig verschwunden – in der Hitze verdunstet. Jetzt droht auch dem Neusiedler See eine Katastrophe.

Roman Palman
Der beinahe vollständig ausgetrocknete Zicksee am 20. Juli 2022.
Der beinahe vollständig ausgetrocknete Zicksee am 20. Juli 2022.
ALEX HALADA / AFP / picturedesk.com

Wo einst sich das Wasser im Wind kräuselte und Karpfen den Schlamm nach Nahrung durchsuchten, findet sich heute nur noch ausgetrockneter Boden. Der Zicksee im burgenländischen Seewinkel ist beinahe vollständig verschwunden, er hat sich in der schlimmen Hitze der letzten Wochen wortwörtlich in Luft aufgelöst.

Neue Fotos zeigen nun das tödliche Drama aus dem All. Während der Zicksee Anfang Juni noch gut gefüllt war, war er beim Überflug des ESA-Satelliten Sentinel-2 schon fast vollkommen ausgetrocknet. Der Boden gleicht einer Sandwüste:

Zwischen den beiden Bildern liegen nur wenige Wochen: Links der Zicksee voll Wasser Anfang Juni, rechts ein fast vollkommen ausgetrockneter See am 24. Juli.
Zwischen den beiden Bildern liegen nur wenige Wochen: Links der Zicksee voll Wasser Anfang Juni, rechts ein fast vollkommen ausgetrockneter See am 24. Juli.
Sentinel-Hub / ESA-Sentinel 2

Die Bilder aus dem All lassen die Katastrophe am Boden nur erahnen. Seit vergangener Woche waten Behördenarbeiter und Sportfischer der Umgebung durch das nicht mal mehr knietiefe Wasser, um die im schwindenden See eingeschlossenen Karpfen aus ihrer tödlichen Falle zu retten – Zander und Hechte waren da bereits längst umgekommen. Doch vielfach kommen sie zu spät, riesige Haufen an Fisch-Kadavern säumten bereits das Ufer, wie Fotos vor Ort zeigen:

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    Der Zicksee in der Marktgemeinde Sankt Andrä im Seewinkel trocknet rasant aus.
    Der Zicksee in der Marktgemeinde Sankt Andrä im Seewinkel trocknet rasant aus.
    Leserreporter

    Verantwortlich dafür sind die zwei blockierenden Hochs namens Jürgen und Lebrecht, die Österreich seit Wochen im Hitze-Klammergriff halten. Auch "ein ortsfestes Tief bei Portugal" habe zu der großen und vor allem sehr langanhaltenden Hitze aus Nordafrika in Richtung Mitteleuropa beigetragen, weiß UBIMET-Wetterexperte Michele Salmi. "Für die heutige Hitze müssen wir uns beim Nordseetief Daniela bedanken. Denn im Vorfeld ihrer Kaltfront wird neuerlich und vorübergehend sehr heiße Luft aus Spanien in den Alpenraum geführt".

    Nur wenige Kilometer weiter, droht dem großen Bruder des Zicksees, dem Neusiedlersee,  eine ähnliche Katastrophe: In nur sechs Wochen ist dort der Wasserstand um 20 Zentimeter auf einen historischen Tiefststand [seit Beginn der Messungen 1965, Anm.] gesunken. "Damit hat der See 60 Milliarden Liter Wasser verloren", vermeldete kürzlich der ORF-Meteorologe Daniel Schrott.

    Fischsterben im Neusiedler See beginnt

    Auch im Neusiedler See setzt bereits das Massensterben ein. Wie die Nachrichtenagentur APA am Samstag meldet, ist die Situation im Meer der Wiener bereits dramatisch. Die Hitze und der tiefe Pegelstand haben laut dem Wasserportal des Hydrographischen Dienstes Burgenland die Wassertemperatur zum Teil auf über 30 Grad aufgeheizt. Das führt auch zu einem niedrigeren Sauerstoffgehalt.

    Für die empfindlichen Zander und Sichlinge, die kühleres Wasser benötigen, sind  die geänderten Bedingungen schon tödlich. Am Freitag wurden ihre Kadaver bei Weiden am See angespült, am Samstag wurden weiter südlich bei Illmitz tote Fische gefunden. In beiden Fällen wurden sie von Berufsfischern entfernt, doch wie der Chef des Hauptreferats Wasserwirtschaft beim Land Burgenland, Christian Sailer, weiß, kommt es gerade in Ufernähe und im Schilf zu häufigerem Sterben.

    "Derzeit schaffen es die Berufsfischer, die toten Fische zu entfernen", betont der Leiter der "Task Force Neusiedler See-Seewinkel". Eine generelle Umsiedlung wie beim Zicksee könne man beim Neusiedler See aufgrund der Größe gar nicht durchführen, die Lage werde deshalb genau beobachtet.

    Lage wird noch dramatischer

    Die nächsten Tage bringen noch keine Entspannung. Zwar werden in den kommenden Tagen einige schwere Gewitter mit teils Starkregen über das Land ziehen, doch weder verschaffen sie uns und der Natur die ersehnte Abkühlung, noch bringen sie Abhilfe gegen die anhaltende Trockenheit. Selbst wenn es lokal mal richtig Wassermassen vom Himmel haut, so ist das doch leider auf die Größe des Neusiedler Sees gerechnet nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Schon ab Mittwoch geht es im Osten mit Temperaturen jenseits der 30 Grad wieder weiter.

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