Ukraine
"Fürchtet um sein Leben" – so schlimm ist Putins Parano
Früher bewachte er Wladimir Putin. Nach seiner Flucht nach Südamerika packt Vitaly Brizhaty jetzt über die wirre Psyche des Kreml-Chefs aus.
Bis zu seiner Flucht nach Ecuador war er für die Bewachung eine der luxuriösen Residenzen des russischen Präsidenten auf der Krim-Halbinsel zuständig. In einem Fernsehinterview mit dem Sender "TV Dojd" packt Vitaly Brizhaty jetzt über seinen ehemaligen Arbeitgeber aus. So paranoid ist Wladimir Putin.
"Er vertraut nur noch den Leuten, die ihm sehr nahestehen", sagt der Ex-Bodyguard. Damit seien nebst persönlichen Vertrauten die Agenten des präsidialen Sicherheitsdienstes gemeint, wie das russische Secret-Service-Pendant heißt. Es sei daher nicht ungewöhnlich gewesen, dass der exakte Aufenthaltsort des Präsidenten selbst seinen engsten Leibwächtern verborgen bleib.
Verwirrspiele und "einfach Wahnsinn"
"Der Kreml kündigt Putins Ankunft jeweils an zwei verschiedenen Flughäfen an – schlussendlich ist er dann aber auch schon auf dem Seeweg auf die Halbinsel gereist", so Brizhaty. Dies führe regelmässig zu Verwirrung unter den Sicherheitskräften.
In Putins Landhaus bestand Brizhatys Aufgabe darin, Geschenke zu überprüfen, die Putin und seinem Gefolge dorthin mit Hilfe der Diensthunde gebracht wurden: "So sehr fürchtet dieser Mann um sein Leben", erklärt der Ex-Leibwächter. In der Nähe des Landhauses leben auch Ex-Präsident Dmitri Medwedew und der Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes Alexander Bortnikow, weshalb dort häufig hochrangige Beamte zu Besuch sind.
Ein weiteres Beispiel von Putins Paranoia: Wenn der Kreml-Chef Sewastopol auf der Krim besucht, musste der örtliche Gouverneur davor mehrere Wochen in Quarantäne verbringen. "Es ist einfach Wahnsinn", so Brizhaty.
Abtrünnige werden an die Front geschickt
Laut dem geflohenen Wachmann war es Angestellten der Leibgarde des Kremls verboten, mit ukrainischen Verwandten, US-Bürgern und Einwohnern von EU-Ländern sowie allen anderen Personen, die der russischen Invasion kritisch gegenüberstehen, zu kommunizieren. Deshalb habe er versucht, seinen Job als Leibwächter zu kündigen, so Brizhaty. Allerdings habe man ihm in der Folge damit gedroht, ihn an die Front zu schicken. Später gelang ihm schließlich die Flucht nach Ecuador.