Für die Follower – Zwei junge Landwirte ackern sich ab

Nur drei Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft erwerbstätig und wissen heute noch, wie Lebensmittel wirklich produziert werden. Martina Prutsch (24) und Johannes Burchhart (27) gehören zu diesen drei Prozent. Tag für Tag pflügen sie Felder und säen und ernten Getreide und Obst.

Dabei haben sie ständig Kamera und Drohne mit dabei. Denn die Steirerin und der Niederösterreicher sind jung, digital affin und wollen das nutzen. Sie lassen ihre Follower auf Instagram am Leben auf dem Hof teilhaben und möchten zeigen: Landwirtschaft ist cool.

24-jährige Landwirtin zeigt wie's geht

Prutsch ist in der Südosteiermark zu Hause. Genauer gesagt in St. Stefan im Rosental. Dort bewirtschaften ihre Eltern über 100 Hektar Ackerfläche. Mais, Kürbis und Getreide baut die Familie an. Auch die 24-Jährige packt tatkräftig mit an und baut gerade einen Online-Shop für die hofeigenen Produkte auf. Die Ausbildung zur Landwirtschaftsmeisterin hat sie erfolgreich abgeschlossen. Den Betrieb ihrer Eltern möchte Prutsch in Zukunft übernehmen.

"Ich habe einen Bericht über Pflanzenschutzmittel gelesen, in dem die Landwirtschaft total negativ dargestellt war. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich etwas ändern will und die Leute da draußen informieren möchte", erzählt die Steirerin. Und wie funktioniert das im 21. Jahrhundert besser als mithilfe der Sozialen Medien? "Anfangs habe ich aus Spaß Trends mitgemacht und z.B. einen bekannten Tanz mit unserem Traktor gefilmt", erzählt sie.

Junge Landwirte starten online durch

Was Anfang 2021 begann, wirkt bis heute: 92.300 Menschen folgen der Steirerin mittlerweile auf Instagram. Diese erreicht sie vor allem mit Erklärvideos. "Ich möchte den Alltag einer jungen Landwirtin darstellen – und zwar verständlich, auch für Leute, die nichts damit zu tun haben", erzählt Prutsch.

Ähnlich verhält es sich bei Johannes Burchhart. Im Familienbetrieb mit Ackerbau, Weinbau und Obstbau sowie im Wirtshaus im Tullnerfeld hat der 27-Jährige alle Hände voll zu tun. Die Kamera hat er meistens trotzdem noch mit im Gepäck. "Ich wollte nie Influencer werden", stellt der Niederösterreicher klar. Aber ein Foto mit Traktor kam auf Instagram ganz gut an und Burchhart merkte, dass Potenzial vorhanden ist, welches er nutzen möchte.

Feldarbeit und Schnitzel auf Kamera

8.114 Follower hat der Landwirt aus Niederösterreich mittlerweile. Diese versorgt er seit rund neun Jahren mit interessanten Fakten und Hintergrundinfos aus der Landwirtschaft. "Mein Ziel ist es zu motivieren und Wissen aus der Landwirtschaft, das heute fast niemand mehr hat, durch meine Inhalte cool und knackig darzustellen", erzählt er.

Landwirtschaft ist harte Arbeit. Auch das möchten die beiden Influencer zeigen. Für Prutsch geht es bereits um 5 Uhr in der Früh los. Neben der Arbeit auf den Feldern versucht sie noch Bilder und Videos für Instagram zu produzieren. So einfach ist das aber nicht immer: "Wenn die Maisernte um 14 Uhr ansteht und es dann regnet, muss man flexibel sein", so Prutsch. "Im Gasthaus kann man sowieso schwer planen. Da stehe ich in Schürze und brate gerade Schnitzel an. Videos oder Fotos müssen dann manchmal kurz warten", ergänzt Burchhart.

Wissen und eine Prise Gesellschaftskritik

Auch kritische Themen wie Tierwohl, Pflanzenschutz oder Lebensmittelverschwendung wollen die Steirerin und der Niederösterreicher auf ihren Social-Media-Plattformen nicht unkommentiert lassen. "In der Landwirtschaft denkt man in Generationen. Wir wirtschaften nicht nur für uns, sondern für die ganze Gesellschaft. Es ist ein Geben und Nehmen und wir finden es schön, wenn die Gesellschaft das auch wertschätzt", so die beiden.

Prutsch und Burchhart sind Teil des Projekts "farmfluencer.at", welches vor zwei Jahren vom Verein "Wirtschaften am Land" ins Leben gerufen wurde. 23 junge Bäuerinnen und Bauern zeigen dabei täglich das Leben am Hof und vermitteln in den sozialen Medien, was die österreichische Land- und Forstwirtschaft leistet.