Neue, schaurige Details

Fritzl – am Küchentisch angebunden, essen wie ein Hund

Er tat seinen Opfern Schreckliches an, doch nun glaubt Josef Fritzl, die Freiheit verdient zu haben. Er bat eine Anwältin per Post um Hilfe.

Österreich Heute

Juristin Astrid Wagner schildert nun exklusiv in "Heute", wie sie überhaupt an das Mandat für  den berühmt-berüchtigsten Häftling Österreichs kam. Josef Fritzl habe sich per Brief an sie gewandt. "Eines Mittags fand ich einen handgeschriebenen Brief von ihm in meiner Kanzlei. Da er seinen Namen in der Zwischenzeit geändert hat, hat es kurz gedauert, bis ich wusste, um wen es sich bei dem Absender handelt." Ihr war sofort klar, dass sie schnellstmöglich persönlich Kontakt zu ihm aufnehmen will.

Die Gespräche verliefen gut, es entstand der Plan gemeinsam ein Buch zu schreiben. Die Schilderungen Fritzls zu den Taten selbst fanden aufgrund des Opferschutzes jedoch keinen Einzug ins Werk. Doch das Buch bietet dennoch genug Einblicke in seine kranke Welt: So habe ihn seine Mutter bereits im Alter von drei Jahren am Esstisch angebunden. Sein Essen stand dann wie ein Hundenapf vor ihm. 

1/22
Gehe zur Galerie
    Das erste Foto seit 15 Jahren: Josef Fritzl am Weg zum Landesgericht Krems.
    Das erste Foto seit 15 Jahren: Josef Fritzl am Weg zum Landesgericht Krems.
    Sabine Hertel

    "Es war auch die Nazizeit" als er miterlebte, wie seiner Mutter ein Auge ausgeschlagen wurde. "Hätte Josef Fritzl früher schon Psychotherapie bekommen, hätte vielleicht vieles verhindert werden können", meint die Anwältin. Fritzl habe "kein Problembewusstsein" und wünscht sich sogar Kontakt zu seiner Familie und träumt von einem Leben in Freiheit auf einem Bauernhof mit Ziegen.

    Zumindest das Leben in Freiheit könnte tatsächlich Realität werden: Denn Anwältin Astrid Wagner hat die Verlegung in den Normalvollzug beantragt, der tatsächlich vor einem Dreirichtersenat (nicht rechtskräftig) bereits gewährt wurde – wir berichteten hier, hier und hier. Dagegen brachte die Staatsanwaltschaft eine Beschwerde ein. Jetzt erklärt die Juristin, wie es mit dem mittlerweile 88-Jährigen weitergeht. Sollte Fritz wirklich in den Normalvollzug verlegt werden, könnte er in absehbarer Zeit auf freien Fuß gesetzt werden.

    Die Verzögerung des Verfahrens durch die Beschwerde der Staatsanwaltschaft sieht sie nicht als Nachteil. "Immerhin ist Fritzl gut untergebracht und der Maßnahmenvollzug ist für ihn an sich nicht schädlich", so Wagner. Nachdem über die Beschwerde beraten wurde, wird dann bald endgültig über die Zukunft des Häftlings entschieden.

    Fritzl im Video – hier wird er zu Gericht gefahren:

    Ein Rückblick: Der einmalige und unfassbar grausame Fall um Inzestvater Josef Fritzl schockierte die Welt.Der Familienvater aus Amstetten (NÖ) seine eigene Tochter 24 Jahre lang in einem Keller unter seinem Haus in eingesperrt und ihr Grausames angetan. Vor Kurzem war bekannt geworden, dass der mittlerweile 88-Jährige und angeblich an Demenz erkrankte bald in den Normalvollzug verlegt und somit bald entlassen werden könnte. Er war am 19. März 2009 einstimmig zu einer lebenslanger Haftstrafe und zu einer Einweisung in eine Anstalt verurteilt worden.

    Er hätte sich niemals das Leben genommen

    Bei anderen Tätern misst Fritzl übrigens mit anderem Augenmaß: Der Schwerstverbrecher fühlte sich anno 2006 "seelisch besonders belastet". Medienberichte über den Fall Kampusch hätten ihn "nachdenklich gestimmt". Dennoch rechnete er für sich "mit einer milden Strafe". Jede Selbstkritik vermissen lassend, geht er mit Kampusch-Kidnapper Wolfgang Priklopil hart ins Gericht – weil er Suizid verübt hat: "Ich hänge nämlich am Leben."

    In Fritzl steckt nicht nur ein Monster

    Wagner fühlte sich in die verdrehte Gedankenwelt ihres Mandanten ein. Aus ihrer Sicht ist Fritzl nicht nur böse. Es ist ihr wichtig, sein Recht auf Freiheit durchzusetzen. Dass sie sich damit nicht beliebt macht, ist ihr klar und ihr auch "völlig egal". Bereits bei ihrer Beziehung zu Jack Unterweger hatte man ihr prophezeit, sie würde nicht als Anwältin arbeiten können. Es ist allerdings ganz anders gekommen. Ein weiteres Buch steht bereits kurz vor der Veröffentlichung.

    red
    Akt.