Neustart in Freiheit
Freispruch! Verfolgter Kellervater lebt nun ohne Keller
Der als Kellervater von Obritz bekanntgewordene Autor Tom L. (56) wurde vom Vorwurf des schweren Betrugs freigesprochen – und hat keinen Keller mehr.
Aufatmen bei Tom L. (56), der nach dem Prozess seiner Familie in die Arme fiel: Der streitbare Systemkritiker, Buchautor und Lebenskünstler wurde am Mittwochabend nach 9-stündiger Verhandlung am Landesgericht Krems (NÖ) – wir berichteten – freigesprochen.
Anzeige stellt sich als Komplett heraus
Vier Landwirte aus dem Waldviertel hatten dem sechsfachen Familienvater vorgeworfen, sie um insgesamt 360.000 Euro Vermögen gebracht zu haben. Vor Gericht fielen diese Behauptungen durch die penible Buchführung des Angeklagten und beachtliche Vermögensnachweise wie ein Kartenhaus in sich zusammen. So sollen die Bauern dem durch Investments mit Edelmetallen schwerreich gewordenen Familienvater stattdessen Geld schulden.
„Bevor ich Tom, diesem A*sch, auch nur einen Cent zurückzahle, hauen wir ihn in die Pfanne.“
Die Geschichte habe im März des Vorjahres seinen Ausgangspunkt genommen, als Tom L. von den Schuldnern Geld zurückwollte. "Bevor ich Tom, diesem A*sch, auch nur einen Cent zurückzahle, hauen wir ihn in die Pfanne", habe einer der Landwirte entschlossen und sein Vorhaben tatsächlich in die Tat umgesetzt – gemeinsam mit den anderen brachte er eine Betrugsanzeige ein, die in einer Festnahme in Ungarn mündeten – wir berichteten.
Vor Gericht brachten die Zeugenaussagen jedoch statt Klarheit neue Widersprüche. Ein Landwirt wusste plötzlich nicht mehr, ob er das "verlorene" Geld in bar oder per Überweisung an Tom L. übergeben hatte. Es kam zum hitzigen Schlagabtausch mit dem Richter, der immer wieder auf die Wahrheitspflicht verweisen musste.
Kein Keller in neuem Haus
Auch Verteidiger Gerhard Taufner konnte helfen, die Vorwürfe der angeblichen Opfer als völlig unglaubwürdig zu entkräften. Noch im Gerichtssaal bekam Tom L. daher vom Richter seinen Reisepass retour, verließ den Saal nach dem Freispruch als freier Mann.
Schon bald geht es für ihn zurück nach Ungarn, dort will sich L. um seinen Obstgarten kümmern. "Keller gibt es im neuen Haus übrigens keinen", verriet er "Heute", die Kinder besuchen mittlerweile eine Regelschule. Nur Lebensmittelvorräte gibt es im Hause L. nach wie vor genug – allein 30 Dosen Linsen, Dosenbrot und Käse stünden bei ihm im Regal.
Aussteiger L.: "Bin mit dem System versöhnt"
"Ich habe mich mit dem System versöhnt", sagte er nach dem Prozess. Als Nächstes plant der ehemalige "Kellervater" von Obritz (NÖ) ein neues Buch zu veröffentlichen, indem er die traumatische Zeit in U-Haft, die Liebe zu seiner Frau und seine neue Einstellung zum Staat thematisiert.
Pfefferspray und Waffen habe er indes völlig abgeschworen. Im Mai des Vorjahres war er in Abwesenheit zu zehn Monaten bedingter Haft verurteilt worden, da er Behördenmitarbeiter mit Pfefferspray besprüht hatte. "Der bewaffnete Widerstand gegen Behördenmitarbeiter war ein schwerer Fehler", gestand er nun ein – und will nun in seiner neuen ungarischen Heimat Frieden finden.
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Auf den Punkt gebracht
- Der als "Kellervater von Obritz" bekannte Autor und Systemkritiker Tom L
- (56) wurde vom Vorwurf des schweren Betrugs freigesprochen, nachdem die Anschuldigungen vor Gericht durch seine Buchführung und Vermögensnachweise widerlegt wurden
- Nach dem Freispruch plant er ein neues Buch zu veröffentlichen und hat sich mit dem System versöhnt