Gesundheit

Forscher finden Grund, warum Corona die Lunge zerstört

In der Akutphase einer Corona-Erkrankung leiden die meisten an Lungenbeschwerden. Warum das so ist, konnte eine Studie aus Bonn herausfinden. 

Sabine Primes
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Befällt das Coronavirus die Lunge, führt dies zur Zerstörung des Lungengewebes (Fibrose).
Befällt das Coronavirus die Lunge, führt dies zur Zerstörung des Lungengewebes (Fibrose).
Getty Images/iStockphoto

Auf Basis bisheriger Studien zur COVID-19-Pandemie ist bekannt, dass eine spezielle Form der weißen Immunzellen, die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), einen wichtigen Beitrag zur frühen antiviralen Immunantwort gegen SARS-CoV-2 leisten. Wie und warum aber Betroffene keine Luft mehr bekommen, konnten Forscher der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) untersuchen.

Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) machen etwa 10-15 Prozent der Lymphozyten im menschlichen Blut aus. Sie werden zum angeborenen Immunsystem gezählt, weil sie unmittelbar virusinfizierte Zellen oder Tumoren sehr effektiv attackieren und eliminieren können.

Die Forscher untersuchten in regelmäßigen Abständen Blutproben von 205 Probanden teilweise von der ersten bis zur sechsten Woche nach der Infektion. So konnten sie die molekularen Eigenschaften und Funktionen der Zellen im zeitlichen Verlauf einordnen.

Anhaltende Fehlfunktion bei schweren COVID-19 Verläufen

Es zeigt sich, dass bei schweren Verläufen von COVID-19 häufig die Fähigkeit der natürlichen Killerzellen eingeschränkt ist, eine krankhafte Vermehrung von Bindegewebe (Fibrose) in der Lunge zu verhindern. Die Folge: Das Bindegewebe breitet sich aus, die Lunge vernarbt, die Sauerstoffaufnahme aus dem Blut läuft nicht mehr reibungslos. Schlimmstenfalls kann der Patient ersticken.

NK-Zellen verlieren antifibrotische Aktivität

„Drei Wochen nach Infektion waren bei schweren Verläufen molekulare Muster in den NK-Zellen zu erkennen, die bereits bei anderen Immunzellen im Kontext der Fibrosebildung bekannt sind. Passend dazu haben diese NK-Zellen ihre Kapazität, Gewebevernarbungen zu verhindern, erheblich verloren. Dies hat möglicherweise einen Einfluss auf den Umbau des Bindegewebes in der Lunge“, ergänzt Dr. Anna Aschenbrenner, ebenfalls Co-Leiterin der Studie und am Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn sowie am DZNE tätig.

"Inwieweit diese Ergebnisse einen therapeutischen Ansatz unterstützen, muss in nachfolgenden Studien untersucht werden. Allerdings haben wir hier ein gutes Fundament für das Verständnis von NK-Zellen bei der Entstehung und Entwicklung von COVID-19 geschaffen", sagt Dr. Benjamin Krämer von der Allgemeinen Inneren Medizin I des Universitätsklinikum Bonn, einer der Erstautoren.

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